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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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aus und streckte sich. Irgendwo knackte ein Gelenk. Er machte sich schon lange keine Gedanken mehr, woher genau diese Geräusche kamen.
    Dann zupfte Dahl sich am Hut, wie es seine Gewohnheit war, und ging langsam durch das Tor und den gewundenen Weg hinauf, zu dessen Seiten mehr Pflanzenarten wuchsen, als er hätte benennen können.
    An der Tür zögerte er nur einen Moment und drückte dann den Klingelknopf. Ein Zweiklang ertönte.

    Die Tür öffnete sich.
    »Hallo, Sheriff.«
    Brynns Sohn stand vor ihm. Dahl hatte den Eindruck, der Junge sei schon wieder zwanzig Zentimeter gewachsen, seit er ihn zuletzt auf der Weihnachtsfeier des Departments gesehen hatte.
    »Hallo, Joey.« Hinter ihm, im Wohnzimmer, ging Anna McKenzie soeben am Stock auf die Küchentür zu. »Anna.«
    Sie nickte zögernd.
    Und hinter ihr, in der Küche, stand Brynn am Herd und maß soeben die Temperatur eines Brathähnchens im Backofen. Dahl hatte gedacht, sie würde nicht kochen. Wüsste nicht mal, wie es geht. Aber das Hähnchen sah ziemlich gut aus.
    Brynn sah ihn an und hob eine Augenbraue.
    »Wir haben sie, Brynn. Wir haben sie.«

95
    Sie saßen im Wohnzimmer, Sheriff und Deputy.
    Zwischen ihnen stand Eistee, selbst gemacht von Anna.
    »Das hat länger gedauert als gedacht«, sagte Brynn. »Ich hab hier wie auf Kohlen gesessen.«
    Was nicht mal annähernd beschrieb, wie angespannt sie auf die Nachricht gewartet hatte.
    »Es gab Schwierigkeiten«, erklärte Sheriff Dahl. »Die Teams hatten sich rund um Rolfes Haus postiert. Doch als sie nach draußen kam, hatte sie ihren Sohn dabei. Sie hat ihn zum Harborside Inn mitgenommen.«
    »Sie hat was ?«
    »Sie hat ihn sogar zu dem Wagen mit unserem Lockvogel
geschickt und sich selbst von hinten angeschlichen, um Sie beziehungsweise die Kollegin zu erschießen.«
    »O mein Gott.«
    »Das Zugriffteam wollte nicht vorgehen, solange Michelle und der Junge zusammen waren. Sonst hätte sie ihn womöglich als Geisel benutzt. Also haben die Kollegen gewartet, bis die beiden sich auf dem Parkplatz getrennt hatten. Dem Jungen ist nichts passiert. Er und seine Schwester befinden sich in der Obhut des Jugendamts.«
    Danke, betete Brynn im Stillen. Danke. »Sie wollte ihr eigenes Kind als Ablenkung einsetzen und mich dann direkt vor seinen Augen erschießen?« Brynn konnte es kaum glauben.
    »Es sieht so aus.«
    »Was ist mit ihrem Lebensgefährten?«
    »Rolfe? Der wird gerade verhört, aber anscheinend hatte er keine Ahnung. Für sein schlechtes Urteilsvermögen im Hinblick auf Frauen sollte man ihn trotzdem verhaften, finde ich.« Sein Mobiltelefon klingelte. Dahl schaute auf das Display. »Ich gehe besser dran. Das ist der Bürgermeister. Wir berufen eine Pressekonferenz zu dem Fall ein. Ich muss meine Notizen holen.«
    Er stand auf und ging steifbeinig nach draußen zu seinem Wagen.
    Brynn lehnte sich auf der Couch zurück und dankte Stanley Mankewitz und seinem schmalen Assistenten - James Jasons, wie sie inzwischen wusste - stumm dafür, dass sie sie zu Michelle Kepler geführt hatten.
    Oder nach der falschen Person.
    Im Anschluss an das Treffen in dem Restaurant mit dem schlechten Kaffee hatte Brynn nach anderen Motiven für den Mord an Emma Feldman gesucht. Zunächst konzentrierte sie sich auf die von Mankewitz genannten Fälle: den Politiker-Selbstmord und die Firma in Kenosha, die gefährliche Teile für Hybridfahrzeuge herstellte. Dann zog sie einige weitere von
Emmas Fällen in Erwägung. Doch keine der Bemühungen war von Erfolg gekrönt.
    Schließlich fragte sie sich: Was war, falls Jasons mit seiner Anmerkung zwar recht hatte, aber »die falsche Person« sich nicht auf den Auftraggeber bezog, sondern auf das Opfer ?
    Sobald Brynn davon ausging, dass Michelle es auf Steven Feldman und nicht auf Emma abgesehen hatte, fügte sich alles zusammen. Feldman war Sachbearbeiter im Sozialamt der Stadt. Zu seinen Aufgaben gehörte es, Beschwerden über Kindesmisshandlung nachzugehen und - in extremen Fällen - die Unterbringung der Kinder in Pflegefamilien zu veranlassen.
    Brynn dachte daran, wie Michelle in jener Nacht im Marquette State Park die arme Amy zum Schweigen gebracht hatte. War Steven Feldman etwa auf die junge Frau aufmerksam geworden, und hatte er erwogen, etwaige Kinder ihrer Obhut zu entziehen?
    Es gab keinen Hinweis auf eine Akte über jemanden namens Michelle, doch Brynn erinnerte sich daran, dass Stevens Rucksack in dem Ferienhaus leer gewesen war und einige von Emmas Akten auf dem Boden

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