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Nachtschicht

Nachtschicht

Titel: Nachtschicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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erstarrte. Er hörte das Pfeifen und Quietschen von Hunderten von Ratten. Noch einmal bäumte er sich auf, dann sank er in die Knie. Er fing an. zu lachen. Es war ein schauriges kreischendes Lachen. Überall die pelzigen Leiber.

    Fünf Uhr morgens. Donnerstag.
    »Jemand müßte runtergehen«, sagte Brochu zaghaft.
    »Ich nicht«, flüsterte Wisconsky. »Ich nicht.«
    »Nein, du natürlich nicht, du Fettsack«, sagte Ippeston verächtlich.
    »Gehen wir«, sagte Brogan und ergriff einen Schlauch. »Ich, Ippeston, Dangerfield, Nedeau. Stevenson, du gehst ins Büro und holst noch ein paar Taschenlampen.«
    Ippeston starrte nachdenklich in die Dunkelheit hinab.
    »Wahrscheinlich machen sie nur eine Zigarettenpause«, sagte er. »Ein paar Ratten. Daß ich nicht lache.«
    Stevenson brachte die Taschenlampen. Kurz darauf stiegen die Männer nach unten.

 
Nächtliche Brandung
    Nachdem der Bursche gestorben war, und der Gestank seines verbrannten Fleisches sich verzogen hatte, gingen wir alle zurück hinunter zum Strand. Corey hatte sein Radio mit, einen dieser koffergroßen Transistorkästen, für die man an die vierzig Batterien braucht und mit denen man Tonbänder aufnehmen und abspielen kann. Man konnte nicht gerade behaupten, daß die Klangwiedergabe besonders gut gewesen wäre, aber auf jeden Fall war das Ding laut. Vor dem Auftauchen von A6 war Corey ziemlich wohlhabend gewesen, doch das zählte nicht mehr. Selbst sein riesiger Radio-Recorder war kaum mehr als ein hübsch anzusehender Haufen Schrott. Es gab nur noch zwei Rundfunkstationen, die sendeten und die wir empfangen konnten. Die eine war der Sender WKDM in Portsmouth - betrieben von irgendeinem Steinzeitdiskjockey, der auf so ‘nem bescheuerten Religionstrip war. Er spielte eine Perry-Como-Platte, sprach ein Gebet, lamentierte ein bißchen, spielte eine Johnny-Ray-Platte, las aus Psalmen (komplett mit jedem Sela genau wie James Dean in Jenseits von Eden), dann lamentierte er wieder zur Abwechslung. So richtig was zum Wohlfühlen und sich die Zeit vertreiben. Eines Tages sang er »Bringing in the Sheaves« mit einer krächzenden, faden Stimme, über die Needles und ich uns fast totlachten.
    Der Sender in Massachusetts war besser, doch den bekamen wir nur nachts rein. Es waren ein paar Kids, die das Programm machten. Ich schätze, sie übernahmen die Sendeanlagen von WRKO oder WBZ, nachdem alle abgehauen oder gestorben waren. Sie meldeten sich mit irgendwelchen witzigen Sender-namen wie WDOPE oder KUNT oder WA6 und ähnlichem.
    Richtig spaßig, ehrlich - man konnte sich kaputtlachen. Das war die Station, der wir auf unserem Rückweg zum Strand lauschten. Ich ging Hand in Hand mit Susie; Kelly und Joan waren uns ein Stück voraus, und Needles hatte bereits die Dünenkuppe überschritten und war außer Sicht. Corey bildete die Nachhut und schwenkte sein Radio hin und her. Die Stones sangen gerade »Angie«.
    »Liebst du mich?« fragte Susie gerade. »Das ist alles, was ich wissen möchte - liebst du mich?« Susie brauchte permanente Bestätigung. Ich war ihr Teddybär.
    »Nein«, antwortete ich. Sie wurde allmählich fett, und wenn sie lange genug lebte, womit nicht zu rechnen war, würde sie richtig aus dem Leim gehen. Schon jetzt wurde sie immer geschwätziger.
    »Du bist ein Schwein«, sagte sie und fuhr sich mit einer Hand ins Gesicht. Ihre lackierten Fingernägel schimmerten schwach im Licht eines Halbmondes, der vor etwa einer Stunde aufgegangen war.
    »Fängst du jetzt wieder an zu weinen?«
    »Sei still!« Ihre Stimme klang so, als würde sie jeden Moment wieder losflennen.
    Wir überwanden den Dünenkamm, und ich legte eine Rast ein. Ich mußte immer eine Pause einlegen. Vor A6 war dies ein öffentlicher Strand gewesen. Er wimmelte von Touristen, Picknickern, rotznasigen Kindern und fetten, schwabbeligen Groß-
    müttern mit sonnenverbrannten Ellbogen, Bonbonpapier und Dauerlutschern im Sand, dann die reizenden Leute, die miteinander schmusend auf ihren Strandlaken herumlagen, und dar-
    über der Abgasgestank vom Parkplatz, vermischt mit dem
    .Geruch nach Seetang und Sonnenöl.
    Doch nun waren der Dreck und der ganze Mist verschwunden. Der Ozean hatte alles verschlungen, ebenso lässig und beiläufig, wie man eine Handvoll Cracker vertilgt und sich nichts dabei denkt. Es gab keine Menschen mehr, die zurückka-men und alles wieder verdreckten. Nur uns, und wir waren nicht genug, um soviel Schmutz zu hinterlassen. Auch wir liebten den Strand, glaube ich

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