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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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betrachtete er die zwei jungen Männer. Dann lud er Judith zu dem erhofften Kaffee ein und begann mit der Zubereitung. »Nehmen Sie doch bitte Platz.« Während er Tassen und Untertassen aus einem schmalen Glasschränkchen nahm und auf den Tisch stellte, erklärte er: »Die wollen mal Neurologen werden, haben sie zumindest behauptet. Ich habe sie heute in aller Frühe überrascht, wie sie, feixend über eine Leiche gebeugt, angeregt eine Skrotumrasur planten.« Seiner empörten Miene war deutlich anzusehen, dass diese beiden Praktikanten nicht seinen Vorstellungen von angehenden Spezialisten für Erkrankungen des Nervensystems entsprachen. Als Judith Brunner ihn verständnislos ansah, ergänzte Dr. Renz: »Das hatte mit ihren Aufgaben hier nichts zu tun.«
    Jetzt erst brachte Judith ihre Kenntnisse von Anatomie und Latein zusammen. »Oh«, machte sie nur. Vertiefen wollte sie die Gedanken, die sich ihr hinsichtlich dieses möglichen Falles von postpubertärem Studentenhumor unweigerlich aufdrängten, nicht.
    »Sie haben recht«, las Dr. Renz ihre Gedanken und servierte den Kaffee. »Lassen Sie uns über etwas Angenehmeres plaudern. Ihrem Patienten geht es wieder besser, habe ich gehört.«
    Das konnte Judith bestätigen. »Die Verletzungen werden irgendwann wieder heilen. Er hat heftigste Prellungen, zwei Rippenbrüche, Platzwunden.« Sie nahm vorsichtig einen Schluck von dem heißen Kaffee. »Er sagte uns, es waren mehr als zwei Angreifer. Sie haben ihn beschimpft und mit harten Stangen geschlagen. Während dieser Gewaltorgie haben sie ihm gedroht, dass sie ihn zu Tode prügeln würden. Sollte er dadurch nicht sterben wollen, würden sie ihn aufhängen.«
    »Unfassbar!«
    »Das kann man wohl sagen. Immerhin konnte ich ihm die gute Nachricht bringen, dass wir bereits zwei der Schläger gefasst haben.«
    »Gratulation!«
    »Den Dritten werde ich aber auch bald haben.« Judith war sicher, in den Verhören von Boll oder Molitz den fehlenden Namen zu erfahren. Und sie würde alles tun, damit diese Widerlinge keine Milde erfuhren. Was auch immer die Täter geplant hatten, Lothar Mirow tatsächlich anzutun, sie hatten ihn danach in seinem Blut liegen gelassen und seinen Tod billigend in Kauf genommen.
     
 
    ~ 49 ~
     
Walter betrat die Küche und fand Wilhelmina und Laura schlafend vor. Leise stellte er ein Glas mit frisch gekochter Erdbeermarmelade auf dem Tisch ab. Während der Anblick der schlummernden Katze auf dem Küchentisch, zusammengerollt auf einigen Blättern Papier liegend, nicht ganz so ungewöhnlich war, sah Laura, die mit dem Kopf auf ihren zusammengelegten Unterarmen tief schlief, geradezu mitleiderregend erschöpft aus.
    Wilhelmina warf aus schmalen Augen einen Blick erkennbaren Unbehagens auf den Eindringling, begann dann aber umgehend zu schnurren, überzeugt davon, dass endlich jemand gekommen war, um sie zu füttern. Als sie sich zielstrebig erhob und wohlig streckte, verschoben sich einige der mit Skizzen und Notizen gefüllten Seiten. Ein Bleistift rollte vom Tisch und als der auf dem Boden auftraf, erwachte Laura.
    »Wieso bist du aufgestanden? Ich dachte, Judith ist bei dir?«, fragte sie Walter, offenbar annehmend, es sei noch Nacht. Dann bemerkte sie den Sonnenschein und sprang erschrocken auf, um schmerzverzerrt sofort wieder niederzusinken.
    Walter eilte zu ihr. »Was hast du denn? Bist du in Ordnung?«
    Laura griff sich unbeholfen in den völlig steifen Nacken und stöhnte: »Ich habe mich anscheinend furchtbar verlegen«, lamentierte sie verhalten. »Die halbe Nacht muss ich so gesessen haben. Erst wurde ich ewig nicht müde und dann muss es mich gleich am Küchentisch umgehauen haben.« Sie rieb sich die verspannten Muskeln, so gut das mit der linken Hand ging.
    »Lass mich mal ran«, wies Walter an und griff beherzt zu. »Ich massiere dich ein bisschen und dann können wir gemütlich frühstücken.«
    Laura hütete sich zu protestieren und ergab sich seiner entspannenden Behandlung.
    »Du warst gar nicht im Bett?! Was treibst du eigentlich schon wieder mit diesem Kram?«, war Walter interessiert genug, um einen langen Blick auf ihre Papiere zu werfen.
    »Ach, ich konnte mich nach Judiths Bemerkung gestern Abend irgendwie nicht mehr beruhigen. Ihre Idee, die Zinken könnten keine Diebeszeichen, sondern ein Code für Sexualverbrecher sein! Dieser Gedanke hat mich völlig überrascht.«
    »Mal ganz abgesehen davon, dass ich mich Judiths Interpretation keinesfalls anschließe, erklärt das

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