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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Wohnzimmer. Das hatte Zeit. Dann legte sie die ersten großformatigen Abzüge nach Filmen und Exkursionen geordnet auf dem Küchentisch aus. Erleichtert stellte sie fest, dass ihr bei ihren Ausflügen der letzten Tage neben einigen unscharfen und damit für ihre Demonstrationszwecke im Seminar völlig unbrauchbaren auch viele sehr schöne Aufnahmen gelungen waren. Sie schwelgte in ihren Fotos.
    Schon nach wenigen Minuten holte Laura Papier, Bleistifte und ihren Lieblingsradiergummi herzu, denn damit gelangen beim Transkribieren die Korrekturen leichter, wenn sich bei unleserlichen Buchstaben oder unklaren Wortendungen durch Schriftvergleich die eine oder andere Änderung ergab.
    Scharfe Kontraste ließen sie die Buchstaben im Balken eines Eckhauses in Gardelegen gut erkennen: »Glove, Leve, Trüe, Ehre. Slapen leider alle vere.« Über das Gelingen dieser Aufnahme war sie besonders froh, denn plattdeutsche Inschriften waren selten, obwohl die Menschen in den vergangenen Jahrhunderten in der Altmark vorwiegend Platt sprachen. Die unverblümte Feststellung auf dem Hausbalken hatte ihren Grund, wie Laura beim weiteren Abschreiben feststellte: »NACH DEN ABERMALICHEN ERLITENEN UND ERBÄRMLICHEN GROSEN BRANDTSCHADEN SO MIR LEIDER ZVM DRITTEN MAHL HERTZ WIEDER SEHR SCHWER BETROFFEN HABE ICH ELIAS WENTLANDT UND CATRINA NIPASEN DIESES HAVS DURCH GOTTES GNADE VND SEGEN IM SELBIGEN JAHR ANNO 1685 DEN 30. SEPTEMBER WIEDER AVFBAVEN LASSEN« . Laura notierte mit einem ganz weichen Bleistift auf die Rückseite des Fotos: Gardelegen 1685.
    Der nächste Spruch gefiel offenbar vielen Bauherren, denn er war öfter zu lesen: »WER NUR DEN LIEBEN GOTT LEST WALTEN UND HOFFET AUF IHN ALLE ZEITEN, ... ERHALTEN IN ALLEM NOT UND TRAURIGKEIT. WER GOTT DEM ALLERHOCHSTEN TRAUT, DER HAT AUF KEINEN SAND GEBAUT. DEN 26. MAIUS 1787« . Kalbe an der Milde, Rathausstraße, eingeschnitzt, bemalt, 1787, schrieb sie auf.
    Die Inschrift auf dem nächsten Foto war recht klein. Laura erinnerte sich, dass sie sich absichtlich etwas weiter entfernt von dem Haus in Wiepke aufgestellt hatte, um das gesamte Gebäude auf das Bild zu bekommen. Zweifelsohne war es am Zerfallen, und da sich anscheinend niemand um dieses alte Bauernhaus scherte, würde es bald, wie so viele andere, zu einer Ruine werden. Um die Inschrift im Seminar lesbar präsentieren zu können, würde sie eine starke Vergrößerung benötigen. Sicher bekam Michael das in seiner Dunkelkammer hin. Laura holte sich eine Lupe, um die Wörter lesen und auf ein neues Blatt Papier schreiben zu können. Sie arbeitete konzentriert, Buchstabe für Buchstabe. Dann entdeckte sie ihn: einen kleinen, doch deutlich erkennbaren Zacken über dem letzten Wort am Haus. Und dann noch zwei. Eine Zackenlinie! Konnte das sein? Ungläubig und mit pochendem Herzen sah sie ein zweites Mal hin.
     
 
    ~ 26 ~
     
Laura hoffte, Walter in seinem Büro anzutreffen. Sie flitzte die paar Schritte hinüber und hatte Glück.
    Er war gerade von seiner Morgenrunde durch das Dorf zurück. Mit einem Kaffee hatte er sich an die Schreibmaschine gesetzt, um seinen Tagesbericht zu beginnen. Viel Zeit würde er nicht brauchen. Es gab nur wenige Hinweise zum Mädchenmord zu protokollieren. Zum massakrierten Hund konnte er gar nichts Neues in Erfahrung bringen. Andererseits hatten die meisten Leute ihn mehr oder weniger deutlich ausgefragt, was denn genau passiert sei und wie weit die Polizei mit ihren Ermittlungen schon war. Das Interesse und die Aufgeregtheit der Leute waren verständlich, wurden sie doch von fremden Polizisten zu einem Kindermord befragt, und dass es sich sogar um einen Sexualmord handelte, hatte inzwischen zumindest als Gerücht die Runde gemacht. Neben Neugier und Angst war bei einigen bereits eine unterschwellige Wut spürbar gewesen.
    »Sieh mal, was ich eben entdeckt habe!«, rief Laura ihm erregt zu. »Diebe!«
    Mehr als deutlich war Walter anzusehen, dass er nicht wusste, wovon sie redete. Doch kannte er sie lange genug, um zu wissen, dass Laura selten, und wenn er es recht bedachte, nie, ohne Grund begeistert war. Als Laura ihm von ihrer Entdeckung berichtete, war er in der Tat einigermaßen erstaunt: »Auf so was wäre ich nie gekommen. Das wäre mir gar nicht aufgefallen!« Dann hob er eine Braue und fragte mit ironischem Unterton: »Wieso kennst du dich eigentlich mit Zinken aus?«
    »Wieso nicht? Ich habe schließlich studiert!«, gab sie grienend zurück, als würde das alles erklären.
    Walter sah Laura

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