Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
trieben. Nur eins wusste er: er wollte dem Spiel ein Ende setzen, auch wenn er es womöglich mit seinem Leben bezahlen musste.
Je näher er kam, desto klarer wurde das Bild der Person, die ganz seelenruhig auf einem der Gehwege stand und eine Zigarette rauchte.
Sie stand mit dem Rücken zu Josh, so dass der sich ungehindert heranpirschen konnte. Nur wenige Meter vor der Person drosselte Josh sein Tempo, dann machte er abrupt seine Taschenlampe wieder an.
„Hey, Sie! Was machen Sie da?", brüllte er voller Inbrunst.
Die Gestalt schreckte kurz zusammen, hatte zuvor offensichtlich nicht registriert, dass sie nicht mehr alleine war, und drehte sich unverzüglich um.
Josh senkte die Taschenlampe. Eine große Enttäuschung machte sich breit.
„Thomas? Du?"
„Ja!" Sein Kollege fasste sich an die Brust. „Mann! Hast du mich erschreckt."
„Und du mich erst", gestand Josh. Er kam näher und fixierte Thomas neugierig. „Was machst du hier? Mitten in der Nacht? Ich habe wirklich geglaubt, du bist der Übeltäter."
Thomas lachte, zog noch einmal an seiner Zigarette und drückte sie dann auf dem Sandweg aus.
„'Tschuldige", sagte er zu seiner Verteidigung. „Ich wollte nur eine rauchen. Und ich dachte mir, ich kann das auch draußen machen."
Er sah Josh erklärend an, und in dem Schein der Taschenlampe sah Thomas wirklich mitgenommen aus. Übermüdet und von Gedanken gequält.
„Ich kann kaum schlafen in letzter Zeit, wegen Gaby ... Und ich hab echt ein schlechtes Gewissen, weil du hier jetzt auch noch Nachtschichten einlegst." Er seufzte. „Ich dachte, ich seh auch mal nach dem Rechten, wenn ich schon mal wach bin."
Josh klopfte ihm dankbar auf die Schulter. „Das ist echt kollegial von dir, wirklich. Je mehr Leute wir sind, desto mehr Bereiche können wir abgehen."
Dann fiel ihm Gerd wieder ein. Er zückte sein Funkgerät.
„Gerd! Entwarnung! - Es war nur Thomas, der ..."
Plötzlich ertönte ein markerschütternder Schrei aus der Ferne. „Aahhhhhhh!!!"
Josh erstarrte und drehte sich um.
Lukas! Den hatte er tatsächlich vergessen.
„Was war das?", entwich es Thomas sofort, doch Josh antwortete nicht mehr. Er war sofort losgelaufen.
„Lukas? Lukas!", schrie er. Unkontrolliert hielt er die Taschenlampe auf den Weg und die Grünanlagen rings herum.
„Ja, hier!", ertönte Lukas' Stimme. Er lag auf dem Boden, ein paar Meter abseits der Stelle, wo sie sich vor wenigen Minuten getrennt hatten. Sein Kopf war gesenkt, und er hielt sich die Hände an die Stirn und jammerte: „Verdammt, verdammt!"
„Was ist passiert?" Josh ging in die Knie und begutachtete Lukas genau. Der hob jetzt seinen Kopf und entblößte seine Stirn, an der sich gut sichtbar eine rote Beule gebildet hatte.
„Mich hat jemand geschlagen", berichtete Lukas. Er verzog sein Gesicht vor Schmerzen. „Er kam von hinten, entriss mir eine meiner Krücken und hat mir damit voll ins Gesicht gedroschen."
Wieder hielt er sich die Hand an die Stirn. „Das tut weh!"
„Ein Kerl?", fragte Thomas, der gefolgt war und alles mitgehört hatte.
„Ich denke schon", entgegnete Lukas. „Ich konnte nichts Genaues erkennen. Es war so dunkel ..."
„Und wo ist er hin?", wollte Josh sofort wissen.
Lukas deutete nach rechts.
„Ich guck mal, vielleicht erwisch ich ihn noch!", rief Thomas voller Enthusiasmus und war dann in der Dunkelheit verschwunden.
„Soll ich dich ins Krankenhaus fahren?", fragte Josh, aber Lukas lehnte ab.
„Nein, so schlimm ist es wohl nicht." Er tastete seine Beule an der Stirn vorsichtig ab. „Solange es nicht blutet."
Er sah auf, versuchte zu lächeln. Josh nahm ihn tröstend in die Arme.
„Das wollte ich nicht, echt nicht. Hätte ich das gewusst, dann ..."
„Mensch, du kannst doch nichts dafür", erwiderte Lukas. Er versuchte auf die Beine zu kommen. Josh half ihm und reichte ihm gleich danach eine seiner Gehhilfen an.
„Und wo ist die zweite?", fragte Lukas verwundert.
Sofort leuchtete Josh das umliegende Areal ab. „Die scheint weg zu sein", stellte er fassungslos fest.
Lukas verdrehte die Augen. „Das kann doch nicht wahr sein!"
Doch es blieb kein Zweifel. Der Täter hatte eine der Krücken als Prügelstock benutzt und sie dann gleich mitgehen lassen.
„Komm, wir gehen ins Haus", sagte Josh. Er stützte Lukas. „Du musst deine Stirn kühlen und dich ausruhen."
Nach ein paar Schritten kam ihnen Thomas entgegen, gefolgt vom Nachtwächter Gerd.
„Nichts!", sagte Thomas. „Wir haben nichts gesehen
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