Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
Lukas. Vielleicht war es keine allzu gute Idee gewesen, denn als Josh klingelte und sein Freund die Tür öffnete, hatte er das Gefühl, völlig ungelegen zu kommen.
„Du? Damit hab ich ja gar nicht gerechnet", sagte Lukas. Er freute sich, auch wenn er unangekündigte Besuche ansonsten nicht unbedingt begrüßte. Aber hatte Lukas nicht gesagt, dass Josh jederzeit vorbeikommen könnte?
„Ich kann auch wieder gehen, wenn es nicht passt", entgegnete Josh. Sein Gemüt war noch immer aufgewühlt, trotzdem trat er ein, als Lukas ihn schließlich anlächelte.
„Du störst nicht. Wir waren nur gerade beim Abendessen."
Josh trat in die Küche, wo der Tisch gedeckt war. Dort saß Steffen, sein Mitbewohner, der alles andere als freundlich guckte, als er den Tierpfleger erblickte.
„Glückwunsch!", äußerte sich Steffen auch sogleich provokativ. „Da hast du den Kopf ja noch rechtzeitig aus der Schlinge gezogen."
Er deutete auf die Tageszeitung, die ebenfalls auf dem Tisch lag, und in der ausführlich über den gefassten „Zoo-Mörder" berichtet wurde.
„Aber, was mich am meisten interessiert", fuhr Steffen fort, „was passiert mit den Bären? Die lässt man doch nicht so ungeschoren davonkommen, oder?"
Als Josh das hörte, verdunkelte sich seine Miene.
„Wieso?", konterte er. „Meinst du, man sollte sie erschießen?"
„Na ja", erwiderte Steffen. „Immerhin haben sie ein Menschenleben auf dem Gewissen."
Josh nickte. „Aber auch nur, weil dieser Mensch, wahrscheinlich ungewollt und dennoch ungebeten, in ihr Revier eingedrungen ist. Die Bären sind nachts nie draußen. Sie waren verunsichert. Und dann betritt auch noch ein Fremder ihre Anlage." Er schüttelte den Kopf. „Die Bären trifft überhaupt keine Schuld. Sie haben völlig natürlich reagiert."
Als er das sagte, kamen ihm allerdings noch ganz andere Gedanken. Er sah Steffen schief an.
„Dir würde es gefallen, würde man die Bären töten?"
Steffen zuckte mit den Schultern. Mit einem Mal war er ganz kleinlaut geworden. Im Gegensatz zu Josh, der nun eine bisher unausgesprochene Theorie ans Tageslicht brachte.
„Vielleicht stecken ja auch Zoo-Gegner hinter dieser ganzen Aktion. Tierschützer, die zeigen wollen, wie unberechenbar und aggressiv Tiere in Gefangenschaft werden können."
„Meinst du?" Lukas meldete sich zu Wort. Er sah auf die Zeitung. „Dann wäre Münzer also gar nicht der Täter?"
Josh zuckte mit den Schultern. „Vielleicht nicht?" Sein Blick richtete sich wieder auf Steffen. „Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Leute fallen mir ein, die dafür in Frage kommen könnten."
Eine peinliche Stille setzte ein, selbst Steffen konnte nichts mehr sagen.
Schließlich wandte sich Josh ab.
„Ich hätte wohl nicht herkommen sollen." Jetzt sah er Lukas an. „Eigentlich wollte ich nur ein wenig quatschen ... Aber ist wohl nicht der richtige Zeitpunkt."
Er drehte sich und wollte gehen. An der Wohnungstür hielt Lukas ihn auf.
„Warte doch! Geh nicht."
„Wieso nicht?" Josh klang gereizt. Und er wusste wirklich nicht, ob es an dem eben geführten Gespräch lag oder der Tatsache, dass er mit der Aufklärung des Mordfalls mehr als unzufrieden war.
Und irgendwie verunsicherte ihn auch Lukas' Verhalten.
„Wir können das zwischen uns auch sein lassen, wenn du es nicht willst", fuhr Josh fort. Und er war selbst überrascht, dass er jetzt auf ihre Beziehung zu sprechen kam. Aber irgendwie wurmte ihn diese Situation ebenfalls. Was zwischen ihnen war, hatte keiner von beiden bisher genau ausgesprochen. Vielleicht war es ein Flirt, eine Affäre oder nicht einmal das?
„Wie kommst du darauf?" Lukas schien entsetzt. Er kam näher und umschlang Josh mit seinen Armen.
„Weiß auch nicht", erwiderte der. „Ist vielleicht kein guter Zeitpunkt, an dem wir uns kennengelernt haben. Vielleicht sind wir die Sache ein wenig zu schnell angegangen?"
In Lukas' Gesicht wurde eine große Enttäuschung sichtbar. „Das finde ich gar nicht", sagte er. Dann begann er zu lächeln, dabei glitten seine Hände über Joshs Wangen und seinen schlanken Hals. „Ich bin total verknallt in dich ..."
Diese Äußerung verschlug Josh fast die Sprache. Hatte je ein Mann so etwas zu ihm gesagt? Gefühle hatten sonst nie eine Rolle gespielt. Und nun?
„Echt?" Es klang erstaunt. Mit einer Antwort dieser Art hatte er tatsächlich nicht gerechnet. Er lächelte verlegen, wobei seine weißen Zähne zum Vorschein kamen. Und dieses Geständnis schien ihm sogar
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