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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Das da ist eine Privatstraße. Der Lake View Drive. Mitten in einem riesigen Naturschutzgebiet. Dort gibt es kaum Leute. Und hier ist ein Grundriss des Hauses.«
    »Okay … Ist die Straße asphaltiert?«
    »Nein, unbefestigt … Hart, es heißt, Sie seien gut, ein richtiger Handwerker. So nennt man Sie.«
    Während er die Karte musterte, fragte er geistesabwesend: »Wer ist ›man‹?«
    »Leute.«

    »Nun ja, ich bin Handwerker.«
    Hart merkte, dass sie ihn prüfend ansah. Er erwiderte ihren Blick.
    »Darf ich Sie etwas fragen?«, fragte sie.
    Er hob eine Augenbraue. »Ja.«
    »Ich bin neugierig. Wieso üben Sie diese Tätigkeit aus?«
    »Es gefällt mir.«
    Hart war jemand, der nichts von Psychoanalyse hielt. Oder davon, sonderlich lange über das eigene seelische Befinden nachzudenken. Er glaubte daran, dass man sich entweder ausgeglichen fühlte oder nicht und dass es ein großer Fehler war, gegen dieses Gefühl anzugehen.
    Mein Gott, empfinden diese Leute die Langeweile denn nicht als unerträglich? Mir würde es so ergehen. Ich brauche mehr, Brynn. Sie nicht auch?
    Michelle nickte, als begreife sie, was das hieß, und als habe sie genau auf diese Antwort gehofft. »Den Eindruck habe ich auch«, sagte sie.
    Hart wollte nicht mehr über sich reden. »Okay. Wie ist die Gefahrenlage?«
    »Die was?«
    »Wie riskant wird der Job sein? Wie viele Leute halten sich dort auf? Sind sie bewaffnet? Gibt es Polizei in der Nähe? Das Haus liegt an einem See - sind die anderen Häuser am Lake View Drive bewohnt?«
    »Das wird ein Kinderspiel, Hart. Praktisch ohne Risiko. In den anderen Häusern wird niemand sein. Und sonst nur die beiden, die Feldmans. Keine Ranger im Park und meilenweit keine Cops.«
    »Haben sie Waffen?«
    »Soll das ein Witz sein? Das sind Stadtmenschen. Sie ist Anwältin und er Sozialarbeiter.«
    »Bloß die Feldmans, sonst niemand? Das würde einen großen Unterschied bedeuten.«

    »So lauten meine Informationen. Und die sind zuverlässig. Es wird nur das Ehepaar dort sein.«
    »Und es wird niemandem ein Haar gekrümmt?«
    »Ganz bestimmt«, sagte sie. »Ich würde mich gar nicht erst auf die Sache einlassen, falls die Gefahr bestünde, jemand könnte verletzt werden.« Brenda-Michelle lächelte aufmunternd.
    Viel Geld, keine Verletzten. Das klang gut. Dennoch sagte er: »Ich melde mich bei Ihnen.«
    Hart fuhr nach Hause und prüfte nach, was sie ihm erzählt hatte. Er saß an seinem Computer und lachte laut auf. Das alles stimmte ja tatsächlich. Und er war überzeugt, dass kein Polizist auf der ganzen Welt sich eine solche Falle ausdenken würde. Die Cops lockten mit Drogen, Diebesgut, Falschgeld, aber nicht mit einer Geschichte wie aus einem Nicholas-Cage-Film.
    Dann kam der große Tag. Sie fuhren gemeinsam in dem gestohlenen Ford zum Lake Mondac. Hart, Compton Lewis und Michelle. Die Männer verschafften sich Zutritt zum Haus, und während sie das Ehepaar mit ihren Waffen in Schach hielten, sollte Michelle zu ihnen in die Küche kommen, die Feldmans mit Isolierband fesseln und dann anfangen, sie wegen des Geldes auszuquetschen.
    Statt des Klebebands trug sie jedoch eine ultrakompakte Baby-Glock, Kaliber Neunmillimeter, bei sich. Sie ging an Hart vorbei und legte die Feldmans kurzerhand um.
    In der verblüfften Stille, die darauf folgte, machte sie kehrt und ging ins Wohnzimmer, als wäre gar nichts gewesen.
    Hart starrte ihr hinterher und versuchte zu verstehen, was das alles zu bedeuten hatte.
    »Scheiße, was war das denn?«, fragte Lewis erschrocken, der im Kühlschrank nach etwas Essbarem gesucht hatte, anstatt auf seinem Posten zu bleiben und die Vorderseite des Hauses zu beobachten.
    »Keine Sorge. Ich weiß, was ich tue.« Sie fing an, die Aktentasche und den Rucksack zu durchwühlen.

    Die Männer starrten entsetzt die Leichen an, während die Frau - so vermuteten sie - nach dem Schlüssel zu einem Geheimzimmer, einem Tresor oder irgendwas in der Art suchte. Hart überlegte panisch, welche Anklagepunkte sie sich soeben eingehandelt hatten. Vorsätzlicher Mord stand ganz oben auf der Liste.
    Dann sah er Michelles Spiegelbild - sie näherte sich ihm von hinten und hob die Waffe.
    Er sprang instinktiv beiseite.
    Peng …
    Ein leichter Schlag gegen den Arm.
    Er hatte das Feuer erwidert, und sie war geflohen.
    Nun, auf dem durchgelegenen Bett, wusste Hart ganz genau, was geschehen war. Es gab keine versteckten Reichtümer. Michelle war beauftragt worden, die Feldmans zu ermorden - das hatte er

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