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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
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alarmiert in Deckung gehen.
    Alexandra stellte die Kerze windgeschützt auf einer Stufe ab und hob dann mit beiden Händen die Tür wieder an.
    Schwaches Mondlicht, das durch ein kleines Dachfenster fiel, erhellte den Raum. Vorsichtig lehnte sie die Luke an denSchornstein zur Linken und griff nach der Kerze. Obgleich ihr das Herz bis zum Hals schlug, stieg sie entschlossen die beiden letzten Stufen hinauf und betrat mutig den Dachboden. Verwundert stellte sie fest, dass er um vieles kleiner war, als sie erwartet hatte. Die Dachschrägen ließen nur einen schmalen Gang, in dem man aufrecht stehen konnte, im übrigen Teil war man gezwungen, sich in leicht gebückter Haltung fortzubewegen. Ein kleiner Holzverschlag, nicht größer als zwei mal drei Meter, dicht umlagert von Korbtruhen und antiken Kleiderständern, zwängte sich in die linke Ecke des Dachbodens. Ringsherum lehnte eine unüberschaubare Anzahl unterschiedlich großer und wertvoll anmutender Wandspiegel. Alexandras Leidenschaft für Antiquitäten ließ sie ihr Unbehagen vergessen und zielstrebig auf die Kammer zulaufen. Voller Enthusiasmus und Entdeckerfreude hoffte sie, im Inneren des Verschlages auf weitere Kostbarkeiten zu stoßen, die der Aufmerksamkeit ihrer Vormieter entgangen waren oder aber in ihnen keine Liebhaber gefunden hatten. Wenn ihre Freundin Nina jetzt hier wäre, würde diese ganz sicher in ein nicht enden wollendes Kreischkonzert ausbrechen. Alexandra beschloss noch im gleichen Moment, die zum Teil in Gold gerahmten Spiegel im gesamten Haus zu verteilen und die Truhen statt ihrer instabilen Ikeaschränke zur Kleideraufbewahrung zu nutzen. Sie stellte die Kerze auf einen kleinen dreibeinigen Tisch, der geradezu dafür geschaffen schien, und zog vorsichtig die Brettertür des Verschlages auf. Ein kurzer flüchtiger Blick in das Innere genügte, um ihr das Blut in den Adern gefrieren zu lassen. Sie hätte schwören können, im Zwielicht des Mondes eine sitzende Gestalt in einem schaukelstuhlähnlichen Gebilde gesehen zu haben. Ihr Instinkt forderte die Flucht, aber der furchtbare Schreck hielt ihre Füße bleiern an Ort und Stelle. Wie gelähmt stand Alexandra mit geschlossenen Augen vor der angelehnten Tür und wagte nicht zu atmen. Einige Sekunden lang herrschte Totenstille, danndrang ein leises Knarren aus dem Inneren der Kammer. Sei es, dass der Wind das Haus zum Ächzen brachte oder ihr eigenes Gewicht die altersschwachen Dielen überbeanspruchte, es reichte aus, ihren Fluchtinstinkt aufs Neue zu aktivieren. Wie von Sinnen rannte sie, ohne nach rechts und links zu sehen, zur Luke und hastete die Treppe hinunter. Auch da blieb sie keine Sekunde, sondern hetzte weiter nach unten und schlug im Vorbeigehen auf sämtliche Lichtschalter, bis der Hausflur hell erleuchtet war.
    Sekunden später lehnte sie zitternd am Türrahmen, den Blick starr nach oben gerichtet. Sie fühlte, wie die Angst an ihr hochkroch und ihr mehr und mehr den Atem nahm. »Beruhige dich«, hämmerte es in ihrem Kopf, »und hole um Gottes willen die Kerze vom Dachboden, wenn du nicht willst, dass dir das Haus über dem Kopf abbrennt.« Alexandra schüttelte abwehrend den Kopf. Keine zehn Pferde würden sie dazu bringen, noch einmal nach oben zu gehen, lieber hielt sie die restliche Nacht auf dem Flur stehend Feuerwache und verzichtete auf ihr kuscheliges Deckenlager.
    In der darauffolgenden halben Stunde passierte nichts, weder kamen Geräusche vom Dachboden, noch breitete sich von dort ein Brand aus. Langsam kam sie sich albern vor, halbnackt und mittlerweile schlotternd vor Kälte hockte sie auf der Zimmerschwelle und beobachtete argwöhnisch die Treppe zum Obergeschoss. Auch zweifelte sie inzwischen daran, dass es ein Mensch sein könnte, der in einer dunklen Kammer auf ihrem Dachboden saß. Legten nicht die Kleiderständer und Spiegel vielmehr die Vermutung nahe, dass es sich bei der Gestalt um eine Schaufensterpuppe handelte? Diese Erklärung war zwar in Anbetracht der eigenen Hysterie beschämend, beruhigte aber ungemein. Bei der Vorstellung, Nina von dieser ersten Nacht zu erzählen, musste sie nun beinahe lachen.
    Sie ließ sämtliche Glühbirnen brennen und schlurfte müdeins Zimmer zurück. Inzwischen war es vier Uhr morgens, bald würde die Sonne aufgehen. Fröstelnd zog sie sich die Decke um die Schultern, lehnte den Kopf an die Wand und schlief binnen Minuten ein.

5.
    Die Sonne ging gerade auf, als Alexandra eine Gabelung im Wald erreichte, an deren

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