Nachtprinzessin
suchen Sie sich nicht was anderes?«
»Ich kann nichts anderes. Und ich koche – verdammt noch mal – gern. Verfluchte Scheiße.«
»Sie haben Ihren Küchenchef nicht gemocht?«
»Natürlich nicht. Niemand hat ihn gemocht. Er war ein widerliches Arschloch. Ende. Aber so sind sie alle. Ich kenne keine netten, kultivierten Küchenchefs. Damit muss man sich abfinden.«
»Kein Grund, so ein Arschloch umzubringen?« Bredow grinste, und Alexander grinste zurück.
»Kein Grund, so ein Arschloch umzubringen.«
»Hatten Sie sich an dem Abend denn mit Ihrem Chef gestritten?«
»Wir streiten uns jeden Abend. Das ist nichts Besonderes. Aber an diesem Abend war eigentlich kein großer Krach.«
»Sie sind dann gegangen?«
»Ja. Und zwar so schnell wie möglich. Bloß raus aus dem Schuppen.«
»Und dann? Was haben Sie gemacht, als Sie das Rautmann’s verlassen hatten?«
»Ich hab überlegt, ob ich noch irgendwo ein Bier trinken gehe.«
»Und?«
»Ich konnte nicht.«
»Warum?«
»Ich hatte nicht genügend Kohle.«
»Dann sind Sie also direkt nach Hause gegangen?«
»Nein. Nicht direkt.«
»Sondern?«
»Ein paar Kollegen sind noch was trinken gegangen und haben mich eingeladen.«
»Und Sie sind mitgegangen?«
Alex nickte.
»Wohin?«
»Zu einer Imbissbude am Stutti.«
»Wie lange?«
»Keine Ahnung. Zwanzig Minuten? So ungefähr.«
»Stimmt es, dass Sie dort gesagt haben: ›Ich geh zurück in die Küche, ich hau in’n Sack, hol meine Messer, und Feierabend. Der Majewski sieht mich nie wieder …‹?«
»Das stimmt, ja.« Alex ließ seine Fingerknöchel knacken.
»Und? Waren Sie da? Haben Sie noch einmal mit Majewski gesprochen?«
»Nein! Ich hab mein Bier ausgetrunken und bin nach Hause gegangen. Ich wollte eigentlich zurück ins Rautmann’s, aber ich hab’s gelassen. Hatte keine Lust mehr. Wollte Majewski nicht noch mal sehen.«
»Wie spät war es da?«
»Eins, ungefähr.«
»Wann waren Sie also zu Hause?«
»So um halb zwei.«
»Kann das jemand bezeugen? Hat Sie jemand gesehen?«
Alex zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.«
»Haben Sie noch mit irgendjemandem telefoniert?«
»Nein.«
»Was haben Sie dann gemacht?«
»Ich hab ’ne Videokassette reingeschoben. Wie immer.«
»Sie waren in dieser Nacht also nicht noch mal im Rautmann’s?«
»Nein, verdammt! Wie oft soll ich das denn noch sagen?!«
»Kann es nicht sein, dass Sie mutig und beschwingt von ein paar Bier zurückgegangen sind, um Ihre Messer zu holen und Ihren Spind zu räumen, dass Sie Majewski getroffen haben, obwohl Sie dachten, der wäre jetzt auch schon zu Hause? Auch Majewski hatte schon etliche Bier intus, er war wütend, dass Sie kündigen wollten, beide schaukelten Sie sich gegenseitig hoch, ein Wort gab das andere, es kam zu einem wirklich handfesten, fürchterlichen Streit, vielleicht hat Majewski Sie auch beleidigt. Sie sind fast verrückt geworden vor Wut, haben eine Pfanne genommen und einfach zugeschlagen. Ohne groß nachzudenken. Es war im Affekt. Aber Majewski war tot.«
»Nein, das hab ich nicht getan!«, schrie Alex und sprang auf. »Ich war, verdammt noch mal, nicht noch mal im Rautmann’s. Wer den alten Sack erschlagen hat, weiß ich nicht, ich war’s jedenfalls nicht!«
»Ihre Fingerabdrücke waren am Konvektor.«
»Ja! Kunststück! Ich arbeite da. Ich benutze den Konvektor tausendmal am Tag, und dabei hinterlassen wir Spuren, Herr Kommissar! Leider haben wir alle nicht die Zeit, nach jedem Türöffnen unsere Fingerabdrücke wegzuwischen! Was reden Sie denn bloß für einen Stuss! Das ist ja nicht zum Aushalten! Außerdem haben sämtliche Köche Schlüssel für die Küche. Jeder kann jederzeit kommen. Jeder kann es gewesen sein. Niemand konnte Majewski leiden, alle haben ihm die Pest an den Hals gewünscht. Warum denn gerade ich?«
»Weil Sie vor Zeugen gesagt haben, dass Sie noch mal zurückgehen, um Ihre Messer zu holen.«
»Ja und? Kann man seine Meinung denn nicht ändern?«
»Kann man. Ist nur dumm, wenn man Derartiges verkündet und dann so etwas passiert.«
Alex schwieg.
»Sie sollen sehr impulsiv sein, hab ich gehört. Man könnte auch sagen, cholerisch. Aufbrausend. Aggressiv.«
»Ach ja?« Alex verschränkte die Arme vor der Brust. Er hatte genug, wollte raus aus diesem kargen Büroraum, wollte das Gelaber von Bredow nicht mehr hören, sondern nach Hause und mindestens fünf Bier trinken. Als Anfang.
»Ja. Alle Nase lang drohen Sie irgendjemand wegen der kleinsten Kleinigkeit Prügel
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