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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Schultern.
    Angelica mischte sich ein. »Hat er einen Akzent?«
    »Hat er Geld?« Das kam von Nelly Dlamini.
    Silke sah verwirrt zu der alten Zulu. »Wie bitte?«
    »Einen Akzent«, kam Nils Nelly zuvor. »Spricht er bairisch oder astreines Hochdeutsch oder was?«
    Silkes Herz begann urplötzlich zu hämmern. Sie atmete schnel l und flach. Wie jemand, der Angst hat, doch sie konnte sich ihre Reaktion überhaupt nicht erklären. Was sollte es für einen Unterschied machen, in welchem Dialekt der alte Bonamour sich verständlich machte? Angestrengt versuchte sie, sich die Stimme und Sprache ihres zukünftigen Schwiegervaters ins Gedächtnis zu rufen, was schwierig war, denn der Mann war in ihrer Gegenwart eher schweigsam.
    Und plötzlich traf es sie. Tatsächlich war ihr ein oder zwei Mal ganz nebenbei aufgefallen, dass seine Satzstellung gelegentlich ungewöhnlich war. Nicht wirklich falsch, aber im Umgangsdeutsch unüblich, und auch seine Aussprache hatte manchmal einen fremden Schatten, einen so schwachen allerdings, dass sie sich bisher nichts weiter dabei gedacht und es sofort wieder vergessen hatte. Sie öffnete den Mund, um zu antworten, kam aber nicht dazu, etwas zu sagen.
    Napoleon de Villiers, der sie mit raubtierhafter Spannung fixiert und offenbar ihr Mienenspiel richtig interpretiert hatte, stieß einen Fluch aus. »Er ist es, verdammt noch mal, es ist dieser Dreckskerl!«, röhrte er und sprang auf. »Wir haben ihn. Ja!« Er stampfte einen wüsten Kriegstanz auf dem Fliesenboden. »Ja, ja, ja!«, brüllte er noch einmal.
    »Nappy, krieg dich wieder ein«, sagte Alastair und legte ihm die Hand auf den Arm. »Denk an deinen Blutdruck.«
    De Villiers schüttelte ihn ab. »Wir haben ihn«, sagte er erneut. »Endlich.« Er ließ sich zurück auf den Sessel fallen. »Herrgott, wie lange habe ich darauf gewartet.«
    Totenstille breitete sich aus. Silke sank langsam auf einen Stuhl. Das Treffen mit den Rogges und ihren Freunden verlief überhaupt nicht so, wie sie es erwartet hatte. Niemand fragte nach Marcus, niemand schien Interesse daran zu haben, ihn zu finden. Die hektische Suche, auf die sie sich vorbereitet hatte, fand offensichtlich nicht statt. Das hier geriet zu einem Albtraum.
    »Was heißt, wir haben ihn?«, fragte sie, bekam jedoch keine Antwort. »Was meinen Sie damit?«
    Schritte näherten sich, Thabili kehrte mit einem Tablett zurück und setzte es auf dem Tisch neben Silke ab. »Kaltes Roastbeef, Salate und Rührei mit Schinkenspeck.«
    Silke bedankte sich mit abwesender Miene, rührte das Essen aber nicht an, sondern ließ ihren Blick langsam über die Anwesenden wandern. Alle wichen ihr aus, bis auf Napoleon de Villiers. Der knorrige Alte starrte sie unter gesenkten Brauen an.
    »Wir haben ihn. Was meinen Sie damit?«, flüsterte sie, fühlte sich wie ein Insekt unter einem Mikroskop. Was um alles in der Welt ging hier vor?
    »Sie hat keine Ahnung«, warf Jill überraschend ein. »Das kann man doch sehen. Lasst sie in Frieden.«
    »Und was soll das heißen? Wovon habe ich keine Ahnung?« Silke hielt es nicht mehr auf dem Stuhl aus, sprang auf und lief im Zimmer hin und her.
    »Hat er Geld?« Nellys keuchende Stimme, sehr nachdrücklich. »Hab ich schon mal gefragt, aber noch keine Antwort gehört.«
    Silke blieb abrupt stehen. Geld? Diese Frage hatte sie sich nie gestellt. »Warum wollen Sie das wissen? Was geht das Sie oder irgendeinen von Ihnen an?«
    »Ich will’s wissen.« Nelly rang nach Atem.
    Silke hatte urplötzlich das grauenvolle Gefühl, unaufhaltsam in einen schwarzen Schlund gesaugt zu werden. Henri Bonamours Wohnung war sehr groß, ein Penthouse, das in einem der teuersten Vororte Münchens lag. Das allein sagte sehr viel über seine finanziellen Verhältnisse aus. Verzweifelt versuchte sie, sich die Wohnung ins Gedächtnis zu rufen. Die Kunstgegenstände, die überall herumstanden, denen sie nie recht Beachtung geschenkt hatte. Seinen Wagen der Oberklasse. Das kleine Apartment neben seinem, in dem seine Haushälterin lebte. Die Maßanzüge, die ihr geübtes Auge sofort erkannt hatte.
    Henri Bonamour musste sogar ziemlich viel Geld haben. Man hätte ihn mit Fug und Recht als reich bezeichnen können.
    »Ich glaube schon, dass er vermögend ist«, sagte sie vorsichtig und sah Nelly Dlamini an. »Aber bevor Sie fragen, ich habe keine Ahnung, wie viel Geld er hat, noch woher. Es interessiert mich nicht.«
    »Was macht sein Sohn?« Napoleon de Villiers ignorierte ihre

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