Nachts lockt das Verlangen
Aktionen reagiert. Es war höchste Zeit, dass er selbst das Ruder in die Hand nahm.
„Gut“, sagte er und nickte entschlossen. „Wir fahren nach Texas.“
Devin fiel die Kinnlade nach unten. „Aber …“
„Ich komme mit“, erklärte Lexi sofort.
„Ist das nicht etwas zu drastisch?“, protestierte Devin. „Du verlangst, dass ich quer durchs Land flüchte?“
Er verstand die Gründe für ihr Zögern. Wenn sie in Texas war, konnte sie nicht mehr herumschnüffeln. Keine privaten E-Mails mehr lesen.
Zu dumm für dich, Schätzchen.
Oh ja, sie würden nach Texas gehen!
8. KAPITEL
Devin hatte nie zuvor darüber nachgedacht, wie praktisch es war, einen Privatjet zu besitzen. Sie hatten nicht nach Flügen suchen oder ins Reisebüro gehen müssen, Lucas hatte einfach nur seinen Piloten angerufen und ihm gesagt, dass sie nach Dallas wollten.
Doch die ganze Reise über blieb Lucas distanziert und auch noch nach ihrer Ankunft am Abend. Und die Größe von Byrons Anwesen machte ihm das leicht. Zu der Ranch gehörten mehrere Häuser und kleine Cottages, und von der Anhöhe aus blickte man auf den malerischen Lake Hope.
Am Morgen hatte Lexi erklärt, sie wolle reiten lernen, und war mit Byron zu den Ställen aufgebrochen. Teresa erkundete mit Amelia den Ententeich, und Lucas hatte erklärt, er müsse in seinem Haus einige Anrufe erledigen.
So blieb Devin allein zurück. Eigentlich sollte sie an ihrem Buch arbeiten. Sie hatte sogar ihren Laptop dabei, hatte es sich im Wohnzimmer in einem der großen Ledersessel bequem gemacht. Eine angenehm warme Brise strömte durch die offenen Fenster herein, aber zu viele Gedanken hielten sie vom Schreiben ab.
Was dachte Lucas sich dabei, am einen Tag mit ihr zu schlafen und sie am nächsten zu ignorieren?
Sie hatten Dinge zu besprechen. Das Kindermädchen. Steve. Müssten sie nicht Strategien entwerfen? Nachforschungen anstellen? Informationen sammeln? Anträge ausfüllen?
Sie würde nicht länger tatenlos herumsitzen.
Lucas war nicht in seinem Haus, also stieg sie eine kleine Anhöhe hinauf und erspähte ihn am Ententeich.
Er trug Jeans und ein graues T-Shirt, saß auf dem Boden, die Knie hochgezogen, während Amelia sich an einer seiner Schultern festklammerte und eine Ente beobachtete, die auf sie zuwatschelte.
Teresa war weit und breit nicht zu sehen.
Lucas warf ein paar Brotkrumen zu Boden, und die Ente watschelte näher.
Amelia quietschte vor Vergnügen, was die Ente wieder in die Flucht trieb.
Schnell krabbelte Amelia ihr hinterher, und Devin verlangsamte unwillkürlich ihre Schritte, betrachtete die außergewöhnliche Szene. Lucas spielte mit Amelia. Sie waren ganz allein. Und sie sahen beide glücklich aus.
Etwas schnürte ihr die Brust zusammen. Aber sie wusste nicht, ob es Glück oder Bestürzung war. Lucas würde der beste Vater sein, den Amelia je haben konnte. Sie, Devin, sollte froh darüber sein, dass die beiden eine Beziehung zueinander entwickelten. Aber sie liebte Amelia so sehr, sie wollte kein Bisschen von der Kleinen an Lucas verlieren.
Amelia richtete sich auf und stand auf wackligen Beinen. Dann warf sie, was immer sie in der Hand gehalten hatte, der Ente hin. Von ihrem Beobachtungsposten aus konnte Devin nicht sehen, ob Lucas ihr Brotkrumen gegeben hatte oder nicht. Der Ente ging es offensichtlich ebenso, denn sie watschelte näher heran, um zu inspizieren, was dort lag, spreizte die Flügel und schüttelte den leuchtend grünen Kopf, während sie den Boden absuchte.
Wieder warf Amelia ihr etwas hin, drehte sich dann um und strahlte Lucas an, als wollte sie sich seiner Anerkennung versichern.
„Kluges Mädchen“, gurrte Lucas mit tiefer, zärtlicher Stimme.
Amelia machte einen Schritt auf ihn zu, dann noch einen und noch einen. Sie lief, bis sie in Lucas’ Armen lag, stolz lachend angesichts ihrer Leistung.
Devin schluckte. Amelias erste Schritte.
Und Amelia war mit ihnen auf Lucas zugegangen, nicht auf sie.
In diesem Augenblick entdeckte er sie, und sein Gesichtsausdruck wurde ernst, als er sie anschaute.
Amelia wand sich aus seinen Armen, und Devin zwang sich zu einem Lächeln, legte die letzten Meter zu ihm zurück. Sie sagte sich, dass es noch jede Menge anderer erster Momente in Amelias Leben geben würde, und sie würde bei jedem davon dabei sein. Es war ja auch nicht so, als hätte sie die ersten Schritte verpasst. Sie hatte sie eben nur aus der Entfernung gesehen.
„Offenbar mag sie Enten“, sagte sie, um das
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