Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
sich etwas vor. Er musste ein paar Dinge Preis geben, die er lieber für sich behalten wollte, und trotzdem führte kein Weg daran vorbei, um zu gestehen:
„Ich habe da einen jungen Mann kennengelernt. Lukas ist sein Name. Wir treffen uns regelmäßig. Diese Dates mit den fremden Typen, die lasse ich momentan sein."
Bernd lächelte. „Das freut mich", sagte er. „Ich verstehe bloß nicht ..."
„Ich war mit Lukas ein paar Abende im Zoo", gestand Josh schließlich. „Wir sind spazieren gegangen. Nachts ist es ziemlich romantisch dort." Er grinste verlegen. Weitere Einzelheiten wollte er nicht näher schildern.
Bernd seufzte. „Habe ich nicht gesagt, du sollst nachts nicht mit fremden Männern im Zoo herumgeistern?"
„Er ist nicht fremd. Er ist mein Freund", erwiderte Josh eindringlich. „Darum geht es auch gar nicht."
„Um was dann?" Sein Onkel verstand die Zusammenhänge nicht.
„Wir haben jetzt schon einige Male verdächtige Geräusche gehört, nachts, im Zoo. Als ob da jemand sein Unwesen treibt, uns beobachtet und rumspioniert. Und Gerd, der Nachtwächter, der hat so etwas auch schon erlebt. Gestern meinte er sogar, einen Mann gesehen zu haben."
Er machte eine Pause, aber da Bernd nicht antwortete, bekräftigte er seine Vermutung.
„Ich befürchte, dass der Täter noch frei herumläuft, und ich möchte nicht, dass noch ein Unglück passiert, verstehst du?"
Bernd nickte, obwohl man ihm ansah, dass er sich die ganzen Umstände nicht vorstellen konnte und nicht wirklich daran glaubte, dass weitere schlimme Dinge passieren könnten.
„Du hast wirklich eine schlimme Zeit hinter dir", sagte er. „Ich kann verstehen, dass du verunsichert bist, aber sollten wir die ganze Angelegenheit nicht allmählich ruhen lassen?"
Josh schüttelte den Kopf.
„Der Zoo kann sich keinen weiteren Nachtwächter leisten", sagte Bernd ebenso bedauernd. „Und es würde keinen Sinn ergeben. Der Zoo ist viel zu groß, als dass man die ganze Nacht alle Bereiche bewachen könnte. Das würde auch mit zwei Wachmännern nicht funktionieren."
Das konnte Josh verstehen. Und trotzdem machte er einen Vorschlag.
„Kann ich nicht zusätzlich ein paar Runden drehen? Ich kenne mich bestens aus im Zoo, auch im Dunkeln. Ich war schon oft abends dort unterwegs, um nach dem Rechten zu sehen."
Bernd haderte mit einer positiven Antwort. „Ich weiß nicht ..."
„Bitte", bat Josh. „Ich kriege derzeit sowieso kaum ein Auge zu, weil ich befürchte, dass der Täter noch frei herumläuft."
„Und deine Arbeit?", konterte Bernd. „Es ergibt wohl auch wenig Sinn, wenn du morgens total übermüdet deinen Dienst antrittst, nur weil du meinst, nachts Verbrecher jagen zu müssen."
„Muss ja nicht jede Nacht sein", versuchte Josh zu verhandeln. „Ich könnte mit Thomas absprechen, dass ich ab und zu später anfange und dafür länger bleibe. - Bitte."
Flehend sah er seinen Onkel an, und der konnte diesen Wunsch nicht abschlagen.
„Na schön", sagte der. „Aber höchstens für zwei Wochen. Wenn du dann keine Hinweise gefunden hast, möchte ich, dass alles wieder seinen gewohnten Tagesablauf nimmt."
Josh nickte.
„Danke", sagte er. „Ich werde dich sicher nicht enttäuschen und dir beweisen, dass meine Vermutungen stimmen."
Josh hatte gerade die Wölfe gefüttert. Das Wetter war mal wieder gut. Er konnte mit T-Shirt und kurzer Hose arbeiten. In Gedanken verließ er das Wolfsgehege, doch als er das große Gatter abschloss und sein Blick noch einmal über das weite Areal mit den Baumstämmen, Sand- und Grasflächen glitt, stach ihm der große Wolfsbau genau ins Auge.
Ohne groß zu überlegen, stellte Josh den Eimer, in dem er das Futter transportiert hatte, ab und kehrte ins Wolfsgehege zurück.
Er bewegte sich schnell. Vor dem Bau ging er in die Knie, und im nächsten Moment lag er auf dem Bauch, dann robbte er ein wenig vor, um in die unterirdische Höhle sehen zu können. Es war dunkel. Er zückte seine kleine Taschenlampe, die er jetzt immer bei sich hatte.
„Hallo?", rief er in den Bau, nicht registrierend, welch sonderbares Bild er abgab. Niemand antwortete. Nur eine feine Prise Sand rieselte auf seinen Kopf, und der Staub kitzelte in seiner Nase.
„Was machst du denn da, ha, ha!", erklang dumpf eine Stimme von außerhalb. Unverkennbar war es Thomas, der draußen vor dem Gehege stand und sich offenkundig amüsierte. „Welpen wirst du da um diese Jahreszeit kaum finden!"
Josh schob seinen Körper zurück und stand
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