Nachtsafari (German Edition)
Er wird euch zum Bungalow begleiten, und ich werde ebenfalls mitkommen. Vielleicht braucht ihr Hilfe, Mar cus ins Haus zu bringen. Vukani ist zwar sehr kräftig, aber sicher ist sicher.«
Silke quittierte das mit einem höflichen Lächeln. »Danke, ich bin wirklich müde. Das ist sehr freundlich. Komm, Marcus, wir warten vor dem Restaurant.« Sie hakte ihn fest unter und zog ihn vom Stuhl hoch. »Ach, übrigens, wir werden es wohl erst übermorgen schaffen, eure Einladung anzunehmen, Jill. Für morgen haben wir schon etwas vor. Wir machen eine Buschwanderung mit einem der Ranger. Wäre das auch in Ordnung?«
Nachdem Jill ihr versichert hatte, dass das völlig in Ordnung sei, verabschiedete sie sich und marschierte, Marcus vor sich herschiebend, in Richtung Ausgang.
Auch der Ranger stand auf. In der Tür drehte er sich noch einmal um. »He, Jill, falls die Flutwelle nicht eingedämmt sein sollte, wir haben noch ein paar Betten frei. Also ehe ihr zu Amphibien mutiert …«
»Gott bewahre, aber danke«, sagte Jill. »Habt ihr das gehört?«, fragte sie ziemlich laut. Ihre klare Stimme durchdrang selbst die Unterhaltungen der anderen Gäste.
Silke, die den Raum noch nicht verlassen hatte, verstand die Frage deutlich. Spontan blieb sie stehen und drehte sich um. Warum, war ihr eigentlich nicht klar, doch irgendein Wort musste ihre Aufmerksamkeit erregt haben. Sie lauschte mit gesenktem Kopf.
»Also der hat Rick doch bestimmt verstanden?«, fuhr Jill fort. »Oder …«
Vom Rest des Satzes bekam Silke nur die Worte »Südafrikaner vom Land« mit und wollte gerade ihren Weg fortsetzen, als sie Nils’ Antwort vernahm.
»Ja«, sagte der. »Und auch yes hat er yees ausgesprochen, als …«
Eine Lachsalve der Gäste am Nebentisch löschte zu Silkes Verdruss den Rest seiner Antwort aus.
»… aufgewachsen ist«, schnappte sie gerade noch auf. Und auch von den folgenden Sätzen, die Jill sagte, verstand sie nur Bruchstücke.
»… kurios … fress ich einen Besen, wenn er Zulu … der Mann lügt – aber warum?«
Inzwischen hatte sich Marcus von ihr losgemacht und torkelte unsicher auf den Ausgang zu, rempelte dabei einen Kellner an, aber Rick hatte ihn inzwischen eingeholt, packte ihn mit geübtem Griff unterm Arm und bugsierte ihn nach draußen. Silke jedoch blieb wie angewurzelt stehen, obwohl sie eigentlich gehen wollte. Unbewusst rieb sie sich die Magengegend und drehte sich so, dass sich Jill und die beiden Männer in ihrem Blickfeld befanden und sie einigermaßen verstehen konnte, was an dem Tisch geredet wurde.
»Müsste man mal rausfinden, was?«, sagte der Friese gerade, der wie ein sizilianischer Pirat aussah. »Ich werde mich mal darum kümmern. Zwei Tage habe ich ja noch sturmfreie Bude und nichts zu tun. Anita hat seit Monaten den ganzen Tag am Computer gesessen, und der Rest der Welt existiert dann nicht für sie. Damit meine ich in erster Linie mich.«
»Ach je, du armes, vernachlässigtes Hascherl«, spottete Jill und tätschelte ihm die Wange.
»So ist es«, erwiderte Dirk. »Bonamour heißt er, nicht? Den Namen werde ich mal durchs Internet jagen, mal sehen, was da alles so hochkommt.«
Silke zuckte zusammen, als hätte sie einen Schlag bekommen. Bonamour? Alarmiert beugte sie sich vor. Redeten diese Leute etwa tatsächlich von Marcus? Im Geiste ging sie das, was sie von dem Gespräch mitbekommen hatte, noch einmal durch, und es erschien ihr unwahrscheinlich, dass die drei von Marcus gesprochen hatten. Trotzdem, warum wollte der Pirat im Internet über den Namen Bonamour recherchieren? Vielleicht über Henri Bonamour? Oder hatte sie sich da doch verhört?
»Mir käme so eine kleine journalistische Schnitzeljagd im Augenblick gerade recht, damit ich nicht einroste«, vernahm sie Dirks weittragende Stimme.
Silke sah wieder zu ihnen hinüber. Die beiden ehemaligen Kriegsreporter grinsten sich fröhlich an und steckten die Köpfe zusammen. Ihr Gemurmel allerdings war nicht zu verstehen, und obendrein kam Jill jetzt in ihre Richtung. Glücklicherweise blieb sie stehen, um mit einer jungen Frau ein paar Worte zu wechseln. Schnell schlängelte sich Silke an den restlichen Gästen vorbei. Kopfschüttelnd überdachte sie das Ganze noch einmal, aber es er gab einfach keinen Sinn. Vermutlich hatte sie aus dem Gehörten die falschen Schlüsse gezogen, schließlich hatte sie ja nur Bruchstücke der Unterhaltung mitgekriegt. Außerdem war ihr schleierhaft, warum die drei sich ausgerechnet für Marcus oder
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