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Nachtprinzessin

Nachtprinzessin

Titel: Nachtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Ich denke, da werden wir uns verstehen.«
    »Sicher.«
    Die Bruschetta kam, und beide begannen schweigend zu essen.
    Die Anfrage aus Giglio war also keine Auszeichnung gewesen. Sie hatten ganz bewusst einen kleinen Krauter haben wollen, ländlich, sittlich und genügsam. Na schönen Dank. Er hatte nicht übel Lust, Minetti zu beweisen, dass so ein kleiner Krauter durchaus in der Lage war, das Rad neu zu erfinden, wie Minetti es nannte. Er würde sich mal so richtig ins Zeug legen, ob es den Schlafmützen auf dieser Insel nun passte oder nicht.
    Als sie die Bruschetta gegessen hatten, gesellte sich Lino an ihren Tisch.
    »Ciao, Valentino«, sagte er und schlug seinem Freund, der aufgestanden war, kräftig auf die Schulter. »Come stai?«
    »Tutto bene. Und bei dir?«
    »Auch alles klar. Ich kann nicht klagen.«
    Minetti drehte sich zu Neri um. »Ich möchte dir Donato Neri vorstellen, er ist die Urlaubsvertretung für Pietro.«
    Lino und Neri schüttelten sich die Hand. Minetti setzte sich wieder.
    »Ihr beide seid heute Abend meine Gäste. Als Einstand sozusagen.«
    »Oh, das ist aber nett von dir, Lino.« Minetti war keineswegs überrascht.
    »Ja, vielen Dank!« Neri war leicht verunsichert und wusste nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte. »Wie komme ich denn zu der Ehre, ich meine …«
    »Machen Sie sich keine Gedanken!« Lino tätschelte ihm die Hand. »Das ist hier bei uns so üblich. Wer zu uns auf die Insel kommt, um zu arbeiten, wird eingeladen. Sicher nicht nur von mir. Das ist unsere Art, Ihnen zu zeigen, dass Sie bei uns willkommen sind.«
    Neri trank einen Schluck Wein. »Grazie. Tante grazie.«
    »Und?«, sagte Lino und wandte sich dabei an Minetti. »Was macht die Angelegenheit mit den beiden Jungs? Habt ihr schon irgendeinen Hinweis, einen Verdacht?«
    »Gar nicht.« Minetti winkte ab. »Wen willst du da auch verdächtigen? Du lieber Himmel, zwei junge Männer nehmen sich an der Hand und fliegen den Möwen hinterher. Das ist wildromantisch, dumm ist nur, dass sie bei dem Blödsinn noch zweihundert Meter tief fallen und auf den Klippen zerschellen. Wenn du mich fragst, ist es so gelaufen. Und auf Hinweise können wir lange warten. War ja niemand dabei! Heutzutage wird zwar jeder Mist auf Video aufgenommen, auf Giglio aber zum Glück noch nicht, und das ist ja auch gut so. Also werden wir nie erfahren, was die beiden für Flausen im Kopf hatten.«
    »Völlig richtig.« Plötzlich tat Lino so, als hätte er nie etwas anderes gedacht als der Carabiniere. »Der Meinung bin ich auch. In die ganze Sache wird viel zu viel hineingeheimnist. Die Leute quatschen halt gern, vor allem hier, wo man sonst keine anderen Themen hat.«
    »Genau. Hast du vielleicht noch ein bisschen Brot für mich?«
    »Certo.« Lino ging in die Küche.
    Neri hatte mit großen Ohren zugehört. Da hatten sich also zwei junge Männer umgebracht. Von den Klippen in den Tod gestürzt. Vielleicht waren sie aber auch gestürzt worden? Die Möglichkeit gab es sicher, auch wenn es dem Giglio-Patrioten Minetti nicht in den Kram passte. Gleich morgen im Büro würde er alles genau durchlesen, was es in den Akten über den Fall gab, und dann würde er mit Gabriella am Telefon darüber sprechen. Sie zerbrach sich gern den Kopf über ungelöste Fälle und sah normalerweise überall Gespenster, wo Neri gar keine vermutete.
    »Sie sagen, die beiden wären von den Klippen gesprungen. Kann es nicht auch sein, dass sie gestürzt wurden. Das heißt, dass sie ermordet wurden?«
    Minetti sah Neri an, als hätte er eine ungeheure Zote gerissen, die ihn einen Moment sprachlos machte.
    »Nein, das kann nicht sein!«, erwiderte er scharf. »Und das können Sie auch nur vermuten, weil Sie die Insel nicht kennen. Auf Giglio gibt es so was nicht. Mord und Totschlag kommen hier nicht vor. Fangen Sie bloß nicht an, sich den Kopf über solchen Unsinn zu zerbrechen!«
    Neri erwiderte nichts, weil er das Gefühl hatte, an seinem ersten Abend bereits einen Fehler gemacht zu haben, und er wollte das nicht noch durch eine weitere Bemerkung verschlimmern.
    »Das habe ich übrigens mit dem Begriff ›das Rad neu erfinden‹ gemeint, Kollege.«
    Neri nickte.
    Rosa kam mit dem Hauptgang und strahlte Neri an. »Ich hab Ihnen noch ein extra Stück Fisch mit draufgelegt«, flüsterte sie. »Sie haben doch sicher Hunger nach der langen Reise …«
    Sie stellte die Teller hin und schenkte den Wein nach.
    »Wenn Sie noch irgendwelche Wünsche haben?« Sie rückte Salz-

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