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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
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stand, dann wich sie aus und lächelte.
    »Wo soll ich anfangen? Bei meiner Geburt?«
    Harris wiegte unzufrieden den Kopf. »Vielleicht ein bisschen später!«
    »Also gut. Unauffällige, schüchterne, rothaarige, dünne Schülerin mit Zahnspange. Dann mit Hängen und Würgen das Abi, danach die Kunsthochschule bis … puh, vergessen, also keinen ordentlichen Beruf, ’ne kurze Festanstellung als Grafikerin in einer winzigen Werbeagentur, dann wieder eine Weile nichts. Hab mich so durchgejobbt, bis ich Nina kennengelernt habe und sie einige meiner Bilder mit in ihre Galerie genommen hat. Sie hat sogar ein paar verkauft. Zufrieden mit dem Lebenslauf?«
    »Da fehlen ein paar wichtige Details!«
    »Und die wären?«
    »Männer!«
    »Die lass ich ganz bewusst weg, und wenn du es dir nicht verscherzen willst, hakst du besser nicht nach!«
    »So viele?«
    »Nein, so … beschissene!«
    »Nicht ein einziger, der was taugte?«
    Alexandra warf den Kopf von links nach rechts und wieder zurück. »Keiner!«
    Harris grinste zufrieden. »Okay. Wenn wir nicht über deine … Männer reden können, dann eben über deine Freunde!«
    Alexandra stieß laut die Luft aus, denn ihre Antwort wäre, bei genauerem Betrachten, extrem kurz. Die Runde der Freunde war in den vergangenen Jahren auf eine überschaubare Zahl geschrumpft. Keinem der Abtrünnigen trauerte sie auch nur im Geringsten nach, beschränkten sich doch die Gespräche während der letzten Treffen ausschließlich auf Themen der Vergangenheit. Alexandra war es leid, sich unter grölendem Gelächter wieder und wieder anhören zu müssen, wie Karsten doch tatsächlich die bildhübsche Praktikantin Vanessa schon am Abend ihres ersten Arbeitstages in seinem Büro gevögelt hatte und sie daraufhin nie wieder in der Firma aufgetaucht war. Die sich daran anschließende Diskussion war ebenfalls immer dieselbe. Man müsse doch als extrem gutaussehende Praktikantin wissen, dass man sein Praktikum in einer Werbeagentur nur dann erfolgreich bestehen konnte, wenn man zwar nicht unbedingt den Chef, aber doch wenigstens seinen Stellvertreter an sich ranließe. Den Männern in der Runde war es vollkommen gleich, ob die anwesenden Frauen mit dieser Meinung konform gingen, Hauptsache, es wurde ausgiebig gelacht, egal, auf wessen Kosten. Es war primitiv, es war billig, es war widerwärtig. Und obendrein bediente es das Klischee der Medienbranche. Das war die eine Seite des Freundeskreises, die andere, nämlich die, dienur dort auftauchten, wo es etwas umsonst gab, hatte Alexandra nach und nach entlassen.
    Übrig geblieben waren Nina und deren engster Freund Jörg, ein Bild von einem Mann mit nur einem Makel, zumindest aus Alexandras Sicht. Hals über Kopf hatte sie sich damals in ihn verliebt, Nina gegenüber jedoch Stillschweigen bewahrt, weil sie abwarten wollte, wie sich deren Verhältnis zu Jörg entwickelte. Nie wäre es ihr in den Sinn gekommen, der Freundin die neue Errungenschaft abspenstig zu machen. Als sie Nina nach Monaten doch davon erzählte, war die Freundin nicht etwa in Lachen ausgebrochen, sondern sehr behutsam vorgegangen.
    »Meine liebste Freundin«, so der damalige Wortlaut, »sich in Jörg zu verlieben ist weder verwunderlich noch ein Verbrechen, sondern beinahe ein Muss. Aber ich kann dich beruhigen. Du kannst ihn mir nicht ausspannen, weil ich nicht mit ihm vögle. Bevor du dich jetzt zufrieden zurücklehnst und dein erstes Date mit ihm planst, muss ich dich allerdings über seinen Geschmack aufklären. Jörg ist schwul. Leider.«
    Diese Aussage traf Alexandra zwar wie ein Schlag, und ihre Schwärmerei für den Angebeteten verflüchtigte sich nicht auf Anhieb, aber es war weniger schmerzhaft, sich ihn aus dem Kopf zu schlagen, seit sie von dieser Inkompatibilität wusste.
    »Hallo?«, meldete sich jetzt Harris. »Ich habe dir gerade eine Frage gestellt!«
    »Äh, ja, Nina. Du kennst sie ja«, antwortete Alexandra knapp.
    Harris ließ nicht locker. »Also eine Freundin. Okay. Und Familie!«
    Alexandra sah ihn sekundenlang an, lächelte unsicher und zeigte in Richtung der Toiletten. »Moment, ja?«
    Harris griff blitzschnell nach ihrer Hand und hielt sie fest. »Stopp, stopp, so dringend wird’s nicht sein.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich vermute, dass du einfach nur ausweichst. Ist es das? Dein Geheimnis?«
    Alexandra gab sich geschlagen. »Ich habe keinen Kontakt zu meinen Eltern. Schon seit zwölf Jahren nicht mehr.«
    Harris’ Augen

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