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Nachtseelen

Titel: Nachtseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krouk Olga
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schön«, tönte das Rascheln, in dem sie Oyas Stimme erkannte. Ein heißer, trockener Wind wehte durch das Schlafzimmer. Linnea glaubte zu spüren, wie Sandkörner ihre Haut peitschten. Ein Trommeln, ein exotischer Rhythmus, erreichte ihr Ohr – nein, nicht ihr Ohr, sondern ihren Verstand. Die Luft schien sich zu verdichten. Oya wiegte ihren Körper vor und zurück und sang etwas in einer fremdartigen Sprache, während sie den Kopf immer weiter nach hinten neigte.
    Wir werden dir dienen … dienen … dienen … Linnea hörte die Stimmen, die versuchten, in diese Welt durchzudringen. Konnte sie das Schattenreich wahrnehmen, weil sie die Geliebte einer Hexe war?
    Was habe ich getan? , kam der erschreckende Gedanke. »Nein! Hör auf!« Sie erfasste die Hand der Mächtigen.
    Plötzlich wusste Linnea, es war noch etwas im Zimmer. Etwas Ungreifbares, Gefährliches und Fremdartiges. Etwas, was nicht hierhergehörte.
    Abrupt unterbrach Oya ihren Singsang. Das Trommeln verstummte. Der Wind verschwand. Eine unnatürliche Stille breitete sich aus, bis ein Schrei sie zerriss.
    Ylva bäumte sich im Käfig auf, verrenkte Arme und Beine, schlug wild um sich und kreischte. Wie kein Tier, kein Mensch zu kreischen vermochte.

    Linnea drückte sich gegen die Wand. Die Härchen stellten sich auf ihren Armen auf.
    Die junge Frau warf sich gegen die Käfigwände, ein Arm verkeilte sich zwischen den Gitterstäben. Linnea wollte nicht zusehen, schloss die Augen, doch die Gabe der Infrarotsicht brachte auch dann das Geschehen zu ihr. Ylva verrenkte sich, als wären ihre Gelenke Scharniere und sie eine Puppe, die ein Verrückter bewegte.
    Dann war es vorbei. Die Schreie erstickten. Ylva streckte sich auf dem Käfigboden aus.
    Â»Was … Was hast du getan?«, hauchte Linnea, als sie die Sprache wiederfand.
    Â»Keine Sorge. Es geht ihr gut. Sie wird jetzt ein Weilchen schlafen, und wenn sie aufwacht, wird sie gesund sein. Etwas irritiert, aber das vergeht bald. Sie wird anfangs deine Hilfe brauchen, aber ich bin mir sicher, du wirst bei ihr sein, um sie in ihr neues Leben einzuführen.« Mit einem Schlag wurde die Stimme der Mächtigen peitschend. »Pass gut auf sie auf. Und wehe, sie kommt dir abhanden!«
    Â»Was hast du getan?«, wiederholte Linnea geistesabwesend.
    Oya strich ihr über die Wange. »Ihr einen Dämon geschenkt. Ich habe doch gesagt, ich bin heute gnädig gestimmt.«

Kapitel 23
    F inn fragte sich, wie er den Ausdruck in Albas Augen zu deuten hatte. War es Mitleid? Entsetzen? In seiner Brust zog sich alles schmerzhaft zusammen. Beides hatte er bereits unzählige Male erlebt, so dass er keiner Menschenseele mehr seinen Rücken zeigte und keiner Hand mehr erlaubte, seine Haut zu berühren. Sogar früher, als er noch mit vielen Frauen verkehrte, hatte er sich nie vollständig ausgezogen.
    Er wünschte sich, Alba hätte dieses Elend nicht sehen müssen. Bin ich dir jetzt zuwider? Es auszusprechen überstieg seine Möglichkeiten. Erschrocken schaute sie ihm entgegen, beinahe verzweifelt. Natürlich. So viel Hässlichkeit bekam man nicht alle Tage zu Gesicht.
    Dann holte ihre Stimme ihn ein: »Oh mein Gott.«
    Die drei Worte, die sie herausgewürgt hatte, reichten, damit er verstand.
    Â»Sieht schlimmer aus, als es ist«, versuchte er zu retten, was nicht mehr zu retten war, und wusste selbst, wie dämlich das klang. Er wollte fort, einfach nur fort. Ihrem Blick entfliehen, auf die andere Seite der Welt, um nicht in das Gesicht voller Abscheu sehen zu müssen. Denn genau das würde ihn erwarten, sollte er aufblicken.

    Er war bereits im Flur, als ihr Ruf ihn zum Taumeln brachte: »Strolch!«
    Finn verharrte, wagte es nicht, sich umzudrehen.
    Â»So hat mich seit der Schulzeit keiner mehr genannt.« Sein Nacken begann zu kribbeln, ohne dass ein Vogel in der Nähe war, und das bedeutete nichts Gutes. Wenn die Panikattacken ihn wieder ohne jeglichen Grund befielen, wenn schon ein Wort, ein Geruch oder ein Geräusch ihn an das Vergangene erinnerte und ihn in Atemnot brächte, dann wäre das sein Ende. Er bezweifelte, noch einmal dieser Hölle entrinnen zu können.
    Plötzlich spürte Finn Arme, die sich um seinen Nacken legten, Albas Gesicht, an seine Schulter gedrückt.
    Â»Du bist es«, stammelte sie. »Du bist es wirklich. Du hast es überlebt.«
    Mit Abscheu oder

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