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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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mindestens.«
    In etwa waren das fünfhundert Euro. Sollte sie das jedem zahlen? Insgesamt zweitausendfünfhundert Euro? Fünfundzwanzigtausend Rand. In Gedanken überschlug sie die Summe, die ihre Kreditkarte noch hergeben würde. Viel Luft hatte sie nicht mehr. Aber das war egal. Marcus’ Leben war schließlich nicht mit Geld zu berechnen.
    Irgendwo hatte sie gehört, dass der Mindestlohn hier in etwa bei eintausendachthundert Rand im Monat lag. Vor Steuern und anderen Abgaben. Dafür konnte man höchstens eine halbe Kuh bekommen. Das zumindest gab ihr ein Gefühl für das Verhältnis. »Zehntausend Rand für jeden«, sagte sie schnell. »Bar.«
    Die Reaktion war sehenswert. Etwas wie Schock spiegelte sich auf den dunklen Gesichtern. Angespannt lehnten sich die Männer vor.
    »Zehntausend Rand? Für jeden?« Hellfires Augen glitzerten.
    Sie nickte. »Für jeden.« Damit hatte sie die ungeteilte Aufmerksamkeit der Zulus.
    »Wann?«
    Sie verbarg ihre Verunsicherung. Feilschen konnte sie, aber in ihrem bisherigen Leben war es höchstens um den Preis in der Größenordnung eines Kleidungsstücks gegangen. Hier pokerte sie um Marcus’ Leben. Ihr wurde die Kehle eng. »Wenn Marcus frei ist«, sagte sie mit fester Stimme.
    Prince streckte ihr seine Pranke hin. »Ich will deine Kreditkarte. Ich werde sie für dich verwahren.«
    Silkes Gedanken überschlugen sich. Vermutlich würde der Mann von ihr die PIN -Nummer verlangen und auf dem kürzesten Weg zum nächsten Geldautomaten marschieren, um ihr Konto restlos leer zu plündern.
    Dann allerdings fiel ihr ein, dass sie noch eine Karte hatte, von der sie nicht mit einer PIN -Nummer abheben konnte, sondern mit ihrer Unterschrift quittieren musste, und ihre Unterschrift war vergleichsweise schwer zu fälschen. Das hatte bereits jemand versucht und war dankenswerterweise kläglich gescheitert.
    »Okay.« Sie hielt ihm die Karte hin.
    »Wozani, kommt«, rief Hellfire und sprang aus dem Auto.
    Seine Genossen und auch Silke folgten ihm. Nach einer kurzen, aber sehr lebhaften Diskussion mit seinen Genossen nahm Hellfire Samuel den Computer aus der Hand und bedeutete Prince und Meatball, die Umhängetasche, die leeren Geldbörsen und alles andere, was verräterisch herumlag, in eine Plastiktüte zu stecken und in sicherer Entfernung von der Feuerstelle zu vergraben. Auch den Computer wickelte er in Plastik ein, verschwand damit jedoch in der Hütte. Als er wieder herauskam, waren seine Hände leer.
    »Wozani!«, rief er noch einmal, nahm Silke bei der Schulter und schob sie zum Wagen.
    »Ich fahre mit meinem Auto.«
    »Das dauert zu lange, wir müssen uns beeilen.«
    Fünf Minuten später schnurrte der geklaute Geländewagen, der das neueste Modell von Mercedes war, über den Highway. Silke betete, dass der Bankmanager in München die Karte nicht sofort sperren würde, falls Prince sich nicht an sein Wort halten sollte und versuchen würde, Geld abzuheben, bevor Marcus gerettet war.
    Minuten zuvor war Greta Carlsson nicht weit von ihnen entfernt aus ihrem alten Landrover gestiegen. Es hatte aufgehört zu regnen, die Sonne kämpfte sich durch die restlichen Wolken. Es war brütend heiß, wie immer um diese Jahreszeit. Manchmal wurde ihr das Klima einfach zu viel. Es machte müde und lethargisch, und in solchen Phasen war sie versucht, alles hinzuwerfen. Die Farm an den höchsten Bieter zu verkaufen, ihre Sachen zu packen und …
    An diesem Punkt jedoch lief sie immer gegen eine Wand. Wohin sollte sie gehen? Nach Europa? Amerika? Australien, wie so viele Südafrikaner, die ein sichereres Umfeld suchten? Bis jetzt hatte sie für sich keine Lösung gefunden und wurschtelte sich weiter durch ein Leben, das ihr alles abverlangte. Mut, Kraft, Durchhaltevermögen. Und eine sehr robuste Gesundheit.
    Sie wischte sich das verschwitzte Haar aus der Stirn und verfrach tete ihren Hund in den vergitterten hinteren Teil des Autos. Das Gewehr aber nahm sie mit. Natürlich. Sie ging nie unbewaffnet aus dem Haus. Bevor sie den Wagen leise verschloss, ließ sie alle Fenster um einige Zentimeter herunter und kraulte den Bullterrier beruhigend hinter den Ohren. Der Hund zeigte alle Anzeichen von Erregung, gab aber keinen Laut von sich. Er war gut abgerichtet.
    Mit dem Gewehr über der Schulter machte sie sich auf den Weg durchs Gestrüpp. Sie wusste genau, wohin sie gehen musste, und es dauerte nicht lange, bis sie die Plastikhöhle von Hellfire und seiner Gang durch die Zweige schimmern sah. Von den

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