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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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verschmutzte Kleidung lag noch auf dem Fuß boden. Mit spitzen Fingern hob sie die Sachen hoch und inspizierte sie. Greta hatte recht. Weder das Oberteil noch die Shorts waren noch zu gebrauchen. Nur die Unterhose und den BH behielt sie.
    Als sie die Taschen ihrer Shorts leerte, stieß sie dabei auf das Foto, das sie im Busch gefunden und fast schon vergessen hatte. Unter dem trüben Licht der Badezimmerlampe betrachtete sie es genauer. Es war zerknickt und verdreckt, aber sie konnte einigermaßen erkennen, was es darstellte.
    Vor einem lichterloh brennenden Holzstoß standen zwei Männer eng zusammen. Einer davon war ein Riesenkerl mit einem immensen Bauch, einem Kopf wie ein Fußball mit Hamsterbacken und eng zusammenstehenden Augen. Unangenehmer Typ, entschied sie und sah sich den anderen an. Der Dicke hatte seinen Arm um einen Jüngeren mit Schlapphut gelegt, der etwas kleiner war und ziemlich steif und ungelenk wirkte. Links von den beiden befanden sich zwei weitere Männer, die merkwürdigerweise mit weit offenen Mündern lachten. Alle vier trugen Tarnanzüge. Rechts von der Gruppe rauchte ein Grill. Größere Fleischstücke waren auszumachen, unter anderem zwei Hähnchenhälften. Links war um einen Pfahl ein großer, oben abgeflachter Haufen Holz aufgetürmt.
    Wie ein Scheiterhaufen, fuhr es Silke durch den Kopf, während ihr Blick zum unteren Teil des Bildes glitt. Zu Füßen dieser Gruppe lag ein dunkelhäutiger Mann auf dem Boden, aber da war das Foto so stark zerkratzt, dass sie nicht erkennen konnte, was er da machte, ob er vielleicht schlief. Auf jeden Fall war sein Oberkörper unbekleidet. Neben ihm kniete ein weißer Mann und starrte unter zusammengezogenen Brauen in die Kamera. Er trug keine Uniform.
    Eine Grillparty, nahm sie an. Sie rollte das Foto zusammen und steckte es in eine der tiefen Kleidertaschen.
    Beim Frühstück teilte ihr Greta mit, dass sie Jill Rogge erreicht habe, die ebenso wie sie selbst wissen wollte, warum Silke allein nachts mitten in Zululand herumgestolpert war. Silke erzählte Greta alles, allerdings nur in groben Zügen, und unterließ es zu erwähnen, dass Kirsty sie einfach aus dem Wagen geworfen hatte. Aber Greta bohrte nach.
    »Ich habe mich mit Kirsty … gestritten«, gab Silke zu.
    »Aha«, machte Greta, und es war deutlich, dass sie das nicht glaubte. »Na, das wird wohl eher umgekehrt gewesen sein. Kirsty hat ein unberechenbares Temperament, bei der weiß man nie. Die geht einem glatt an die Kehle, wenn sie wütend ist.«
    Silke kommentierte das nicht. Bevor sie nicht die Hintergründe von Kirstys Ausraster kannte, würde sie kein Wort darüber verlieren.
    Greta stellte einen Teller mit Spiegeleiern, Speckstreifen und knusprig gebratenen Kartoffeln vor sie hin. »Hier, Sie müssen etwas essen.«
    Der Duft von dem krossen Speck stieg Silke in die Nase, und augenblicklich lief ihr das Wasser im Mund zusammen. »Danke«, sagte sie und spießte einen Speckstreifen auf. »Ach übrigens, Hell fire hat andauernd mit seinen Freunden über etwas diskutiert. Natürlich habe ich nichts verstanden, aber sie schienen ziemlich aufgeregt zu sein und wiederholten immer ein Wort mit so einem scharfen Klicklaut am Anfang und Ende. Es klang wie ›kokakuni‹. Wissen Sie, was das heißt?«
    »Kokakuni«, wiederholte Greta langsam, schien aber keine passende Übersetzung zu kennen.
    Tiny, die an der Spüle stand, drehte sich um. »Qoqa ukhuni«, sagte sie mit zwei knallenden Klicks im ersten Wort. »Feuerholz sammeln.«
    »Ja«, rief Silke. »Das war’s.«
    Greta nickte zustimmend. »Tiny hat recht. Das scheint mir richtig zu sein. Die wollten wohl Feuerholz sammeln.«
    »Die saßen um ein großes Feuer. Vielleicht brauchten sie es dafür«, sagte Silke. »Zum Schluss rief er ›hambakasch‹ oder so ähnlich«, fügte sie hinzu und steckte das Speckstück in den Mund. Es schmeckte absolut himmlisch.
    »Hamba kahle«, sagte Tiny. »Goodbye.«
    Silke bedankte sich, und sie und Greta aßen schweigend und tranken dazu Kaffee, der für Silkes Geschmack ziemlich dünn war, aber heiß und trotzdem belebend. Danach brachen sie auf.
    Die Klimaanlage des alten Landrover fauchte, blies ihr unters Kleid, die Beine hoch. Aber es war nicht nur der eiskalte Luftstrom, der Silke eine Gänsehaut verursachte. Es war das Gewehr, das auf der Ablage befestigt war, und es war der Pistolenknauf, der neben Gretas Sitz aus der speziellen Halterung ragte. Es waren auch die zwei Hunde, die hinter einem Gitter

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