Nachtraeglich ins Glueck
war. Doch Sam hatte nicht vor, mit ihm einen Spaziergang zu machen. Sie schnappte sich das Telefon von ihrem Nachttisch und rief ihre Mutter in Chicago an, während sie neben ihrem Bett auf und ab lief.
Da es erst halbsechs Uhr morgens war, beschwerte sich ihre Mutter sofort über die frühe Störung und klang schrecklich ungehalten.
Mit klopfendem Herzen erklärte Sam: „Mom ... ich muss dir eine Frage stellen und brauche eine ehrliche Antwort.“
„Samantha, dürfte ich vielleicht wissen, was in dich gefahren ist? Es ist halbsechs Uhr in der Früh und ich muss gleich aufstehen, um ins Büro zu fahren! Was kann denn nur so wichtig sein, dass du mich dermaßen früh aus dem Bett klingeln musst?“
Sam schluckte kurz. „Ich habe Drew gesehen.“
Am anderen Ende der Leitung wurde es plötzlich totenstill.
„Und ... und er hatte einen kleinen Jungen bei sich. Sein Name ist Mattie. Mom ... Drew hat mich beschimpft und mir vorgeworfen, mein Kind im Stich gelassen zu haben! Aber das kann nicht sein! Mein Baby ist gestorben, nicht wahr? Nicht wahr?!“
Als ihre Mutter schwieg, blieb Sam das Herz stehen. Ihr Schweigen sagte einfach alles.
Langsam sank sie auf die Bettkante. „Mom ... bitte, sag mir nicht, dass ... dass du das getan hast.“
„Es war zu deinem Besten, Samantha!“, verteidigte sich ihre Mutter aufgebracht. „Du warst dabei, dein Leben wegzuwerfen, und bist sehenden Auges in dein Verderben gelaufen. Irgendetwas musste ich doch tun!“
Betäubt starrte Sam auf ihren Teppichboden und den fröhlichen Bugs, der vor ihr saß und Männchen machte. „Du hast mir weisgemacht, dass mein Baby gestorben sei!“
„Ich wollte nur, dass du dich wieder auf die wichtigen Dinge in deinem Leben konzentrieren konntest. Drew war einfach nicht gut für dich!“
„Wie bitte?“ Sam schnappte nach Luft. „Was sagst du da?“
„Du wusstest nicht einmal, was du alles erreichen konntest“, erläuterte ihre Mutter schrill. „Stets hast du auf mich gehört. Ich wollte nur, dass du Erfolg hattest, Samantha. Aber plötzlich hast du völlig ignoriert, was ihr dir gesagt habe.“
„Weil ich erwachsen war und eigene Entscheidungen treffen wollte!“
Ihre Mutter schnaubte auf. „Glaubst du denn, ich wüsste nicht, was in dir vorgegangen ist? Mir ist es genauso ergangen, als ich deinen Vater traf! Für alle Ratschläge war ich blind und taub, aber dir sollte es nicht so ergehen müssen wie mir!“
„Drew war aber nicht wie mein Vater! Er hat sich nie etwas aus Geld gemacht ...“
„Wegen ihm und dem Kind hättest du alle Pläne aufgegeben, die du hattest. Was wäre denn gewesen, wenn du ihn geheiratet hättest? Irgendwann hätte er dich mit einem Kind sitzen gelassen. Ich konnte nicht zulassen, dass dir das Gleiche passiert wie mir!“
„Du hast mich durch die Hölle geschickt!“ Sam war so laut, dass sich Bugs erschrak und schnell das Weite suchte.
„Samantha ...“
„Du hast mir gesagt, dass mein Baby tot sei! Tot ... Mom, du hast gesehen, wie schlecht es mir ging! Wie kannst du nur in den Spiegel sehen?“
„Willst du mir etwa sagen, dass du mit Drew glücklich warst?“
„Ja!“ Wütend ballte sie die linke Hand zu einer Faust und biss die Zähne zusammen. „Ja, ich war glücklich.“
„Das war ich auch, bis ich bemerkte, dass dein Vater ein Schwindler war ...“
„Aber Drew war kein Schwindler!“ Sie bemerkte, wie sich ihre Kehle zuschnürte. „Drew ... Drew wollte einfach nur mit mir zusammen sein.“
„Das hat er dir nur vorgemacht – ich bin mir sicher, dass unser Geld ihn nicht gerade abgeschreckt hat.“
Sam bedeckte mit einer Hand ihre Augen und schüttelte den Kopf. „ Kannst du dir nicht vorstellen, dass Drew mich um meinetwegen geliebt hat? Dass ihm das Geld egal war?“
„Du machst dich lächerlich“, spottete ihre Mutter durchs Telefon.
Gezwungen atmete Sam tief durch. „Hast du mir etwa mein Baby weggenommen, weil du dir Sorgen um dein Geld gemacht hast?“
„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht – um deine Zukunft! Wenn jemand weiß, wie es ist, so jung zu heiraten und ein Kind zu bekommen, dann bin das ich. Dir habe ich viel Kummer erspart, also ...“
„Du hast mir viel Kummer erspart?!“ Ungläubig schnappte Sam nach Luft. „Ich habe geglaubt, dass mein Sohn tot sei und dass mein Verlobter mich einfach verlassen hätte, weil er mich nicht mehr liebte. Monatelang war ich in Therapie und habe wegen meiner Depressionen alle Freunde verloren, die ich hatte,
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