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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Bemerkung.
    »Was geht Sie das an?«, rutschte es ihr heraus. Sie biss sich auf die Lippen. Sosehr sie diesen Mann ablehnte, es war nicht klug, ihn jetzt zu reizen. Schließlich erhoffte sie sich von ihm, dass er dazu beitrug, Marcus zu retten.
    »Mein … mein Verlobter leitet eine Firma für seltene Erden.« Sie atmete tief durch, um sich unter Kontrolle zu bringen, musste daran denken, welche Reaktion diese Bemerkung bei Kirsty hervorgerufen hatte. »Er ist Geowissenschaftler, ein ziemlich bekannter sogar«, setzte sie hinzu und hoffte, das nicht genau erklären zu müssen. Sehr viel Ahnung hatte sie von Marcus’ Beruf nicht, aber dann fiel ihr etwas ein. »Seinem Vater gehört die Firma, deren Geschäftsführer er ist, und vermutlich verdient der damit sein Geld.« Und außerdem ist sein Vater ein grässlicher Mensch, dem ich jede Schweinerei zutraue, doch das sagte sie nicht laut. Sie war froh, endlich eine Antwort auf Nellys Frage gefunden zu haben.
    Eine lange Pause entstand, in der jeder sich in seine innere Welt zurückzog. Nelly schnaufte und rieb sich den Bauch, Napoleon de Villiers’ kräftige Hand lag besitzergreifend auf Chrissies Schenkel, Jonas betrachtete konzentriert einen Gecko, der hinter einer Fliege herjagte, Thabili lehnte mit geschlossenen Augen an der Wand, und die Rogges und Farringtons saßen in identischer Körperhaltung da. Jill hatte ihre Hand in die von Nils geschoben und kaute auf ihrer Unterlippe.
    Nils war abermals der Erste, der das Schweigen brach. »Beschreib uns genau, was heute Nacht passiert ist«, sagte er ruhig. »Von Anfang an, und lass nichts aus. Auch wenn du es für nicht relevant hältst. Für uns hat es vielleicht Bedeutung.«
    Napoleon de Villiers nahm seine Hand vom Schenkel seiner Frau, richtete sich auf. Seine Pfeife war schon wieder ausgegangen, aber er schien es nicht zu bemerken. »Angeblich soll er ja entführt worden sein. Ich glaube kein Wort davon«, raunzte er. »Heraus mit der Wahrheit, junge Frau!«
    Silkes Augen flogen von einem zum anderen. Plötzlich schoss ihr die Wut in den Kopf. »Nein«, fauchte sie Napoleon de Villiers an. »Das werde ich erst tun, wenn ihr endlich damit herausrückt, warum ich hier verhört werde, als sei ich eine Verbrecherin.« Herausfordernd erwiderte sie seinen bohrenden Blick. »Ich bin eine Besucherin dieses Landes, ich habe nichts getan, nichts genommen, was nicht mir gehört, und ich will jetzt verdammt noch mal wissen, was hier eigentlich los ist. Und ich bin nicht Ihre junge Frau . Mein Name ist Silke Ingwersen.«
    Jill wirbelte herum und fixierte de Villiers zornig. »Jetzt ist es aber genug, verstanden, Nappy? Hör auf, den großen bösen Wolf zu spielen. Sie hat keine Ahnung, das seht ihr doch, oder seid ihr alle blind vor Hass?« Sie legte einen Arm um Silke. »Setz dich. Dein Essen wird kalt. Wir erklären dir alles.«
    Silke aber wand sich aus Jills Umarmung und zog es vor, stehen zu bleiben. »Also, bitte, worum geht es hier?«
    Stille senkte sich auf den Raum. An der Peripherie ihrer akus tischen Wahrnehmung hörte Silke das grausige Lachen einer Hyäne. Sie schluckte hart.
    Marcus konnte sich nicht gegen sein überwältigendes Schlafbedürfnis wehren, obwohl sein Körper ein einziger brennender Schmerz war. Er nickte oft ein, schreckte wieder hoch, meinte schon die Hitze des Feuers auf seiner Haut zu spüren, rutschte abermals weg, sobald er festgestellt hatte, dass Mandla noch immer nirgendwo zu sehen war.
    Allerdings hatte sich das ohren- und nasenlose Wesen nur wenige Meter von ihm entfernt im Schutz eines riesigen Holzstoßes auf einem alten Sack zusammengerollt wie eine Schlange und beobachtete ihn aus seinen starren Reptilienaugen. Die Haut über dem Gesicht war so straff gespannt, dass es wie eine ausdruckslose Maske wirkte. Der Effekt war Furcht einflößend. Marcus verkrampfte sich. Er neigte weiß Gott nicht zu übersinnlichen Anwandlungen, aber das Wesen jagte ihm kalte Schauer über den Rücken.
    Er schloss die Augen, um diese Fratze auszublenden, was zur Folge hatte, dass er nun die Gerüche stärker wahrnahm. Es stank widerlich. Nach Urin und Kot. Nach fauligem Abfall. War er auf einer Müllkippe gelandet? Oder hatte Mandla ihn in einen der illegalen Slums verschleppt, die überall wie Pilze aus dem Boden schossen? Nach kurzem Überlegen verwarf er diese Annahme. Wenn ihn sein Gefühl nicht trog, waren sie nach Norden gefahren, ins schwarze Herz Zululands. Aufs Land, wo Armut und Gewalt

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