Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)
Jack und kommen langsam von da oben runter. Und dann geben Sie sie ihm, ja?«
Ohne seine Einwilligung abzuwarten, holte Alexandra eineWiener Wurst aus dem Kühlschrank und warf sie Dirk zu. Er fing zwar, blieb aber mit energischem Kopfschütteln auf dem Tisch. Inzwischen kreidebleich, tat er Alexandra beinahe leid.
»Schade, ich war gespannt, ob’s funktioniert. Also gut, geben Sie mir die Wurst.«
Sie hielt die Wiener vor Jacks Nase. »Komm mit, du kriegst sie vorn im Zimmer.«
Jack strafte den vermeintlichen Feind mit sofortiger Ignoranz und folgte Alexandra dann eilig durch den Flur.
Dirk Schumann hatte sich noch keinen Zentimeter bewegt, als Alexandra zurückkehrte. »Sie können runterkommen, ich hab ihn eingesperrt.«
Er war inzwischen völlig außer sich. Umständlich und mit bitterböser Miene kletterte er herunter und baute sich vor ihr auf.
»Das war ’ne saumiese Nummer!«, sagte er leise, »ich werd’s mir merken.«
Er warf einen unsicheren Blick in den Flur und verließ dann mit eiligen Schritten das Haus. Noch Stunden später hing das Gemisch aus Schweiß und Aftershave in jedem Winkel der Küche.
24.
Augenscheinlich stand Harris ganz oben auf der Liste der begehrenswerten Männer des Ortes, denn kaum hatten Alexandra und er die Kneipe betreten, wanderten die Blicke der anwesenden Frauen wohlwollend zu ihm herüber.
Sie suchten sich einen kleinen Tisch in der dunkelsten Ecke, fern von Frauenblicken und den dreisten Andeutungen, die lautstark vom vollbesetzten Stammtisch herüberhallten. Ganz klar, dass Dirk in dieser Runde sein nachmittägliches Erlebnis mit Alexandra schon zum Besten gegeben hatte, und ganz sicher kam sie dabei nicht besonders gut weg.
»Augenblick, ja?«, sagte Harris, lief zum Stammtisch zurück und klopfte zum Gruß mit der Faust darauf.
»Bevor ihr euch jetzt das Maul zerreißt: Das ist ’ne rein berufliche Sache. Also lasst die dummen Witze, verstanden?«
Noch herrschte Stille am Tisch, aber keiner der Anwesenden konnte sich ein Grinsen verkneifen. Kaum hatte Harris ihnen den Rücken zugewandt, ertönte schallendes Gelächter. Doch Harris ließ selbst die übelsten Anzüglichkeiten unkommentiert im Raum verhallen.
Alexandra, die am Tisch geblieben war, beobachtete das Szenarium aufmerksam. Auch wenn die jungen Frauen des Ortes sie in diesem Moment ganz sicher um ihre Begleitung beneideten, die Männer zollten ihm keinen sonderlichen Respekt. Er war und blieb einer von ihnen, trotz Polizeimarke.
»Dieses Lächeln wird noch mal dein Untergang sein«, sagte Harris und ließ sich auf der gegenüberliegenden Tischseite nieder.
»Du meinst, dein Untergang!«
»Ich meine es so, wie ich es sagte.«
»Versteh ich nicht.«
Sein Blick glitt über ihr Gesicht. Er lächelte still, blieb ihr aber eine Erklärung schuldig.
»Wollt ihr ’ne Karte?«, hörten sie Paul sagen, der wie aus dem Nichts plötzlich neben ihnen stand.
»Du hast ’ne Speisekarte?«, scherzte Harris.
Paul schlug ihm das in Folie eingeschweißte DIN-A4-Blatt auf den Kopf und legte es dann vor Alexandra auf den Tisch. »Seit fünf Jahren«, knurrte er und verschwand wieder.
Harris zog gespielt den Kopf zwischen die Schultern. »Oh! Dicke Luft! Ich ess ’n Steak, so wie immer.«
Er winkte einem jungen, ganz in Schwarz gekleideten Mädchen mit pinkfarbenen Haaren zu, das auf einem Barhocker am Tresen lümmelte. Die silbernen Ketten samt Anhängern, die sie zu Dutzenden um den Hals trug, klimperten, als sie lässig vom Hocker sprang, zwei volle Biergläser griff und dann langsam auf sie zugeschlurft kam. Dabei kaute sie an einem Piercing an ihrer Unterlippe.
»Wie siehst’n du aus? Biste jetzt zur Pinkfraktion gewechselt?«, empfing Harris sie.
»Halt die Klappe, und mach lieber deinen Job«, fauchte Claudia zurück, während sie wütend die Gläser auf den Tisch knallte. »Sollte ich sie vielleicht in diesem Scheißfuchsrot lassen, bei dem, was hier abgeht?«
Alexandra machte eine ruckartige Handbewegung zum Kopf, nicht auffällig genug, dass Claudia es im Umdrehen bemerkt hätte, aber doch lang genug, dass Harris davon Notiz nahm. »Mach dir keine Sorgen«, beschwichtigte er und griff nach ihrer Hand. »Erstens scheint sein Bedarf momentan gedeckt, und zweitens sitzt du neben mir. Wenn dieses Schwein sich jemanden aussuchen sollte, dann sicher kein Mädchen, das einen Bullen zum Freund hat.«
Einen Moment lang sah Alexandra versonnen auf ihreHand, die unter seiner ruhte, dann griff sie
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