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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Weltmeister und mit jedem Atemzug nach Fusel stinkende Wolken ausgestoßen. Es war ekelhaft.«
    »Tut mir leid«, sagte er, hatte jedoch keine Ahnung, wovon sie redete. Konzentriert mühte er sich, sich den gestrigen Abend ins Gedächtnis zu rufen, aber er stieß auf eine Nebelwand. Irgendwie hatte er einen Filmriss. Teilweise wenigstens, nur ein paar Bildfetzen kreisten in seinem Kopf. Dass er sich offensichtlich völlig betrunken hatte, war ihm allerdings klar. Und da das, seit er Silke kannte, bis zu der Silvesterparty praktisch nicht mehr vorgekommen war, hatte es ihn wohl völlig umgehauen.
    »Das letzte Glas Wein war wohl schlecht«, versuchte er einen uralten Scherz anzubringen.
    Durch zusammengekniffene Lider blinzelte er zu ihr hinauf und stellte fest, dass der Scherz voll danebengegangen war. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sah furchtbar wütend aus.
    »Ich musste im anderen Zimmer schlafen, das auch schon nach Alkohol stank, weil du nicht dazu zu bewegen warst, wieder dorthin zurückzukehren. Es war heiß und stickig, und ich konnte das Fenster nicht öffnen, weil im Mückengitter ein kleines Loch war, und das hat offenbar jede Mücke im Umkreis von zwei Kilometern mitbekommen. Die Biester sind zu Heerscharen reingekrochen. Hier, sieh dir das an!« Sie streckte ihm die Arme hin, auf denen mehrere zerkratzte Stiche prangten. »Mücken lieben mich.«
    »Ich dich auch«, bemerkte er hoffnungsvoll, erntete aber nur einen erbosten Blick.
    »Gestern Abend ist es so schnell dunkel geworden, dass ich überhaupt nichts von der Umgebung erkennen konnte, und der Blick vom anderen Zimmer geht geradewegs in grünes Gestrüpp und ist völlig unspektakulär. Mal sehen, wie es von hier aus ist.« Sie spähte durch einen Spalt hinaus. »Oh«, rief sie erstaunt. »Wie wunderbar. Sieh dir das nur an.« Sie riss die Vorhänge mit einem kräftigen Ruck auf.
    Gleißendes Licht flutete den Raum, und Marcus schloss mit unwirschem Schnaufen seine Augen. »Muss das sein? Ich bin todmüde.« Er probierte seinen bewährten Dackelblick, der jedoch keinerlei sichtbaren Eindruck auf seine Verlobte machte. Innerlich seufzte er. Nach der vergangenen Nacht war er mit der Situation restlos überfordert.
    »Allerdings, du hast was gutzumachen«, fuhr sie ihn an.
    Der Ton sagte ihm unmissverständlich, dass ein größerer Temperamentsausbruch drohte. Hastig beschattete er seine Augen und sah gehorsam ins flimmernde Licht. Ein prächtiger Schmetterling schwebte auf durchsichtigen Flügeln in der klaren Luft vorbei. Ein Anblick wie ein gerahmtes Bild.
    »Schön«, murmelte er und ließ seinen Blick schnell über ihre Figur gleiten. »Wirklich schön.«
    »Ha! Außerdem stinkst du noch immer nach Alkohol.« Damit schleuderte sie ihre zerzauste Haarpracht über die Schulter und stolzierte aus dem Raum. »Soweit ich hören kann, sind alle anderen Gäste längst im Busch unterwegs, und draußen ist es einfach herrlich, also sieh zu, dass du schnell auf die Beine kommst, sonst halten die Tiere schon wieder Mittagsruhe«, rief sie noch und knallte die Badezimmertür zu, die sie aber sofort wieder öffnete. »Du«, sie zeigte mit dem Daumen zum Gang, »du benutzt das an dere Bad.« Die Tür knallte abermals, und Sekunden später meinte er Würgegeräusche zu hören, doch kurz darauf rauschte die Dusche. Also war offenbar alles in Ordnung.
    Er schwang die Beine aus dem Bett und vergrub mit einem Jammerlaut den Kopf in den Händen, überlegte, wie er es bis ins Badezimmer schaffen sollte, ohne sich zu übergeben. Ächzend stemmte er sich auf die Füße, trat ans Fenster und starrte mit brennenden Augen über die weite Landschaft. Ein Affe glotzte aus einem Busch zu ihm hinauf und schnatterte leise, im Hintergrund ästen zwei Nashörner, auf ihren Rücken saßen zwei seidenweiße Reiher.
    Es war schön, dachte er, sehr schön, das stimmte, aber alles, was ihn im Augenblick interessierte, war, so schnell wie möglich zur Mine hinauszufahren, um den entstandenen Schaden zu begutachten. Ob seine Zukunft dort begraben lag. Was er seinem Vater dann sagen würde. Er drängte den destruktiven Gedanken zurück in die hinterste Ecke seines Bewusstseins und überlegte, wie er Rob Adams erreichen konnte, um nachdrücklich darauf zu dringen, schon heute dorthin zu fahren. Schließlich waren es kaum eineinhalb Stunden Fahrt zur Mine. Wenn er nicht völlig falschlag, war heute Sonnabend, und das war auch hier ein Arbeitstag. Krampfhaft versuchte er,

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