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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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leise und hüpfte leichtfüßig davon.
    »Lass uns fahren und ein einsames Plätzchen suchen«, sagte sie heiser und ließ ihre Zunge über seine Lippen gleiten.
    »Das wird doch noch ein schöner Tag«, stöhnte er nach einer atemlosen Pause. »Aber den besten Bungalow ergattern wir dann nicht.«
    Silke zog die Nase kraus. »Dann schlafen wir eben unter freiem Himmel.«
    Unbemerkt von ihnen brodelten über dem Mosambikstrom die Wolken, schwollen zu bedrohlichen Türmen an, schoben sich über den östlichen Horizont von Zululand und löschten die Sonne aus. Aber noch brannte der Himmel über Hluhluwe in tiefem Ultramarin, und die Sonne strahlte heiß. Nur die Vögel waren verstummt, und das Licht hatte bereits jene Giftigkeit angenommen, die einem gewaltigen Gewitter vorausging. Konturen waren wie geätzt, Fackellilien tanzten als glühende Flammen auf dem Grasmeer, und die Hügel leuchteten chromgrün.
    Silke und Marcus erkannten die Zeichen nicht, fanden die glühenden Farben einfach nur schön. Doch wie sollte es auch anders sein. Sie waren Stadtmenschen, ihr Himmel war von Dächern zerschnitten, der Horizont von Häuserfassaden verstellt.

13
    I nzwischen kehrten auf Inqaba die ersten Gäste von der Morgensafari zurück. Müde, hungrig, aber glücklich. In einer munteren Gruppe versammelten sie sich auf der Restaurantterrasse. Schleierwolken, zart wie Musselinvorhänge, waren aufgezogen und milderten das Brennen der Sonnenstrahlen, was allgemein als angenehm empfunden wurde. Besonders von denjenigen, die sich auf der Safari einen heftigen Sonnenbrand zugezogen hatten, weil sie vergessen hatten, sich einzucremen.
    Jill Rogge jedoch beobachtete die Wolken mit kritischem Blick. Auch sie konnte das aufziehende Gewitter noch nicht sehen, aber sie war hier geboren und aufgewachsen, daher wusste sie, dass eins kommen würde. Die Luft war weicher geworden, feuchter, der Wind böiger. Vorsichtshalber rief sie Thabili, ihre Restaurantmanagerin zu sich, die eben in die Küche gehen wollte. Thabili gab schnell noch eine Anweisung an eine der Kellnerinnen und kam auf Jill zu.
    Thabili war drall, ihre Haltung stolz und aufrecht, und seit sie die Hotelfachschule, auf die sie Jill geschickt hatte, absolviert hatte, sorgte sie jeden Tag dafür, dass der Restaurantbetrieb lief wie eine gut geölte Maschine.
    Jill sah auf einmal das kleine Mädchen, das Thabili gewesen war, als sie zum ersten Mal auf Inqaba auftauchte, in Gedanken neben der Zulu herhüpfen. Barfüßig, mit Augen wie Schwarzkirschen und stacheligen Rattenschwanzzöpfchen. Ein verschüchtertes kleines Ding, das kaum Schulbildung genossen und noch keinen modernen Haushalt von innen gesehen hatte, das glaubte, dass es Zauber des weißen Mannes war, wenn man einen Schalter drückte und das Licht anging. Noch immer war Jill voller Bewunderung, wie Thabili es geschafft hatte, diesen Abgrund zwischen ihren Kulturen so mühelos zu überwinden.
    Die Zulu zog ihre dottergelbe Weste glatt. »Gibt es Probleme?«
    Jill deutete auf die Wolken. »Da kommt was, und es sieht unfreundlich aus. Lass bitte die Tische drinnen auch eindecken, falls unsere Gäste gezwungen sind, sich schnell ins Haus zu retten.«
    »Was ist mit dem Zelt für deine Party drüben?«, fragte Thabili. »Der Sturm wird es wegpusten.«
    Jill überlegte. Heute Abend feierten sie in ihrem Privathaus Nils’ und auch ihren Geburtstag nach. So machten sie das jedes Jahr. Für ihre privaten Feiern blieb meist wenig Zeit, und auf diese Weise war es ein Aufwasch. Sie hatte ein weißes Zelt auf der Terrasse errichten lassen, weil die Wettervorhersage trockenes Wetter versprochen hatte. Wenn nun ein Gewitter über Zululand drohte, musste man alles festzurren, was nicht niet- und nagelfest war. Und Schwimmwesten bereitlegen, dachte sie missmutig. Die Wassermassen, die dann durchs Gelände stürzten, konnten den Victoriafällen Konkurrenz machen.
    Seufzend zog sie ihr Smartphone hervor, rief den Weather Channel auf, nur um festzustellen, dass der inzwischen tatsächlich seine Vorhersage geändert hatte. Die App, die ihre Freundin Angelica als unverzichtbar angepriesen hatte, wollte man wissen, ob es nur ein ganz normaler Guss oder eine Sintflut sein würde, hatte sie vergessen herunterzuladen. Ärgerlich steckte sie das Telefon wieder weg. Beim Mittagessen würde sie vielleicht Zeit dazu finden.
    »Du hast recht. Lass es zur Vorsicht von Thabo und Mbani mit Stricken verankern. Nils ist drüben, er wird ihnen sagen, was

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