Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
schon ein paar Tage her, und Clemens hatte sich bisweilen nur ein Mal nach dessen Befinden erkundigt - allerdings nur telefonisch.
„Komm doch rein", bat Josh. Er hatte diesmal wirklich die Absicht, freundlich und zugewandt zu wirken, auch wenn der Zeitpunkt von Clemens' Erscheinen nicht gerade der günstigste war. Und der zögerte weiterhin. Wieder sah er zu Lukas.
„Eigentlich wollte ich mit dir sprechen", gestand Clemens, dabei sah er wieder auf seinen Bruder. „Allein, wegen Kevin."
Das hätte sich Josh denken können. „Sprich dich ruhig aus", entgegnete er. „Vor Lukas habe ich keine Geheimnisse."
Er schlug die Decke zurück. Clemens schluckte und sah sofort weg, denn sein Bruder war nackt.
„Vielleicht doch nicht so der passende Moment?", äußerte sich Clemens, ein wenig verstört. Er sah dabei stur geradeaus.
Josh griff sich seine enge Shorts, zog sie über. Dann kam er zur Tür, um sie komplett zu öffnen.
„Nun stell dich nicht so an!", fauchte er. Und wieder hatte er sich nicht zusammenreißen können. Musste sich sein Drillingsbruder denn auch immer so prüde zeigen?
Und irgendwie genoss es Josh auch ein wenig, die Spannung zwischen ihnen stets zu überreizen, indem er seine Homosexualität offen und direkt präsentierte.
„Ja, also." Clemens sah zu Boden. Er wirkte unsicher, nachdenklich. Sollte er sich vielleicht endlich mal ernsthafte Gedanken um Kevin gemacht haben? Was wollte er sonst hier?
„Das mit Kevin ist ja nun wirklich schlimm", begann er, sein Anliegen vorzutragen. Jetzt endlich kam er ins Zimmer. Doch er sah nicht auf das zerwühlte Bett, noch auf den ebenso spärlich gekleideten Mann, der darin lag.
„Ich meine, was hat der sich dabei gedacht? Was er getan hat ... das ist doch gestört, oder nicht?"
Fragend sah er Josh an. Der konnte daraufhin nicht antworten. Er ließ seinen Bruder einfach weiterreden.
„Aber irgendwie hab ich es schon immer gemerkt", sprach Clemens weiter. Er lächelte ein wenig. War es Schadenfreude? „Kevin war doch schon immer anders gewesen, oder?"
Josh zuckte mit den Schultern.
„Man sagt ja auch, dass bei Mehrlingen meist einer darunter ist, der nicht ganz normal ist." Clemens sah kurz grinsend zu Lukas, aber der konnte nicht mitlachen.
Josh hob abermals die Schultern an. „Hab noch nie von so einer Theorie gehört."
„Na ja." Clemens druckste herum. „Eigentlich will ich damit auch nur sagen, dass jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um endlich etwas zu unternehmen."
„Aha, und was?" Josh verschränkte die Arme vor den nackten Bauch. Irgendwie spürte er, dass es erneuten Streit geben würde.
Und folgende Worte seines Bruders, bestätigten dies auch sofort:
„Ja, so kann das ja nicht weitergehen", sprach Clemens fest entschlossen. „Wer weiß, was Kevin noch anstellt, wenn er wieder draußen ist." Er schüttelte den Kopf. „Ich denke, es ist besser, wenn wir ihn in eine Einrichtung geben, wo man ihn rundum unter Kontrolle hat."
„Wie bitte?" Josh beugte sich ein wenig vor, als hätte er etwas akustisch nicht recht verstanden.
„Mensch, der ist doch gemeingefährlich!", schoss es aus Clemens heraus. „Der gehört weggesperrt! Am besten für immer!"
Er atmete angestrengt ein und aus. Der Gedanke an seinen kriminellen Bruder regte ihn sichtlich auf. Fast flehend blickte er Josh in die Augen, die genauso dunkel waren, wie seine eigenen, allerdings längst nicht so durchdringend.
„Wir geben ihn in ein Heim oder eine Anstalt für psychisch Kranke", schlug Clemens vor. Sein Gesichtsausdruck erhellte sich, als er daran dachte. „Ich kümmere mich auch darum", versprach er. „Auch wenn es Probleme gibt, finanziell. Ich regle das schon!"
Erwartungsvoll blickte er Josh an. Doch der antwortete nicht. Stattdessen schnellte seine rechte Hand mit voller Wucht in Clemens' Gesicht. Der schrie kurz auf, taumelte rückwärts und konnte gerade noch Halt an dem Türrahmen finden. Seine Lippe fing allerdings sofort an zu bluten.
Josh bebte vor Zorn.
„Was du eben gesagt hast, das behalten wir besser für uns ... Und dir würde ich raten, nicht mehr so schnell wiederzukommen. Am Besten bleibst du ganz weg. Du hast hier nichts mehr zu suchen!"
Im Bärenrevier war die Stimmung besser denn je. Hoch erfreut hob Josh sein Glas.
„So, dann wollen wir mal anstoßen", sagte er, dabei prostete er seinem Kollegen Thomas als erstes zu. „Auf dich und deinen Auszug, sowie auf einen gelungenen Neuanfang!"
Auch Benni und
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