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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
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ihr zuzuschreien, dass niemand außer ihnen beiden hier sein konnte und dass sie vollkommen wahnsinnig sei, riss er sich zusammen und blieb ruhig. Wenn er jetzt den Fehler machte, die Nerven zu verlieren, so würde er dafür, bei Alexandras derzeitigem Geisteszustand, ganz sicher mit dem Leben bezahlen.
    »Ich sagte, ich töte ihn!«, wiederholte Alexandra.
    »Wenn Sie das wollten, hätten Sie es längst getan.«
    Harris’ Atem setzte sekundenlang aus, als er Schneiders Stimme erkannte.
    »Aber Sie können es nicht! Hab ich recht?«
    »Was wissen Sie schon!«, fauchte Alexandra.
    »Vielleicht bin ich der Einzige, der Sie versteht.«
    »Wieso sollten Sie?«
    »Weil ich Ihre Geschichte kenne. Sie müssen aufhören, sich allein die Schuld daran zu geben, was vor dreizehn Jahren passierte. Es war ein Unglück, verstehen Sie! Und Unglücke passieren nun mal.«
    »Bleiben Sie, wo Sie sind … ich schwöre, ich werde Harris töten!«, zischte sie Schneider an.
    »Dann tun Sie’s!«
    Alexandra fuhr herum und sah mit hasserfüllter Miene zu Harris hinüber. Sie strauchelte ein wenig, als sie, auf dem verletzten Fuß stehend, den gesunden über die Öffnung derLuke hob und ihre Schritte dann langsam in Harris’ Richtung lenkte.
    »Schneider hat recht«, sagte Harris.
    »Ja. Aber er macht einen Fehler! Er ist auf der falschen Seite! Schneider ist dir genauso auf den Leim gegangen wie ich, aber ich habe dich durchschaut. Dein Fehler war, hierherzukommen, aber du musstest dich ja unbedingt davon überzeugen, dass ich tot bin. Die Fassade bröckelt, Harris!«
    Alexandra hob die Axt über ihren Kopf, ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie bereit war, nun tatsächlich zuzuschlagen. »Ich lass mich nicht mehr täuschen! Nicht von Marcel, nicht von dir … von überhaupt niemandem mehr!«, sagte sie leise.
    Harris wusste, dass er mit dem, was er gleich sagen würde, ein hohes Risiko einging, hoffte aber, dass Schneider im Notfall schneller sein würde. Er musste aufs Ganze gehen, und es war dabei vollkommen nebensächlich, ob es der Wahrheit entsprach oder nicht.
    »Ich habe mit deinen Eltern gesprochen, Alexandra. Ich weiß, ich hätte das nicht tun sollen, nicht hinter deinem Rücken, aber …«
    »Du lügst«, flüsterte sie.
    »Nein.«
    Alexandras Körper durchlief ein Schauer, dann knickten ihr die Beine ein, und sie fiel auf die Knie. »Das ist nicht wahr!«, jammerte sie kaum hörbar. Kaum dass sie es ausgesprochen hatte, verzerrte sich ihr Gesicht vor unbändiger Wut.
    »Das ist eine Lüge!«, schrie sie aus Leibeskräften und hob die Axt erneut über den Kopf.
    »Sie haben dir längst verziehen«, sagte Harris, so ruhig er es im Angesicht der Axt, die drohend über ihm schwebte, nur vermochte.
    »Ich komme jetzt hoch!«, ertönte Schneiders Stimme. Trotz des gebrochenen Knöchels war Alexandra binnen Sekundenauf den Beinen und humpelte zur Luke zurück. Breitbeinig stellte sie sich über die Öffnung und sah auf den Kommissar hinunter. Eine unerträglich lange Minute passierte nichts, keiner der drei rührte sich oder sagte etwas. Selbst das Lärmen des Wassers schien für diesen Moment verstummt zu sein.
    Alexandras Hände, die noch immer den Stiel der Axt umklammerten, begannen unkontrolliert zu zittern. Wieder drehte sie den Kopf zu Harris. Ihre Augen hatten jetzt jeglichen Wahnsinn verloren, sie waren voller Sehnsucht. »Ich habe dich wirklich geliebt«, sagte sie leise. Ein Lächeln glitt über Alexandras Mund, dann ließ sie sich, ohne den Blick von Harris’ Gesicht zu wenden, durch die offene Luke fallen.
    Schon bis zur Hüfte im Wasser stehend, drehte Harris noch einmal um und stieg die Treppe hinauf. Alexandra lag am Fuße der Dachstiege. Ihre rechte Hand umklammerte noch immer die Axt, deren Schneide tief in ihrem Brustkorb steckte. Der Augenblick des Todes hatte die Sehnsucht in ihren Augen verewigt, und die Tränen auf ihren Wangen waren noch nicht getrocknet.
    Harris beugte sich über den Leichnam und flüsterte.
    »Ich hatte recht, Alexandra. Man braucht nur ein Motiv. Eines hast du mich allerdings gelehrt: Äußerlich unterscheiden sie sich nicht von den anderen, sie trennt einzig das Gefühl von Reue … und der Umgang mit der Schuld.«

Epilog
    Die alte Gemüsekiste ächzte unter seiner Last, aber er wusste schon jetzt, dass er ihr nach dem Aufstehen einen letzten kräftigen Tritt geben würde, damit sie in sich zusammenfiele. Alexandras Lieblingsplatz sollte nicht die Zeit überdauern, und er mochte

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