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Nachtschicht

Nachtschicht

Titel: Nachtschicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zumindest - hatten wir ihm nicht gerade erst eine Art von Opfer dargebracht? Sogar Susie, das kleine Biest Susie mit ihrem fetten Arsch und der roten Jeans mit den weiten Beinen.
    Der Sand war weiß und dünenartig gewellt, lediglich begrenzt durch die Flutlinie - ein gewundener Strang aus Seetang, Kelp und Treibholz. Das Mondlicht umnähte alles mit tintigen, schlangenförmigen Schatten. Der einsame Wachturm der Strandaufsicht stand weiß und skelettartig rund fünfzig Yards von den Umkleidekabinen entfernt und wies zum Himmel wie ein entfleischter Fingerknochen.
    Und dazu die Brandung, die nächtliche Brandung, die Schaumwolken vor sich hertrieb und, so weit unser Auge reichte, in endlosen Attacken gegen die Landzungen anrannte.
    Möglich, daß die Wassermassen am Abend vorher sich auf halbem Wege von England nach hier befunden hatten.
    »›Angie‹ von den Stones«, sagte die krächzende Stimme in Coreys Radio. »Ich weiß, daß ihr alle drauf abgefahren seid, ‘s war ‘ne Stimme aus der Vergangenheit, der goldenen, kam direkt vom Friedhof, eine Scheibe, die’s voll bringt. Ich bin Bobby. Eigentlich sollte Fred jetzt am Mikro sitzen, aber Fred hat die Grippe. Der ist total aufgebläht.« Darauf begann Susie zu kichern, wobei die ersten Tränen noch zwischen ihren Wimpern funkelten. Ich beeilte mich, zum Strand zu kommen, um sie zu beruhigen.
    »Warte!« rief Corey. »Bernie? He, Bernie, warte auf mich!«
    Der Typ im Radio verlas ein paar schmutzige Limericks, und im Hintergrund fragte ein Mädchen, wo er das Bier hingepackt hätte. Er entgegnete darauf etwas, doch da waren wir bereits am Strand.
    Ich schaute mich nach Corey um, wie er zurechtkam. Er rutschte auf seinem Hintern runter, wie immer, und er wirkte dabei so lächerlich, daß er mir sogar ein wenig leidtat.
    »Lauf ein Stück mit mir«, sagte ich zu Susie.
    »Warum?«
    Ich gab ihr einen Klaps auf den Hintern, und sie kreischte auf. »Weil es ein gutes Gefühl ist zu laufen.«
    Wir rannten. Sie blieb zurück, keuchte wie ein Pferd und rief hinter mir her, auf sie zu warten, doch ich verdrängte sie aus meinem Kopf. Der Wind pfiff an meinen Ohren vorbei und blies mir die Haare aus der Stirn. Ich konnte das Salz in der Luft riechen, scharf und klar. Die Brandung donnerte. Die Wogen waren wie schaumiges, schwarzes Glas. Ich schleuderte die Gummisandalen von den Füßen und stampfte barfuß über den Strand, ohne auf den stechenden Schmerz einer gelegentlichen Muschel unter meinen Sohlen zu achten. Mein Blut rauschte.
    Und dann war da der Schuppen, und Needles war bereits drin, und Kelly und Joan standen Hand in Hand daneben und sahen zum Wasser. Ich vollführte eine Rolle vorwärts, spürte, wie Sand in meinen Kragen rieselte, und prallte gegen Kellys Beine. Er fiel auf mich und drückte mein Gesicht in den Sand, während Joan schallend lachte.
    Wir standen auf und grinsten uns gegenseitig an. Susie hatte die Lust am Laufen verloren und stapfte auf uns zu. Corey hatte sie fast eingeholt.
    »Das war’n Feuer«, sagte Kelly.
    »Meint ihr, er ist den ganzen Weg von New York hergekommen, wie er es erzählt hat?« fragte Joan.
    »Weiß ich nicht.« Ich wußte nicht, was das überhaupt ausgemacht hätte. Er hatte hinter dem Lenkrad eines großen Lincoln gesessen, als wir ihn fanden, halb bewußtlos und delirierend.
    Sein Kopf war zur Größe eines Fußballs aufgedunsen, und sein Hals sah aus wie eine prall gestopfte Wurst. Er hatte sich Captain Trips gefangen und ohnehin keinen weiten Weg mehr vor sich.
    Deshalb brachten wir ihn zum Aussichtspunkt oberhalb des Strandes und verbrannten ihn. Er meinte, sein Name sei Alvin Sackheim. Er rief dauernd nach seiner Großmutter. Er glaubte, Susie sei seine Großmutter. Das fand sie besonders lustig, Gott weiß warum. Die seltsamsten Dinge kommen Susie lustig vor.
    Es war Coreys Idee, ihn zu verbrennen, dabei war es im Anfang eher ein Scherz. Er hatte im College haufenweise Bücher über Hexerei und Schwarze Magie gelesen und schlich die ganze Zeit um Alvin Sackheims Lincoln herum, starrte uns geheimnisvoll an und redete uns ein, wir sollten den dunklen Göttern ein Opfer darbringen, damit deren Geister uns vor A6 beschützten.
    Natürlich glaubte keiner von uns an einen solchen Blödsinn, doch unsere Rederei darüber wurde immer ernsthafter. Es war etwas Neues, eine Abwechslung, und am Ende redeten wir nicht mehr, sondern taten es wirklich. Wir fesselten ihn an dieses Beobachtungsding dort oben - man muß eine

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