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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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brachte. Wortlos stieß sie ihn beiseite, so überraschend und heftig, dass er ein paar Schritte zurücktaumelte, stürmte ins Untergeschoss, und Sekunden später hörte er die Eingangstür hart ins Schloss fallen.
    Bestürzt rannte er hinter ihr her, sprang die beiden Treppen hin unter – immer zwei Stufen auf einmal, wobei er stolperte und übel umknickte. Auf einem Bein hüpfte er zur Tür, riss sie auf und humpelte den Pfad zum Hauptweg hoch, bekam gerade noch mit, dass ein Safariwagen neben Silke hielt und ein Mann sich aus dem Fenster beugte. An dem blonden Haarschopf erkannte er Rick, den Ranger. Rick wechselte ein paar Worte mit Silke und öffnete dann die Beifahrertür. Sie stieg ein, Rick wendete und fuhr in Richtung Ausgang des Camps.
    Marcus sprintete hinter dem Auto her, schrie auf, weil sein Fuß höllisch wehtat, und hielt sich an einem Baum fest. Der Ranger trat aufs Gas, und der Wagen entfernte sich. Marcus blieb schwer atmend auf einem Bein stehen und beschloss, darauf zu warten, dass Silkes Zorn abkühlte. Meist dauerte das nicht lange. Also hinkte er ins Haus zurück und untersuchte seinen Knöchel. Glücklicherweise war er kaum geschwollen, und er entschied sich gegen eine Bandage. Sollte es schlimmer werden, würde er eine Packung mit Eiswürfeln darumwickeln, aber im Augenblick war das nicht notwendig.
    Er stieg in knielange Shorts, warf das dazugehörige Hemd über und begann, Silkes und seine Sachen zusammenzupacken, denn gegen zehn mussten sie das Chalet verlassen haben. Auf die beschauliche Fahrt durchs Reservat freute er sich ganz besonders. Bis ihm einfiel, dass Silke die Fahrt im Augenblick mit Rick machte. Er drehte sich um, starrte auf den Punkt, wo Ricks Wagen abgebogen war.
    Und je länger er dorthin starrte, desto heißer wurde die Wut auf diesen Kerl. Er war gestern stockbetrunken gewesen, doch in seinem Alkoholnebel hatte er trotzdem mitbekommen, wie der Typ Silke angemacht hatte. Und wie sie auf ihn reagiert hatte. Dieses wandelnde Klischee eines Buschhelden, der mit Sicherheit jede einigermaßen gut aussehende Touristin anbaggerte. Und vermutlich flachlegte. Buschschwein wäre die passendere Beschreibung.
    Ihm schoss die Galle hoch. Stöhnend humpelte er zum Wagen, warf sich auf den Sitz und raste Silke und Rick hinterher.
    Silke lehnte den Kopf zurück. Sollte Marcus ruhig ein wenig schmoren. Im Augenblick brauchte sie Abstand zu ihm. Vielleicht schaffte sie es, irgendwie hinter diese Ungereimtheiten zu kommen. Obwohl sie in ihrem tiefsten Inneren vor der Wahrheit zitterte. Dass er etwas vor ihr verbarg, dessen war sie sich sicher. Nur was? Und warum?
    Rick streifte sie mit einem verständnisvollen Blick. »Streit gehabt?«
    Sie nickte wortlos.
    »Willst du darüber reden?«
    Für ein paar Sekunden antwortete sie nicht, weil sie über das Wildgatter ratterten und die Erschütterungen sie gehörig durchrüttelten.
    »Nein danke«, sagte sie schließlich knapp.
    Die Strecke war kurvenreich, rechts fiel das Land steil in ein tiefes Tal ab, das am Horizont durch die verschwommenen Konturen flacher Hügel begrenzt wurde. Links überzogen sonnengebleichtes Gras, Gestrüpp und ein paar niedrige Bäume die wellige Anhöhe. Mit zurückgelegtem Kopf ließ sie sich vom Fahrtwind das Haar ums Gesicht blasen. Er roch nach vertrocknetem Gras und süßlich, wie nach Mimosen. Mit Andrea war sie durch die herrlichen Mimosenwälder von Mandelieu La Napoule in Südfrankreich gefahren.
    »Gibt es hier Mimosen? Es duftet danach. Ein wenig wie in Frankreich«, erkundigte sie sich.
    »So etwas Ähnliches. Mimosen sind ja eine Akazienart, und eine hiesige hat auch gelbe Blütenbälle, die sehr süß duften. Da drüben wachsen welche, kannst du sie sehen?« Er zeigte auf einige Bäume mit flachen Kronen, die ihre Zweige wie einen großen Schirm ausbreiteten. Im sonnengesprenkelten Schatten lagerte eine goldfarbene Antilopenfamilie.
    »Hübsch«, sagte sie. »Wohin fährst du?«
    Seine Augen wurden schmal, er ließ die Zähne blitzen. »Ich muss was aus unseren Unterkünften holen.« Er lockerte mit einem Finger das rote Tuch, das er um den Hals trug. »Hast du Lust mitzukommen? Zum Mittagessen sind wir wieder zurück. Versprochen.«
    Silke hatte Lust. »Gern.« Sie drehte sich zu ihm und warf ihm ein schnelles Lächeln zu, war sich allerdings nicht bewusst, dass die Wunde vom Raubadler inzwischen stark blutete und ihre rechte Gesichtshälfte blutverschmiert war.
    Sekundenlang starrte er sie entsetzt

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