Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
auf, klopfte sich die sandige Hose ab. Inzwischen musste er sich eingestehen, dass sein Gedanke wirklich zu abgefahren war.
Wer würde sich schon im Zoo verstecken? In einer Höhle? Bei den Wölfen? - Vielleicht nicht dort, aber eventuell an einer anderen Stelle?
„Ich ... ähm ..." Er suchte nach Worten. Wie sollte er sein Verhalten erklären, um nicht ganz lächerlich zu wirken?
„Ich hab nur mal geguckt, ob da drinnen alles okay ist."
„Aha", machte Thomas. Seine Augen strahlten vor Belustigung. Er trug ein grünes Muskelshirt zu seiner grünen Arbeitshose. Er war braun gebrannt. Wie Josh liebte er die Arbeit im Freien und konnte sich selbst im Spätherbst schwer von seinen kurzärmligen Oberteilen trennen. Sein muskulöser Oberkörper war ja auch verlockend, den brauchte er, trotz seines fortgeschrittenen Alters von 45 Jahren, nicht verstecken.
„Dann noch viel Spaß beim Erkunden der Bodenlandschaft!", wünschte er und lachte vergnügt weiter.
Josh seufzte. Hatte er jetzt wirklich ein wenig übertrieben? Machte er sich zu viele Gedanken? Sollte er das alles nicht doch einzig und allein der Polizei überlassen? Denn allmählich schien ihm diese Angelegenheit über den Kopf zu wachsen ...
Am Abend war er wieder bei Lukas gewesen. Diesmal sprachen sie nicht über Kevin und auch nicht über den noch immer fraglichen Mordfall. Sie genossen die innige Zeit zusammen. Sie unterhielten sich lange bei einer Flasche Wein, sie sahen fern, knutschten dann wild und schliefen schließlich erneut miteinander.
Und als Josh zu später Stunde wieder aufbrach, wurde darüber diesmal nicht diskutiert. Lukas schien zu akzeptieren, dass sein Freund die Nacht über lieber in der Nähe seines Bruders war.
Am Zoo angekommen, stieß Josh auf den Nachtwächter Gerd, der gerade zu seiner ersten Inspektionsrunde aufbrach.
„Hallo!", rief er. „So spät noch unterwegs?"
Josh nickte verhalten.
„Wieso nutzt du nicht den Eingang am Verwaltungsgebäude?", fragte Gerd. „Ich bekomme jedes Mal einen Schreck, wenn ich jemanden im Dunkeln sehe."
Josh zuckte mit den Schultern.
„Ist Angewohnheit."
Gerd nickte.
„Ist auch in Ordnung. Nur, nach diesem Zwischenfall im Zoo, ist nichts mehr wie früher." Er deutete hinter sich, in die tiefschwarze Dunkelheit. „Früher haben mir die Geräusche nichts ausgemacht, aber jetzt sehe ich lieber dreimal nach, wenn ich was höre. Das ist nicht sonderlich erquickend."
Sofort wurde Josh neugierig.
„Sind die Geräusche denn mehr als sonst? Ich meine, selbst nachts geben die Tiere Laute von sich. Das ist nicht ungewöhnlich."
Gerd zögerte. „Das mag wohl stimmen, aber trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl."
„Mmh." Josh dachte nach. Er wollte er den Wächter nicht unnötig beunruhigen, dennoch wollte er ihm persönlich von den Neuigkeiten berichten.
„In Zukunft werde ich nachts auch meine Runde drehen, habe ich mit meinem Onkel abgemacht. - Ich gehe natürlich zeitversetzt zu deinen Rundgängen, damit wir uns nicht in die Quere kommen. Und ich werde uns Funkgeräte besorgen."
Wie erwartet war Gerd begeistert.
„Das halte ich für eine gute Idee."
Josh nickte zustimmend. „Ist auch nur eine Vorsichtsmaßnahme", erklärte er. „Und nur solange, bis wir wissen, was hier genau läuft."
Und schon am nächsten Abend wollte Josh mit seiner ersten Patrouille beginnen. Er spürte genau, dass nur das seine Verfassung ein wenig beruhigen würde. Er musste aktiv werden! Er konnte nicht länger warten, bis sich die Dinge von selbst lösten. Es stand viel auf dem Spiel, denn frei von dem Verdacht, dass er selbst für den Mord verantwortlich war, war er noch lange nicht.
Gleich nach dem Abendessen legte er sich ins Bett, um ein wenig „vorzuschlafen". Gerd machte seine Runden um Mitternacht und um drei Uhr in der Früh. Er selbst würde also um zwei und fünf Uhr seine Rundgänge erledigen und dazwischen und danach ein wenig schlafen. Mit Thomas hatte er besprochen, dass er seinen Dienst erst gegen neun Uhr antreten würde. Kevin musste sich dann leider mit einer „Katzenwäsche" zufrieden geben.
Als Josh im Bett lag und seinen Plan nochmals durchdachte, läutete sein Handy. Es war Lukas.
„Ich dachte, wir sehen uns heute noch?", fragte er. Und er schien ziemlich enttäuscht, als Josh offenbarte:
„Das geht leider nicht. Ich lege eine Nachtschicht ein, im Zoo. Ich möchte dem Nachtwächter helfen, mehr Präsenz zu zeigen, verstehst du? Ich kann nicht tatenlos herumsitzen und
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