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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Holzstoß. Zulus, der Sprache nach zu urteilen, und es war ohnehin unwahrscheinlich, dass sich Mitglieder der Xhosas oder Ndebeles ins ländliche Herz von Zululand wagen würden.
    Zuletzt erschien Mandla. Im Tarnanzug mit dem Maschinengewehr in der Faust.
    Marcus’ Puls beschleunigte sich. Mandla, der mit allen Wassern gewaschene Buschkrieger, würde ziemlich schnell bemerken, dass er seine Fesseln gelockert hatte. Eine Flucht war somit wohl schon im Keim erstickt. Verzweifelt versuchte er, seine lang eingerosteten Reflexe zu mobilisieren. Er war so verdammt jung gewesen damals, und es war so verdammt lange her. Denk nach, befahl er sich, denk verflucht noch mal nach.
    Angespannt starrte er dem Mann mit der sternförmigen Narbe entgegen.

20
    N apoleon de Villiers saß wie versteinert da. Sein Blick war nach innen gerichtet, mit den Zähnen malträtierte er den Stiel seiner Pfeife, dass es knirschte. Unvermittelt hob er gebieterisch die Hand, woraufhin Angelica, Alastair und Jill, die leise miteinander geredet hatten, verstummten. De Villiers schob Chrissies Knie beiseite, legte die Pfeife auf den Tisch und stand auf.
    »Ich werde Silke zeigen, worum es geht.« Er knöpfte sein Hemd auf, streifte es von den Schultern, löste anschließend seinen Gürtel und schob seine Hosen auf die Hüfte. Dann drehte er sich mit dem Rücken zu Silke.
    »Darum geht’s. Unter anderem«, sagte er, seine Stimme voller Hass.
    Silke zuckte instinktiv zurück, wollte sich abwenden, aber sie konnte nicht. Mit stummem Entsetzen nahm sie den Anblick der obszön rosa glänzenden Fläche in sich auf, die sich unterhalb von de Villiers’ Schultern bis zum Ansatz von seinem Gesäß zog. Eine Brandwunde, wie sie registrierte, die durch den Kontrast zu der sonst nussbraunen Haut umso schockierender wirkte. Obendrein wand sich von seiner linken Schulter eine wulstige Narbe wie eine dicke, weiße Schlange bis hinunter zur Hüfte.
    »Was … was hat das mit Marcus und mir zu tun?«, stammelte sie endlich.
    »Mit Ihnen? Das hier?« Napoleon zog seine Hose hoch und drehte sich um. »Nichts. Das haben Henri Bonamour und sein Sohn zu verantworten. Aber Sie gehören zu dieser Sippe …«
    Silke spürte, wie ihr das Blut aus dem Kopf wich. Ihre Lippen wurden eiskalt, und ihr wurde entsetzlich übel. Sie presste eine Hand auf den Magen und würgte und würgte, aber es kam nichts außer Galle. Nach Atem keuchend, lehnte sie an der Wand. Ihre Zähne schlugen aufeinander.
    Nils und Jill schafften es nicht, so schnell zu reagieren, aber die Farringtons, die am nächsten saßen, waren sofort bei ihr und führten sie zur Couch. Wie ein Häufchen Elend sank sie neben Nils in die Ecke.
    Angelica strich ihr mit einer fürsorglichen Geste das Haar aus der Stirn. »Ganz ruhig. Das werden wir alles klären. Und nichts davon ist deine Schuld. In unserem Land gibt es keine Sippenhaft.« Sie bedachte Napoleon de Villiers mit einem scharfen Blick.
    Jill goss drei Fingerbreit Whisky in ein Glas und reichte es Silke. »Trink, das wird dir guttun. Das wird deinen Kreislauf wieder in Gang bringen.«
    Silke verzog das Gesicht und schüttelte abwehrend den Kopf. »Nein danke. Es geht schon so.« Whisky schien hier als Allheilmittel zu gelten.
    Aber Jill ließ nicht locker. »Du siehst aus wie einmal durchgekaut und ausgespuckt. Glaub mir, es hilft. Oder soll ich dir einen starken Kaffee machen lassen?«
    Mit einer Grimasse nahm Silke ihr das Glas ab und nippte am Whisky, woraufhin ihr Magen jedoch sofort rebellierte. Hustend schob sie das Glas beiseite. »Kann ich bitte Wasser haben«, krächzte sie.
    Angelica goss ihr ein Glas voll und hielt es ihr hin.
    De Villiers stand noch immer halb nackt im Raum und rieb sich gedankenverloren den Ansatz der Narbe auf der Schulter.
    Chrissie rutschte von der Sessellehne, war sichtlich zornig mit ihrem Mann. »Zieh dich an«, zischte sie ihn an. »Das war unnötig und grausam. Sie hat doch nichts damit zu tun.«
    Schweigend zog sich de Villiers wieder an. »Das werden wir noch herausfinden«, murmelte er schließlich. »Das ist noch lange nicht raus.«
    Getroffen von seinem unversöhnlichen Ton, hob Silke den Kopf und fixierte ihn, war froh, dass ihre steigende Wut dafür sorgte, dass sich ihr Kreislauf wieder belebte. Sie setzte sich sehr gerade hin.
    »Ich will jetzt genau wissen, was hinter Ihren Fragen steckt, verstanden? Ich lasse mir das nicht länger bieten. Ganz besonders lasse ich mir nicht bieten, dass ihr Marcus wegen so einer

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