Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
Moment ... Er versuchte, aus dem Becken zu klettern ... Ich konnte das nicht ertragen. Ich bin einfach gegangen."
Josh konnte kaum glauben, was er hörte.
„Das hat Sven umgebracht!", zischte er empört, aber ebenso erbost fauchte Kevin zurück:
„Ich war das nicht! - Ich wollte ihm einen Denkzettel verpassen, wollte ihm zeigen, dass er bei dir nicht landen konnte. Ja, ich habe ihn in die Anlage geschubst, aber ich ging davon aus, dass man ihn rechtzeitig finden würde. Dass der Nachtwächter ihn hören oder spätestens eure morgendliche Inspektion der Anlage alles wieder ins Reine bringen würde." Nochmals vertiefte er seinen Blick und beteuerte seine Unschuld dazu: „Ich habe die Bären nicht freigelassen. Ich habe Sven nicht umgebracht. Ich war das nicht!"
Die letzten Worte schrie er hinaus. Er ließ die Schultern hängen und schluchzte.
„Ist gut, bitte beruhige dich!", entgegnete Josh. „Ich glaube dir doch!"
Er fasste nach seinem Bruder, um ihn zu trösten, doch erklang abermals die harsche Stimme der Gefängniswärterin: „Keinen Körperkontakt!"
Sie trennten sich wieder.
Josh atmete tief durch. Er blickte sich kurz um, betrachtete den kahlen Raum voller Respekt und ebenso voller Ablehnung. Nie im Traum hätte er daran gedacht, hier einmal sitzen zu müssen und Kevin, seinen geliebten Zwillingsbruder, derart schreckliche Fragen stellen zu müssen.
Aber er musste es tun, ansonsten hätte es ihre innige Verbundenheit vielleicht negativ beeinflusst.
„Was hast du dir denn von dem allen erhofft?", fragte Josh demzufolge. „Du musst doch damit gerechnet haben, dass wir dir auf die Schliche kommen. Du hast mitbekommen, dass wir dem Täter auflauern wollten." Tiefgründig sah er seinen Bruder an. „Du hast es drauf ankommen lassen, oder? Wolltest du, dass wir dein Geheimnis lüften?"
Kevin fuhr sich über die feuchten Augen. Er sah wirklich mitgenommen aus. Und irgendwie schien es, als könne er seine eigenen Taten selbst kaum begreifen, noch erklären.
„Ich war im Zwiespalt", berichtete er. „Ich wollte nicht, dass ihr die Wahrheit erfahrt. Ich wollte, dass alles so bleibt, wie es war. Ich wollte, dass du keine Männer mehr triffst, dass du Lukas aufgibst ..." Er seufzte laut, seine Hoffnungen hatten sich nicht realisieren können. „Vielleicht wollte ich auch, dass ihr alles herausbekommt. Ich habe ja gemerkt, dass es so nicht weitergehen konnte ... und freiwillig hätte ich die Sache mit Sven wohl nie gestanden."
Sie sahen sich an. Alle Ungereimtheiten schienen vorerst geklärt.
„Sie wollen mich therapieren", sprach Kevin dann, leise, mit gedämpfter Stimme. Seine Kraft schien aufgebraucht. „Ich soll psychosomatische Betreuung bekommen und vermehrt Krankengymnastik, damit sich meine Beine wieder komplett erholen."
Das war endlich mal eine gute Nachricht. Josh lächelte. Liebevoll sah er seinen Bruder an. Es war allerdings, als blickte er in sein deprimiertes Spiegelbild.
„Aber, das ist doch toll, Kevin", versuchte er zu trösten. „Nimm diese Hilfe an, bitte!"
Kevin nickte verhalten, doch auch wenn er bereit war, seine Fehler wieder gutzumachen, ein negativer Aspekt blieb und konnte nicht so einfach beseitigt werden.
„Ich werde dafür woanders untergebracht." Kevin schluckte trocken. Er mochte es gar nicht aussprechen. „Wir werden uns eine Weile nicht sehen."
„Mmh." Das war Josh längst bewusst. Aber ihm war auch klar, dass man seinem Bruder helfen und der ebenso für seine Tat bestraft werden musste.
„Vielleicht ist etwas Abstand momentan das Beste für uns."
Josh genoss den Feierabend mit Lukas. Zusammen lagen sie in Joshs Bett, der Krimi im TV lief nur im Hintergrund, vielmehr waren sie damit beschäftigt, sich gegenseitig zu küssen und zu streicheln. Keiner von beiden rechnete mit einer Störung, und trotzdem klopfte es plötzlich leise an der Tür. Zum Glück waren sie noch nicht mit anderen Dingen beschäftigt
„Ja?", rief Josh dennoch ein wenig genervt. Er richtete sich auf, um genau erkennen zu können, wer da in sein Zimmer kam. Erstaunlicherweise war es sein Bruder Clemens. Mit dem hätte er am wenigsten gerechnet.
„Hi!", grüßte sein Drillingsbruder, dabei sah er eher zögernd herein. Die Anwesenheit von Lukas verunsicherte ihn sichtlich. Und es war eindeutig, in welche Situation Clemens hereingeplatzt kam.
„Ich wollt nicht stören ... aber eher konnte ich auch nicht kommen."
Josh wusste sofort, was Clemens meinte. Die Verhaftung von Kevin war
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