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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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oder das Schicksal war wieder auf ihrer Seite. Es war ihr endlich gelungen, Harts vollen Namen und seine Adresse in Erfahrung zu bringen - wie sich herausstellte, wohnte er in Chicago. Sie hatte allerdings erfahren, dass er seit einer Weile kaum noch Zeit dort verbrachte; stattdessen hielt er sich häufig in Wisconsin auf, was ernüchternd, aber natürlich zu erwarten gewesen war. Er suchte ebenso ausdauernd nach ihr wie sie nach ihm.
    Er suchte auch noch nach einigen anderen Leuten, und anscheinend hatte er einen davon gefunden. Freddy Lancaster reagierte weder auf Anrufe noch SMS. Auch Gordon Potts würde auf Harts Liste stehen, doch der versteckte sich fernab in Eau Claire.
    Michelle war vorsichtig, geriet aber nicht in Panik. Sie hatte nahezu alle Verbindungen zwischen sich und den Ereignissen des 17. April gekappt. Hart kannte zwar ihren richtigen Namen - weil er in jener Nacht ihre Handtasche durchsucht
hatte -, doch es würde nicht einfach sein, sie aufzuspüren, dafür hatte Michelle stets gesorgt.
    Schon als Halbwüchsige hatte sie es perfekt beherrscht, sich in das Leben anderer Leute zu drängen und diese dazu zu bringen, sich um sie zu kümmern. Sie gab sich hilflos, verwirrt oder sexy (Letzteres zwar überwiegend bei Männern, aber falls nötig auch bei Frauen). Zurzeit lebte sie mit Sam Rolfe zusammen, einem reichen Geschäftsmann aus Milwaukee (der so gründlich wie kein anderer ausschließlich das sah, hörte oder glaubte, was er wollte). In ihrem Führerschein stand eine alte Adresse, und ihre Post ging an ein Postfach, das sie am 18. April sofort geändert hatte, ohne Nachsendeauftrag.
    Und was die Beweise anging, die sie mit den Verbrechen am Lake Mondac in Verbindung brachten - tja, es gab kaum welche. Sie hatte aus dem Pickup des armen Graham alles gestohlen, das ihre Fingerabdrücke aufwies - die Landkarte, die sie Hart gegeben hatte, sowie ihre Handtasche. Und beim Stiefeltausch mit ihrer armen toten »Freundin« hatte Michelle ihre Ferragamos mit Glasreiniger abgewischt. (Brynn, italienische Lederkunstwerke im Wert von 1700 Dollar so einfach zurücklassen? Gott, ich hasse dich.)
    Die Spuren vom Lake Mondac stellten nun keine Bedrohung mehr dar. Doch ein großes Risiko blieb. Es musste aus der Welt geschafft werden.
    Und das würde heute geschehen.
    Michelle trocknete ihre Zehennägel mit einem Haarföhn und war mit dem Ergebnis zufrieden, wenngleich es sie ärgerte, dass sie keinen Schönheitssalon aufsuchen konnte; solange Hart frei herumlief, musste sie ihre Ausflüge auf ein Minimum beschränken.
    Sie verließ das luxuriöse Schlafzimmer und ging ins Wohnzimmer, wo Rolfe mit ihrer Tochter, der fünfjährigen Tory, und ihrem Sohn, dem schmalen siebenjährigen Bradford, auf der Couch saß. Der Junge lächelte nicht viel, hatte aber einen blonden
Schopf, den man einfach zerzausen musste. Immer wenn Michelle ihre Kinder ansah, schwoll ihr das Herz vor lauter Mutterliebe.
    Rolfe hatte ein angenehmes Gesicht und halbwegs brauchbare Lippen. Andererseits schleppte er etwa zwanzig Kilo zu viel mit sich herum, und sein Haar roch nach Flieder, was wirklich abstoßend war. Außerdem hasste sie seine Tätowierung. Michelle hatte nichts gegen Tattoos im Allgemeinen, aber er trug einen Stern in der Leistengegend. Einen großen Stern. Ein Teil davon war mit Schamhaar bewachsen, und ein anderer Teil wurde von seinem Bauch verdeckt, je nachdem, wie er saß.
    O bitte …
    Doch Michelle beklagte sich nicht, sofern das Drehbuch es nicht erforderte. Rolfe verdiente mit seiner Spedition jede Menge Geld, und Michelle hatte kein Problem damit, ihm ihren wohlgeformten Körper häufig zur Verfügung zu stellen, denn im Gegenzug erhielt sie … nun ja, praktisch alles, was sie wollte.
    Sie verstand es meisterhaft, die Sam Rolfes dieser Welt zu erkennen - Männer, die hörten, sahen und glaubten. Falls der liebe Gott dir einen Sinn für Müßiggang mitgegeben hat, wenig Geschick für Bildung oder einen Beruf, einen teuren Geschmack, ein hübsches Gesicht und einen noch hübscheren Körper, dann bist du verdammt gut beraten, wenn du solche Männer wittern kannst wie eine Schlange eine verängstigte Maus.
    Natürlich musst du gut aufpassen. Immer.
    Als Michelle nun sah, dass Rolfe und Brad wie Vater und Sohn gemeinsam über etwas lachten, das der Fernsehrichter sagte, loderte Eifersucht in ihr auf. Einen Moment lang verspürte sie den Drang, Rolfe zu sagen, er könne sie mal kreuzweise, und mit ihren Kindern das Haus zu

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