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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Schlimmste weg. Gegen Abend ist er aufgewacht. Judith wird sich morgen mit ihm unterhalten können.«
    »Na, das klingt doch alles ganz zufriedenstellend. War sicher anstrengend. Kein Wunder, dass ihr beide ausseht wie …«
    Judith erschien wieder und ließ sich seufzend auf einen Stuhl fallen. »Sag’s ruhig ganz offen. Wie Gespenster? Zombies? Mich kann heute nichts mehr erschüttern.«
    »Schon gut«, lächelte Laura, »ruh dich aus.«
    Während Walter einen Teller voller geschmierter Stullen in Judiths Reichweite schob und ihr gut gefülltes Weinglas auffordernd mit seinem anstupste, fragte er Laura: »Und? Wie ist es dir nach unserem Schäferei-Ausflug ergangen?«
    Laura überlegte kurz, ob sie angesichts von Judiths Erschöpfung ihr Anliegen wirklich noch vorbringen sollte. Dann entschloss sie sich aber dazu, da sie befürchtete, sonst womöglich einen nützlichen Hinweis für die Ermittlungen nicht gegeben zu haben. Laura begann etwas umständlich: »Ich habe mir meine Inschriftensammlung noch mal durchgesehen und ein wenig systematisiert, nach Schriften, Typen, Bemalung, Farbgebung und so weiter. Schließlich will ich das alles ja im Paläografieseminar nutzen. Man könnte aber auch alles thematisch ordnen: Gebete, Hinweise auf Feuersbrünste ..., ich bin mir noch nicht sicher, worauf das alles hinauslaufen wird. Aber wisst ihr, eigentlich muss ich euch was anderes erzählen.«
    Walter und Judith sahen sie an und kauten schweigend weiter.
    »Also, in meinen zweiundsechzig Balkeninschriften habe ich fünf Diebeszinken entdeckt. Aufgemalte. Das konnte ich allein mit Hilfe der Fotos erkennen. Natürlich nicht bei der Schäferei, da war die Farbe schon fast weg. Es könnte doch sein, dass ich auch bei anderen verwitterten Inschriften den Zinken übersehen habe!«
    »Fünf von zweiundsechzig. Ist das viel oder nicht?«, überlegte Walter laut.
    »Darum geht es nicht.«
    »Worum dann?«
    »Mit diesen Zinken stimmt etwas nicht.«
    Ihre Zuhörer warteten auf eine Erklärung.
    »Passt auf: Bei der Zabel, also einer Witwe, steht ›Mann im Haus‹ und bei den Bolls ›Alte Leute‹. Beides haut nicht hin.«
    Walter musste nicht lange überlegen. »Stimmt, heutzutage nicht. Die Hinweise sind einfach nicht mehr aktuell. Aber wenn, wie die Farbe ja beweist, die Markierungen schon älteren Datums sind, konnten sie doch früher gestimmt haben.«
    Laura war noch nicht fertig: »Interessant ist aber, dass der ermordete Hund der Schäferei vor der Tür des anderen gekennzeichneten Hauses liegt«, betonte sie.
    Judith nickte wieder und trank einen Schluck Wein.
    Walter erinnerte sich an die umfangreiche Liste der Diebstahlsanzeigen, die er von Lisa bekommen hatte. Er griff in seine Jackentasche und holte sie hervor. In ihr suchte er die Adressen von Lauras fünf gefundenen Gebäuden. »Wenn ich es richtig sehe, befinden sich die Zinken an Bruchbuden oder Ruinen, an einem Stall oder bei Leuten, denen nie etwas gestohlen wurde. Eigenartig. Du hast recht.«
    »Genau das versuche ich die ganze Zeit zu sagen.« Laura war froh, dass er ihr zustimmte.
    Judith, die kaum ein Wort gesprochen hatte, seit sie nach Hause gekommen war, schluckte ihren letzten Happen runter und sagte dann: »Wäre es möglich ... also, was wäre, wenn die Zinken nicht als Hinweise für Diebe gedacht waren. Und auch nicht von Dieben angebracht wurden. Wenn jemand anders diese alten Codes nachgenutzt hat?«
    »Was meinst du?«, fragte Walter.
    Judith sah ihm fest in die Augen: »Mann im Haus. Alte Leute ... Das könnten genauso gut Hinweise sein, die anderen Übeltätern helfen könnten, bestimmte Opfer auszuwählen oder eben gewisse Häuser zu meiden. Beispielsweise auch Sexualstraftätern.«

Mittwoch
     
 
    ~ 48 ~
     
Grambow holte Judith Brunner gleich nach dem Frühstück ab. Sie hatten verabredet, gemeinsam zum Krankenhaus nach Gardelegen zu fahren. Sein morgendlicher Anruf auf der Station hatte ergeben, dass es Mirow weiter besser ging und der Arzt hatte ihnen ein paar Minuten für ein Gespräch zugestanden.
    Lothar Mirow würde Grambow nicht zum ersten Mal sehen, und Judith hoffte, dass er ihn erkannte. Sie selbst war für den Schwerverletzten eine Fremde, und wenn sie bedachte, wie zurückhaltend er auf Erwachsene reagierte, war es sicher besser, wenn er mit jemand Vertrautem sprechen konnte.
    Der Fahrstuhl brachte die beiden Polizisten in die dritte Etage des Krankenhauses. Als sich die automatischen Türen öffneten, standen zwei kichernde

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