Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
warten, bis wieder etwas passiert."
Lukas verstand dies ohne weiteres. Und er wollte, wie versprochen, sogar helfen.
„Ich habe morgen später Uni. Was hältst du davon, wenn ich dich unterstütze?"
X
Josh packte zwei Taschenlampen ein, und auch das Funkgerät hatte er bei sich. Damit hielt er mit Gerd Kontakt.
Er sah auf die Uhr: es war Viertel vor zwei. Er war hundemüde, und dennoch trieb ihn die Neugier nach draußen.
„Pass auf dich auf!", ertönte Kevins Stimme, als er durch den Flur schlich. Josh verharrte.
„Du sollst schlafen", rief er in Kevins Zimmer.
„Fällt mir ziemlich schwer, wenn du nachts draußen herumstreunst und Mörder suchst!", giftete Kevin zurück.
Josh verdrehte die Augen. War er seinem Bruder eine Rechenschaft schuldig?
„Ich passe auf", versprach Josh. Unmöglich wollte er jetzt, mitten in der Nacht, einen Streit vom Zaun brechen. „Und du schläfst, sonst ist morgen das Waschwasser kalt!"
Wie verabredet trafen sie sich am Zooeingang. Da es mitten in der Nacht war, hatten sie diesmal Jacken an.
„Ich hoffe, ich bin dir kein Klotz am Bein", sagte Lukas und deutete dabei auf seine Krücken. „Aber eigentlich kann ich schon wieder ganz gut laufen."
„Wir wollen ja auch keinen Marathon hinlegen", konterte Josh. Ihm war egal, wie schnell sie ihre Runde drehen würden. Und irgendwie war er auch froh, dass er nicht ganz alleine war.
„Gerd?", kommunizierte er schließlich durchs Funkgerät. Der Nachtwächter antwortete sofort. „Wir gehen jetzt unsere Runde. Wenn uns was auffällt, melden wir uns."
Josh nickte zufrieden. Wenigstens die Verständigung mit dem Nachtwächter lief reibungslos. Eigentlich fehlte nur noch die passende Beleuchtung, aber über richtige Nachtlampen verfügten sie nicht. Vielleicht wäre das auch zu auffällig gewesen? Somit zückte Josh seine Taschenlampe, um den Pfad auszuleuchten.
Diesmal schlugen sie den rechten Weg zuerst ein, vorbei an den Tapir- und Nashorngehegen. Alles war still. Auch am Flusspferdhaus, wo Josh lediglich die Türen kontrollierte. Alles war sorgfältig verschlossen.
Sie redeten nicht viel, wollten so unauffällig wie möglich sein. Als sie in Richtung des Bärenreviers gingen, wurde ihr Gang allerdings unbewusst langsamer.
„Etwas mulmig ist mir ja doch zumute", gestand Lukas. Immer wieder drehte er seinen Kopf. Je tiefer sie in den Zoo hineingingen, desto ausgelieferter fühlte er sich. Als dann noch ein Käuzchen rief, schreckte er zusammen.
„Puh! Mann! Was für ein Geräusch!" Es erschauderte ihn. „Hast du eigentlich eine Waffe mit?", fragte er ungeniert. „Ich meine, falls da doch jemand ..."
Josh schüttelte den Kopf. An Waffen hatte er wirklich nicht gedacht.
„Ich hoffe nicht, dass es soweit kommen wird."
Sie waren bei der Eisbärenanlage angelangt. Josh leuchtete alles ab. Die Bären waren wie gewohnt in ihren Innenkäfigen. „Hier ist alles okay", zischte er.
Der weitere Weg führte sie vorbei an den Wölfen, deren leise Pfoten auf dem sandigen Boden kaum ein Geräusch erzeugten, und doch beobachteten sie die nächtlichen Besucher ganz genau.
Josh leuchtete auch die folgenden Freianlagen genau ab. „Die anderen Bären sind ebenfalls drinnen, alles normal."
Es klang zufrieden. Still gingen sie weiter, vorbei an dem großen Spielplatz, bis Lukas stehen blieb. Seine Stimme zitterte.
„Da ... da hinten ... siehst du das?" Er deutete nach vorne. Josh machte sofort seine Taschenlampe aus und zückte stattdessen sein kleines Fernglas. Der Spielplatz war ein wenig beleuchtet, so dass er trotz der Dunkelheit erkennen konnte, dass ...
„Da raucht jemand", flüsterte er. „Ich seh das Glühen der Asche."
Er winkte Lukas hinter sich her. Leise gingen sie noch einige Meter, bis die Dunkelheit sie wieder verschluckt hatte, dann nahm Josh allen Mut zusammen. „Den schnapp ich mir", sagte er leise, während er das Fernglas wieder in die Seitentasche der Hose steckte.
Lukas verzog das Gesicht.
„Wollen wir nicht lieber die Polizei informieren?"
Josh schüttelte den Kopf. Es war klar, dass ihn jetzt niemand aufhalten konnte.
„Gerd?", flüsterte Josh ins Funkgerät. „Gerd, ich sehe eine verdächtige Person. Komm doch bitte schnell zum Spielplatz, Richtung Greifvögel."
„Okay!", erklang Gerds Stimme, dann eilte Josh los.
Er wusste nicht, woher er den ganzen Mut nahm. Wahrscheinlich war es die Spannung der letzten Wochen, die Frustration und der Nervenkitzel zusammen, welche ihn zu dieser Tat
Weitere Kostenlose Bücher