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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
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erhellte. Gut, dass Nina darauf bestanden hatte, die Kartons zu beschriften. Alexandra brauchte nur kurze Zeit, bis der Karton mit der Aufschrift »Bettzeug und Matratze« gefunden war. Leise keuchend schleppte sie den vom Regen feuchten Karton zum Haus, doch kurz bevor sie die Eingangstür erreichte, schlug diese mit einem lauten Knall vor ihr zu. Für Sekunden stand sie wie gelähmt. Das Adrenalin durchströmte ihren Körper,unmittelbar danach begannen ihre Knie zu zittern. Es gab nur eine Erklärung: Irgendwo im Haus musste ein Fenster offen stehen. An etwas anderes wagte sie nicht zu denken. Fast geräuschlos stellte sie den Karton ab und drückte langsam die Klinke nach unten. Tatsächlich spürte sie leichten Widerstand, und ein schwacher Windhauch strömte ihr durch den Türspalt entgegen. Alexandra atmete auf, es konnte nur ein offenes Fenster sein! Kaum hatte sie das Haus betreten, fiel die Tür mit lautem Krachen hinter ihr ins Schloss. Mit einer heftigen Handbewegung, als wolle sie einen Angreifer abwehren, ließ sie den Karton fallen und fuhr herum. Mit schreckgeweiteten Augen riss sie den Kopf hin und her und überflog blitzschnell ihre Umgebung. Plötzlich meinte sie, im halbtoten Winkel eine huschende Bewegung wahrzunehmen. Sie drehte langsam den Kopf in diese Richtung und verharrte bewegungslos. Es raschelte, dann ein Trippeln, wieder ein huschender Schatten. Alexandras Muskeln spannten sich an. Mäuse! Nicht eine oder zwei, in diesem Haus gab es sicher Hunderte! Offenbar musste sie sich darauf einstellen, dass ihre ausgeprägte Phobie in diesen Mauern zum anhaltenden Alptraum mutieren würde. Minuten vergingen. Ganz langsam normalisierte sich ihre Atmung, der Puls wurde ruhiger. Alexandra hatte genug. Kopfschüttelnd befahl sie ihrem Verstand, wieder normal zu funktionieren, sammelte den Inhalt der auseinandergefallenen Pappkiste ein und trug ihn in das vordere Zimmer. Dann marschierte sie, ohne nach rechts und links zu sehen, wieder hinaus und schleppte einen weiteren Karton ins Haus. Sie wiederholte diesen Vorgang ohne Pause an die zwanzig Mal, bis sich nach einer knappen Stunde alle Kisten im Trockenen befanden. Erschöpft ließ sie sich auf der unaufgeblasenen Matratze nieder und betrachtete zufrieden ihr Werk. Inzwischen war es kurz vor Mitternacht, und ihr laut knurrender Magen zeigte an, dass ihm die fast zwölfstündige Abstinenz alles andere als guttat. Das änderte allerdingsnichts daran, dass sie rein gar nichts Essbares bei sich hatte. Nichts, absolut nichts. Ninas Rat, sich doch wenigstens die heißgeliebte Tafel Schokolade einzustecken, hatte sie mit der Bemerkung »Du klingst wie meine Mutter« abgetan. Jetzt rächte sich nicht nur ihre Starrköpfigkeit, sondern auch die ihr angeborene Haltung, prinzipiell für sich selbst verantwortlich zu sein und mütterliche Ratschläge generell in den Wind zu schlagen. Ein triumphierendes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Wenn sie sich nicht täuschte, waren sie mit dem Lastwagen an einem Apfelbaum vorbeigefahren, der inmitten einer Gruppe Obstbäume, circa hundert Meter vom Haus entfernt, stand. Auf eine späte Apfelsorte hoffend, rannte sie aus dem Haus, griff im Vorbeigehen nach der nur noch matt leuchtenden Taschenlampe auf dem Kühlschrank und schlug sie mehrmals gegen den Oberschenkel. Das brachte die Lampe jedoch nicht zum Leuchten, sondern ließ sie gänzlich erlöschen. Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen, der Himmel stand sternenklar über ihr, und das weiße Licht des Mondes erhellte die Umgebung. Im Wald herrschte Stille, nur ein Käuzchen lärmte mit der immergleichen Abfolge von Schreien in den Baumwipfeln. Alexandra ignorierte die schaurigen Laute und lief zielstrebig auf eine Baumgruppe zu, die sich deutlich in Höhe und Form vom Hintergrund der Kiefern unterschied. Tatsächlich lagen unter den Bäumen mehr oder weniger brauchbare Äpfel. Sie ging auf die Knie, sammelte einige davon ein und stopfte sie in ihre Hosentaschen. Auf dem Rückweg war ihr, als hätte sie einen Lichtschein am Dach des Hauses gesehen, aber sie schenkte dieser Erscheinung keine große Bedeutung, da sie inzwischen zu der Überzeugung gelangt war, dass ihr eigener Verstand sie narrte. Trotzdem schloss sie vorsorglich die Eingangstür mehrere Male ab und schob zu ihrer eigenen Beruhigung eine alte Kommode davor. Als sie darauf noch recht umständlich einen Stuhl positionierte, der ihr mehrere Male herunterfiel, erwischtesie sich wieder bei dem

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