Nachts lockt das Verlangen
dass Ihre Schwester …“, die Journalistin blickte auf einen Notizblock, „… Ihre Schwester Monica Komplizin in einem Komplott war, der die Foster-Familie um fünfzig Millionen Dollar bringen sollte?“
Während Devin wie ein im Scheinwerferlicht gefangenes Reh blinzelte, packte Lucas den Kragen eines Mannes, der gerade Amelia fotografieren wollte, und schleuderte ihn fast zu Boden. Byron fing den Mann auf und schob ihn zur Seite.
Lucas riss Amelia aus dem Kinderwagen und drückte sie gegen seine Brust, schützte ihr Gesicht. Dann griff er Devins Hand. „Vergiss den Kinderwagen“, befahl er, während er sie an seine Seite zog und ihnen einen Weg zurück durch die Meute bahnte.
Die Journalisten drängten sich um sie herum, bombardierten sie mit Fragen, schossen Foto um Foto.
„Wird es einen Prozess geben?“
„Erwarten Sie eine Festnahme?“
„Wurde ein DNA-Test beauftragt?“
Lucas schäumte vor Wut.
Er schubste Devin in die Sicherheit hinter dem Tor, wo Lexi und mehrere Hausangestellte sich versammelt hatten, dann folgte er ihr. Byron war hinter ihm samt dem Kinderwagen, den er nutzte, um den Weg zu blockieren, sollte einer der Journalisten unbedacht genug sein, sich auf das Privatgelände zu wagen.
„Was in aller Welt ist das denn?“, fragte Devin atemlos.
„Das ist Steves Werk“, grollte Lucas. Er war immer noch wütend auf Devin, aber dieses Gespräch würde erst einmal warten müssen.
Amelia wand sich in seinen Armen und sah zu ihm hoch. Er wappnete sich gegen einen ihrer Schreianfälle, war aber nicht gewillt, sie aus den Händen zu geben.
„Aber warum?“, fragte Devin.
Aus irgendeinem Grund schrie Amelia nicht. Sie blinzelte ihn nur neugierig an, während er sie die Stufen zum Haus hinauftrug.
Er blickte zu Byron, wollte wissen, wie der Steves Vorgehen einschätzte. „Was hat er davon?“
Byron schüttelte den Kopf und sah ebenso verwirrt aus, wie Lucas sich fühlte. „Dich öffentlich blamieren?“
„Das ist keine Geschworenen-Entscheidung, nicht mal eine Anhörung“, stellte Lucas fest. „Es ist eine rein familienrechtliche Frage.“
Ob Amelia ein Anrecht auf ihr Erbe hatte, würde von einem Familienrichter entschieden werden, in irgendeinem kleinen Büro tief im Inneren des Justizgebäudes, die öffentliche Meinung würde dabei keinerlei Rolle spielen.
„Er könnte auf den Vorstand von Pacific Robotics abzielen“, spekulierte Byron. „Einen Skandal inszenieren, damit du schlecht dastehst?“
„Glaubt er, dass er mich als Generaldirektor feuern lassen könnte?“
„Ich versteh das nicht“, sagte Devin. „Was geht hier vor?“ Dann blickte sie von Lucas zu Amelia. „Willst du, dass ich sie nehme?“
„Ihr geht’s gut“, antwortete er kurz angebunden. Als die Meute der Journalisten sich auf Amelia gestürzt hatte, war sein Beschützerinstinkt geweckt worden. Jetzt war sie in Sicherheit. Und da sie nicht zu weinen angefangen hatte, ging es ihr gut da, wo sie war.
Sie traten durch die Tür in die Eingangshalle, und Lucas atmete erleichtert auf.
„Also, was jetzt?“, fragte Lexi. Wie Devin sah auch sie ständig zu Amelia hinüber, als würde er sie jeden Moment fallen lassen.
Er blickte zu Byron. „Ich glaube nicht, dass es Sinn macht, mit ihm zu reden.“ Steve würde nicht plötzlich so etwas wie ein Gewissen entwickeln.
„Die Jungs zu Hause wüssten damit umzugehen“, sagte Byron bedeutungsvoll und ließ seine Fingerknöchel knacken.
„Eine Anzeige wegen tätlichem Angriffs wird uns nicht helfen“, sagte Lucas, auch wenn er Steve nur zu gerne eine verpasst hätte. Was dachte der Kerl sich dabei, Devin und Amelia zu Zielscheiben der Sensationspresse zu machen? Wie konnte der nachts ruhig schlafen?
„Ich glaube nicht, dass die Presse das Gericht beeinflussen wird“, sagte Byron. „Der Richter wird nach Rechtslage und Präzedenzfällen entscheiden. Ich bezweifle, dass er den ‚Tattler‘ liest.“
„Steves großer Plan ist es also, uns auf die Palme zu bringen?“ Seattle war eine kleine Stadt und Pacific Robotics eines der führenden Unternehmen. Lucas hatte schon oft im Scheinwerferlicht der Presse gestanden, und er wusste, dass die Paparazzi sie alle jagen würden, tagelang, es gab kein Versteck, das vor ihnen sicher war.
„Scheint ganz so“, erwiderte Byron.
„Diese Journalistin“, sagte Devin. „Sie hat gefragt, ob wir Festnahmen erwarten. Was soll das heißen?“
Lucas vermied es, sie anzusehen. Sein Instinkt sagte ihm, dass er
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