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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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gaben nach, sie fiel gegen die Hauswand und schluchzte so hart, dass es einen Würgereflex auslöste und sie hustend und weinend an der Wand herunterrutschte.
    »Entschuldigung … ich hör gleich auf«, keuchte sie und richtete sich mühsam wieder auf. »Vielleicht ist er schon tot … oder schwer verletzt … O Gott, was soll ich bloß machen …«
    »Ist schon gut. Heul dich aus, du musst den Druck loswerden, sonst zerreißt es dir die Seele.« Schweigend streichelte sie Silke über den Rücken und wartete geduldig, bis das Schluchzen allmählich verebbte.
    Nils, der gerade taktvoll an ihnen vorbei ins Haus gehen wollte, zog ein gefaltetes Papiertaschentuch aus der Hosentasche und reichte es Jill. »Ich geh schon rein zu den anderen und sage Bescheid, dass ihr nachkommt.«
    Jill hielt Silke das Taschentuch hin. »Hier, putz dir die Nase, dann stell ich dir alle vor. Jeder hier wartet darauf, dir helfen zu können.«
    »Tut mir leid, dass ich euch die Party verderbe«, flüsterte Silke.
    Jill lachte los. »Nun ist aber gut. Du erinnerst dich doch, was Nils gesagt hat? Never explain, never apologize! Du musst an deinem schlechten Benehmen wirklich noch hart arbeiten. So geht das gar nicht … Red keinen Unsinn«, setzte sie etwas ernster hinzu. »Hier in Afrika ist man füreinander da. Es könnte ja sein, dass man selbst einmal Hilfe braucht, und alle unsere Freunde sind mit großem Enthusiasmus dabei, sämtliche Leute zu kontaktieren, die uns helfen könnten. Hier kennt ja fast jeder jeden, jedenfalls was die alten Siedlerfamilien angeht. Und jeder hat Freunde und Bekannte, wie zum Beispiel die Regierungschefin von Zululand, mit der ich ab und an zu tun habe. Wir werden ein dichtes Netz über Zululand werfen, und irgendeiner wird sich darin verfangen, irgendjemand wird etwas gesehen haben. Wir werden ihn finden. Außerdem schwärmt die Polizei bereits aus. Angeblich, zumindest.«
    Aber die letzten Worte sagte sie so leise, dass Silke sie erst im zweiten Anlauf verstand. Sie verursachten ihr ein unruhiges Gefühl im Magen, doch sie fragte nicht nach. Wollte es nicht so genau wissen. Nicht jetzt. Vielleicht später. Stattdessen erkundigte sie sich bei Jill, wo sie auf die Toilette gehen konnte. Sie brauchte ein paar Minuten allein, um sich zu sammeln.
    Jill zeigte ihr den Weg. »Du musst unbedingt die Wunde im Gesicht desinfizieren. Solche Verletzungen können hier schnell vereitern, besonders wenn sie von einem Tier verursacht wurden. Raubadler sind sozusagen fliegende Bakteriencontainer. Im Bade zimmerschrank sind Desinfektionslösung und Pflaster. Soll ich dir helfen?«
    Silke lehnte dankend ab und schloss die Badezimmertür hinter sich. Nachdem sie sich das Gesicht gesäubert, den verkrusteten Riss unter ihrem Auge abermals behutsam gereinigt, desinfiziert und mit einem Pflaster versehen hatte, machte sie sich auf die Suche nach ihrer Gastgeberin. Sie ließ sich von Musik und Stimmen leiten, die durchs Haus drangen, und fand Jill mit den anderen Gästen im Wohnzimmer, durch dessen weit geöffnete Flügeltüren die würzig frische Morgenluft hereinströmte. Die Rogges hatten sich zusammen mit einer brummig wirkenden Zulu, deren üppige Formen über die Stuhllehnen quollen, um einen Couch tisch versammelt. Zwei Stehlampen warfen Lichtpfützen auf honigfarbene Fliesen, an der Wand hingen vergilbte Fotos und meisterhaft gemalte Tieraquarelle. Im Licht wirkten die Gesichter der Anwesenden übernächtigt, die Augen gerötet. Es musste eine harte Partynacht gewesen sein, dachte Silke. Ein weiteres Paar kam von draußen herein. Die Frau war ungefähr Ende vierzig mit blondem Haar und sonnengebräunten Schwimmerschultern, die durch ihr nachtblaues Kleid gut zur Geltung kamen. Der Mann war nicht viel größer als sie, hatte ein zuverlässig wirkendes Gesicht und ein enorm kräftiges Kreuz, als hätte er sein Leben lang Holz gehackt.
    Jill sprang auf. »Meine älteste Freundin Angelica Farrington und ihr Mann Alastair«, stellte sie vor. »Das ist Silke.«
    Angelica streckte Silke die Hand entgegen. Ihr stahlblauer Blick und fester Händedruck flößten Silke sofort Vertrauen ein. Ihr Mann stand breitbeinig neben ihr und ließ sie an einen knorrigen Baum denken. Ihre Hand verschwand in seinen Pranken, dass ihr warm ums Herz wurde. Es musste wunderbar sein, solche Leute zu Freunden zu haben.
    »Wir finden ihn, ganz sicher«, sagte er in markantem schottischen Akzent.
    Jill nahm sie am Arm. »Komm, ich stelle dir die anderen

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