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Nachtprogramm

Nachtprogramm

Titel: Nachtprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Sedaris
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Snackbar und hörte einer Gruppe von Sechstklässlern zu, die aus einem an deren Stadtteil kamen und die wichtigsten Veränderungen im neuen Schul jahr besprachen. Nach Auskunft eines Mädchens namens Janet waren weder Pam Dobbins noch J. J. Jackson zur Fourth-of-July-Party bei den Duffy-Zwillingen eingeladen, und diese hatten Kath Matthews auch erzählt, Pam und J. J. seien für das kommende Schuljahr beide abgemeldet. »Ganz und gar weg vom Fenster«, sagte Janet. »Puff.«
    Ich kannte keine Pam Dobbins oder J. J. Jackson, aber der ehrfürchtige Ton von Janets Stimme versetzte mich in einen Zustand leiser Panik Man mag mich für naiv halten, aber es war mir nie in den Sinn gekommen, dass andere Schulen ihre eigenen Ton angebenden Cliquen hatten. Mit meinen zwölf Jahren dachte ich, dass die Wortführer an der E.-C.-Brooks-Schule wenn auch nicht landesweit bekannt, so doch zumindest eine feststehende Einrichtung waren. Warum sonst sollte sich unser Leben so ausschließlich um sie drehen? Ich selbst gehörte nicht zu den angesagten Leuten unserer Schule, aber ich erinnere mich noch, dass ich dachte, Janets Clique, wer auch immer dazugehörte, könnte es nicht mit unseren Leuten aufnehmen. Was aber, wenn ich mich täuschte? Wenn ich mich über Jahre an Leuten gemessen hatte, die völlig bedeutungslos waren? Sosehr ich mich auch anstrenge, noch heute weiß ich darauf keine Antwort.
    Sie fanden in der dritten Klasse zusammen Ann Carlsworth, Christie Kaymore, Deb Bevins, Mike Holliwell, Doug Middleton, Thad Pope: Das war der harte Kern der Stars unserer Klasse, und in den kommenden sechs Jahren studierten meine Klassenkameraden und ich ihr Leben mit dem Eifer, mit dem wir Mathematik und Englisch hätten lernen sollen. Was uns am meisten verwirrte, war das Fehlen eines besonderen Erfolgsrezepts. Waren sie witzig? Nein. Interessant? Gähn. Keiner besaß einen Pool oder Pferde. Sie hatten keine besonderen Talente, und ihre Noten waren durchschnittlich. Es war gerade ihr Mangel an Auszeichnung, der dem Rest von uns Mut machte und uns bei der Stange hielt. Hin und wieder nahmen sie ein neues Mitglied in ihren Club auf, und fast alle in der Klasse flehten heimlich: »Bitte, nehmt mich!« Es hatte nichts damit zu tun, wer man war. Die Gruppe machte einen zu etwas Besonderem. Darin bestand ihre magische Kraft.
    Ihre Macht war so groß, dass ich mich tatsächlich geehrt fühlte, als einer von ihnen mich mit einem Stein im Gesicht traf. Es geschah nach der Schu le, und als ich nach Hause kam, rannte ich gleich ins Zimmer meiner Schwester, hielt mein blutiges Kleenex fest umklammert und heulte »Es war Thad!!!«
    Lisa war eine Klasse über mir, aber sie verstand, was es für mich bedeu tete. »Hat er etwas gesagt ?«, fragte sie. »Hast du den Stein behalten?«
    Mein Vater forderte mich auf, es ihm heimzuzahlen und den Kerl zu verdreschen.
    »Aber Dad.«
    »Ach, Firlefanz. Ein gezielter Schlag auf die Zwölf, und der geht zu Bo den wie ein Sack Mehl.«
    »Redest du mit mir ?«, fragte ich. Abgesehen von der archaischen Ausdrucksweise, für wen hielt mein Vater mich denn? Jungen, die am Wochenende Bananen-Nuss-Muffins buken, verstanden in der Regel wenig von der Kunst des Zweikampfs.
    »Also wirklich, Dad«, sagte Lisa. »Wach auf.«
    Am nächsten Nachmittag gingen wir zu Dr. Povlitch zum Röntgen. Der Stein hatte einen Zahn im Unterkiefer getroffen, und es gab einige Unstimmigkeiten, wer für die anstehende Wurzelbehandlung aufkommen sollte. Ich war der Meinung, da meine Eltern mich gezeugt, zur Welt gebracht und als Dauergast in ihrem Haushalt großgezogen hatten, sollten sie die Rechnung übernehmen, aber mein Vater sah das anders. Er entschied, die Popes sollten zahlen, und als er nach dem Telefonbuch griff, schrie ich laut auf.
    »Aber du kannst nicht einfach so bei Thad anrufen.«
    »Ach ja?«, sagte er. »Dann pass mal auf.«
    Es gab zwei Thad Popes im Telefonbuch von Raleigh, einen Junior und einen Senior. Der in meiner Klasse kam nach dem Junior. Er war der dritte in der Reihe. Mein Vater rief sowohl den Junior als auch den Senior an und begann das Gespräch jeweils mit dem Satz: »Lou Sedaris hier. Hör zu, Kumpel, wir haben hier ein Problem mit deinem Sohn.«
    Er betonte unseren Nachnamen so, als bedeute er etwas, als seien wir eine bekannte und angesehene Familie. Umso schmerzlicher war es, als er gebeten wurde, den Namen noch einmal zu wiederholen und ihn dann auch noch zu buchstabieren.
    Für den kommenden Abend war

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