Nachtsafari (German Edition)
aneinander, aber das Kribbeln wurde nur stärker.
»Und auf welche Weise bist du an Greta Carlsson geraten?«, wechselte Jill das Thema. »Sie schien ja ziemlich fassungslos deswegen zu sein.«
Silke hatte Mühe, jede Gemütsregung aus ihrer Stimme herauszuhalten, um nicht zu verraten, was in ihrem Inneren tobte, während sie kurz beschrieb, wie sie Hellfire und seine Freunde getroffen und um Hilfe gebeten hatte.
»Du hast diese Kerle um Hilfe gebeten?« Nils pustete seine Wangen auf. »Na, dann kann ich verstehen, dass sich Greta aufregt. Das war bodenlos leichtsinnig. Die hätten dir die Kehle durchschneiden können.« Er zog mit dem Finger eine Linie über seine Kehle.
Silke glaubte im ersten Moment, dass er einen makabren Scherz gemacht hatte, aber ein Blick auf sein Gesicht sagte ihr, dass es ihm ernst war.
»Warum sollten sie das?«, rief sie streitlustig. »Ich weiß nicht, wovon du redest. Die Zulus waren sehr hilfsbereit, keiner hat mich auch nur angerührt. Im Gegenteil, sie haben mich sofort zu Gretas Haus gebracht.« Aufgebracht sah sie sich im Kreis der Anwesenden um. »Warum erzählt mir hier jeder, dass überall Verbrecher darauf lauern, mich zu überfallen? Versteh ich einfach nicht. Nur weil sie schwarz sind?«
»Autsch«, murmelte Nils.
Alastair zuckte mit den Schultern. »Afrika ist ein gewalttätiges Land. Das ist schon immer so gewesen. Groß frisst Klein, Reich frisst Arm. So ist das hier.«
»Es gibt keine Garantie, dass man überfallen wird«, bemerkte Nils mit leicht spöttischem Ton. »Aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist groß.«
Silke schluckte die scharfe Entgegnung, die ihr auf der Zunge lag, herunter. »Ich bin nicht reich«, widersprach sie schließlich.
»Kommt auf den Standpunkt an, und denk mal daran, was deinem Marcus zugestoßen ist. Hier werden immer wieder Leute entführt, und es geht immer nur um Geld.« Nils hatte seine langen Beine auf den Couchtisch gelegt und lümmelte sich, einen Arm um Jill gelegt, in die Polster.
Darauf fiel Silke keine passende Antwort ein. »Das ist doch was ganz anderes«, sagte sie unsicher. »Auf jeden Fall werde ich mich bei Hellfire und seinen Freunden bedanken. Das verlangt zumindest die Höflichkeit, und außerdem hat Hellfire mir ja schließlich geholfen, nachdem mich eine Weiße …« Ihre Stimme versickerte. Sie hob die Schultern. »Wie dem auch sei, als ich dringend Hilfe brauchte, war er da, und ich bin ihm wirklich dankbar.« Sie sah Nils dabei an.
Nils aber blickte vor sich hin ins Leere, streichelte seiner Frau abwesend den Nacken. »Bonamour«, murmelte er, aber laut genug, dass ihn Silke verstand, obwohl die Bemerkung offensichtlich nicht für sie bestimmt war.
»Ja.« Sie blickte herausfordernd in die Runde. »Bonamour. Marcus. Und?«
Aber weder Nils noch einer der anderen antwortete ihr. Drückendes Schweigen legte sich über den Raum, und sie wurde sich einer wachsenden Spannung bewusst. Auf einmal fiel ihr das Atmen schwer. Sie verspürte eine unscharfe Bedrohung, durch wen oder was konnte sie nicht definieren.
Endlich brach Nils das Schweigen. »Kennst du die Familie deines Verlobten?«
Erstaunt sah sie ihn an. »Wieso?«
»Das würde einiges klären.«
»Was gibt es da zu klären?« Langsam wurde sie ernsthaft böse.
»Kennst du seine Mutter? Seinen Vater?«, bestand Nils auf seiner Frage.
»Seine Mutter habe ich noch nicht getroffen«, antwortete sie schließlich. Anders würde sie wohl nicht herausbekommen, was hier gespielt wurde. »Sie lebt irgendwo in Australien. Schon seit ewigen Jahren. Aber seinen Vater kenne ich.«
Die Spannung stieg abrupt. Acht Paar Augen richteten sich auf sie. Silkes Haut begann zu kribbeln. »Was ist?«
»Wo ist er?« Napoleon de Villiers lächelte nicht mehr. Seine Stimme war harsch, hatte alle Verbindlichkeit verloren.
»Marcus’ Vater?« Silke runzelte die Stirn, verschluckte eine hef tige Antwort. »In München. Warum?«
»Weißt du, wer er ist?«, fragte Nils sanft, fast mitleidig.
»Was soll die Frage? Ich weiß nicht, was du damit meinst. Er ist Marcus’ Vater, was sonst?«
»Lass mich andersherum fragen: Weißt du, was er macht? Beruflich?«
»Nichts. Soweit ich weiß, ist er früher einmal Richter gewesen. Aber er ist wohl längst pensioniert. Auf jeden Fall arbeitet er nicht mehr. Er ist ja schon weit über siebzig.«
Jill lehnte sich vor. »Wo war er Richter?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung«, sagte Silke in die atemlose Stille und zuckte mit den
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