Nachts
Delevan erboste sich häufig über diesen >wertlosen Schund<, wie er sich ausdrückte), aber heute abend hatte keiner ein Wort gesagt. Kevin vermutete, sie waren einfach dankbar, daß sie aufgehört hatte, sich über ihren wunden Bauch zu beschweren und laut darüber nachzudenken, wie die Symptome eines Zwe rchfellrisses genau aussehen mochten.
»Hier sind sie«, sagte Mrs. Delevan. »Ich habe sie beim zweiten Suchen ganz unten in meiner Handtasche gefunden.« Sie gab ihrem Mann die beiden Zettel eine Quittung von J. C. Penney’s und ein MasterCardFormular. »So etwas finde ich nie beim erstenmal. Ich glaube, das geht allen so. Es ist ein Naturgesetz.«
Sie sah Mann und Sohn mit in die Hüfte gestemmten Händen an.
»Ihr zwei seht aus, als hätte gerade jemand die Hauskatze umgebracht.«
»Wir haben keine Katze«, sagte Kevin.
»Du weißt schon, was ich meine. Es ist natürlich schlimm, aber das bekommen wir in Null Komma nichts wieder hin. Bei Penney’s werden sie sie anstandlos umtauschen «
»Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte John Delevan. Er hob die Kamera auf, betrachtete sie voll Mißfallen (sogar fast höhnisch) und stellte sie wieder hin. »Das Gehäuse ist etwas abgesplittert, als sie auf den Boden gefallen ist. Siehst du?«
Mrs. Delevan warf nur einen flüchtigen Blick darauf. »Nun, wenn Penney’s nicht, dann die Firma Polaroid auf jeden Fall. Ich meine, der Sturz hat offensichtlich nicht bewirkt, was damit nicht stimmt. Das erste Bild hat wie die alle ausgesehen, und das hat Kevin gemacht, bevor Meg sie vom Tisch gestoßen hat.«
»Das wollte ich nicht«, sagte Meg, ohne sich umzudrehen. Auf dem Bildschirm verfolgte eine winzige Gestalt eine böse Puppe namens Chucky, wenn Kevin es richtig mitbekommen hatte einen kleinen Junge. Chucky hatte einen blauen Overall an und ein Messer bei sich.
»Ich weiß, Liebes. Wie geht es deinem Bauch?«
»Tut weh«, sagte Meg. »Ein wenig Eis könnte helfen. Ist noch was da?«
»Ich glaube ja.«
Meg schenkte ihrer Mutter ihr einnehmendstes Lächeln. »Würdest du mir bitte welches holen?«
»Ich denke nicht daran«, sagte Mrs. Delevan liebenswürdig.
»Hol es dir selbst. Und was siehst du da überhaupt schon wieder Gräßliches an?«
»Child’s Play«, sagte Megan. »Eine Puppe namens Chucky erwacht zum Leben. Toll.«
Mrs. Delevan rümpfte die Nase.
»Puppen erwachen nicht zum Leben, Meg«, sagte ihr Vater. Er sprach resigniert, als wüßte er, daß er auf verlorenem Posten stand.
»Chucky schon«, sagte Megan. »In Filmen ist alles möglich.« Sie stellte mit der Fernbedienung auf Standbild und ging sich ihr Eis holen.
»Warum sieht sie diesen Mist an?« fragte Mr. Delevan seine Frau fast flehend.
»Ich weiß es nicht, Liebes.«
Kevin hatte die Kamera in eine und mehrere belichtete Polaroids in die andere Hand genommen alles in allem hatten sie fast ein Dutzend gemacht. »Ich bin nicht sicher, ob ich sie umtauschen will«, sagte er.
Sein Vater sah ihn an.» Was?Gütiger Himmel.«
»Nun«, sagte Kevin ein wenig defensiv, »ich meine nur, vielleicht sollten wir darüber nachdenken. Schließlich ist es kein gewöhnlicher Defekt, oder? Ich meine, wenn die Bilder überbelichtet herauskommen würden oder unterbelichtet oder nur schwarz
das wäre etwas anderes. Aber wie kommt es zu so etwas? Immer wieder dasselbe Bild? Ich meine, seht doch! Und sie sind draußen, obwohl wir jedes einzelne Bild im Haus gemacht haben!«
»Es ist ein Streich«, sagte sein Vater. »Muß sein. Wir sollten das verdammte Ding einfach umtauschen und es vergessen.«
»Ich glaube nicht, daß es ein Streich ist«, sagte Kevin. »Zuerst ist es zu kompliziert für einen Streich. Wie stellt man eine Kamera ein, damit sie immer wieder dasselbe Bild aufnimmt? Außerdem stimmt die Psychologie nicht.«
»Psychologie, auch das noch«, sagte Mr. Delevan und verdrehte die Augen vor seiner Frau.
»Ja, Psychologie!« bestätigte Kevin nachdrücklich. »Wenn jemand eine explodierende Zigarette verteilt oder dir einen Pfefferkaugummi gibt, dann bleibt er in der Nähe, damit er den Spaß miterleben kann, oder nicht? Und wenn du oder Mom mir keinen Str «
»Dein Vater ist kein Streichspieler, Guter«, sagte Mrs. Delevan und sprach das Offensichtliche behutsam aus.
Mr. Delevan sah Kevin mit zusammengekniffenen Lippen an. Es war der Ausdruck, den er immer bekam, wenn er spürte, daß sein Sohn in den Bereich des Spielfelds abwanderte, wo Kevin zu Hause zu sein schien. Linksaußen.
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