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Nachtschicht

Nachtschicht

Titel: Nachtschicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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leid, Kumpel. Es ist ja nur, weil …« Seine Worte verloren sich. »Mein Gott, dieser Gestank.. Das kann man einem Menschen doch nicht zumuten!« Eine Spinne kroch vom Rand des Karrens auf seinen Arm.
    Mit einem unterdrückten Entsetzensschrei fegte er sie weg.
    »Los jetzt«, sagte Hall und trat seine Zigarette aus. »Je eher daran, desto eher davon.«
    »Hoffentlich«, sagte Wisconsky kläglich. »Hoffentlich.«

    Vier Uhr morgens. Dienstag.
    Frühstück.
    Hall und Wisconsky saßen mit drei oder vier anderen Männern zusammen und hielten ihre Sandwiches in schwarzen Händen. Sie waren nicht einmal von dem industriellen Reini-gungsmittel sauber geworden. Während er aß, schaute Hall zu dem kleinen gläsernen Büro des Vorarbeiters hinüber. Warwick trank Kaffee und aß mit offensichtlichem Appetit kalte Hamburger.
    »Ray Upson mußte nach Hause gehen«, sagte Charlie Brochu.
    »Hat er gekotzt?« fragte jemand. »Das wäre mir fast passiert.«
    »Nein. Ray muß schon Kuhmist fressen, bevor er kotzt. Eine Ratte hat ihn gebissen.«
    Nachdenklich wandte Hall den Blick von Warwick. »Tatsächlich?« fragte er.
    »Ja.« Brochu schüttelte den Kopf. »Ich habe mit ihm zusammengearbeitet. So was Entsetzliches habe ich noch nie gesehen.
    Das Biest kam plötzlich durch ein Loch aus einem der alten Säcke. So groß wie ‘ne Katze. Verbiß sich sofort in seine Hand und fing an zu fressen.«
    »Mein Gott«, sagte einer der Männer und wurde ganz grün im Gesicht.
    »Ja«, sagte Brochu. »Ray hat geblutet wie ein Schwein.
    Glaubt ihr, daß das Vieh losließ? Kein Stück. Ich mußte drei- oder viermal mit einem Brett zuschlagen. Ray wäre fast verrückt geworden. Er hat auf der Ratte herumgetrampelt, bis sie nur noch ein pelziger Brei war. So was hab ich noch nicht erlebt. Warwick hat ihn verbunden und nach Hause geschickt. Hat ihm gesagt, er soll morgen zum Arzt gehen.«
    »Wie nett von diesem Scheißkerl«, sagte jemand.
    Als ob er es gehört hätte, stand Warwick auf, reckte sich und trat an die Tür seines Büros. »Wir wollen langsam weitermachen.«
    Widerwillig standen die Männer auf. Sie versuchten, Zeit zu schinden, indem sie sich mit dem Verstauen ihrer Essengefäße nicht sonderlich beeilten und aus dem Automaten noch Getränke und Süßigkeiten zogen. Dann machten sie sich auf den Weg nach unten. Trostlos hallten ihre Schritte über die Eisenroste der Treppe.
    Warwick überholte Hall und schlug ihm auf die Schulter.
    »Na, wie sieht’s aus, Student?« Er wartete die Antwort nicht ab.
    »Komm jetzt«, sagte Hall geduldig zu Wisconsky, der sich die Stiefel zuschnürte. Sie gingen die Treppe hinunter.

    Sieben Uhr morgens. Dienstag.
    Hall und Wisconsky verließen gemeinsam die Spinnerei. Es schien Hall fast, ab hätte er den fetten Polen irgendwie geerbt.
    Wisconsky war so dreckig, daß es fast komisch wirkte. Sein dickes Mondgesicht war so beschmiert wie das eines kleinen Jungen, den ein größerer gerade verprügelt hat.
    Es gab keinen der üblichen groben Scherze. Niemand zog einem ändern das Hemd aus der Hose, und keiner fragte, wer sich denn zwischen eins und vier um Tonys Frau kümmerte.
    Nur Schweigen und hin und wieder ein hustendes Geräusch, wenn jemand auf den verschmutzten Fußboden rotzte.
    »Soll ich dich mitnehmen?« fragte Wisconsky zögernd.
    »Danke.«
    Sie sprachen nicht, als sie die Mill Street hinauf und über die Brücke fuhren. Sie verabschiedeten sich nur kurz, als Wisconsky ihn vor seiner Wohnung absetzte.
    Hall ging sofort unter die Dusche. Er dachte immer noch an Warwick.
    Er versuchte, sich darüber klar zu werden, was an dem Vorarbeiter ihn so eigenartig faszinierte und ihm das Gefühl gab, daß sie irgendwie zusammengehörten.
    Er lag kaum im Bett, als er auch schon einschlief, aber sein Schlaf war unruhig, und mehr als einmal schreckte er hoch: Er träumte von Ratten.

    Ein Uhr nachts. Mittwoch.
    Die Arbeit mit den Schläuchen war angenehmer.
    Sie konnten nicht hinein, bevor die Leute eine Sektion entrümpelt hatten, und oft waren sie mit einer schon fertig, bevor die nächste ausgeräumt war. Das bedeutete jedesmal eine Zigarettenpause. Hall betätigte die Düse an einem der langen Schläuche, während Wisconsky hin und her lief und darauf achtete, daß sich der Schlauch nicht verhedderte. Nach Bedarf drehte er den Wasserhahn auf oder zu und räumte Hindernisse aus dem Weg.
    Warwick hatte schlechte Laune, denn die Arbeit ging nicht voran. Wenn es so weiterlief wie bisher, bestand

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