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Nachtseelen

Titel: Nachtseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krouk Olga
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Königin.« Der Ton klang unterwürfig und höflich, doch Linnea traute ihm nicht. Etwas schwang in der Stimme mit, was ihr ganz und gar nicht gefiel. »Du
hast dich lange nicht im Pesthof blickenlassen, nicht einmal bei unseren Versammlungen zu deinen Ehren. Deine Untertanen machen sich Sorgen um dein Wohlergehen.« Die Katze, die sich an den Beinen ihres Frauchens rieb, schnurrte.
    Â»Kümmere dich lieber um deinen eigenen Kram! Du hast eine Aufgabe zu erledigen, hast du das schon vergessen?« Die Worte kamen stockend. Sie schwitzte. Ihr fehlte Luft, als würde Micaela ihr diese wegatmen.
    Â»Nein, natürlich nicht, meine Königin. Aber die anderen wollen wissen, wohin du in der letzten Zeit so oft verschwindest.«
    War es Spott, der ihr entgegenschlug? Sie zischelte.
    Smaragda! Der Ruf pulsierte in ihren Schläfen, drang durch die Wohnung. Die Schlange antwortete. Die Schuppen schabten über die Dielen, Linnea spürte es, und es brachte ihr ein wenig Sicherheit zurück, genug, um sich daran zu erinnern, wer sie war und welche Macht sie besaß.
    Â»Du enttäuschst mich, Micaela.« Die Schlange ringelte sich um ihre Knöchel und gab ihr Kraft. Ja, mit Oya würde sie nicht fertigwerden, aber mit Micaela eindeutig. Sie musste bloß beenden, was sie angefangen hatte, dann würde es keiner mehr wagen, so mit ihr zu reden.
    Micaela verneigte sich theatralisch. »Erlaube mir, dir ein Geschenk zu überreichen.« Sie hob einen kleinen Käfig, den sie vorher wohl an der Wand abgestellt hatte. Darin hockte eine Ratte. Ylvas Ratte. »Du wolltest das Seelentier haben. Hier ist es.«

    Linnea nahm den Käfig entgegen. »Ich gebe dir noch drei Tage, dann bringst du mir endlich diesen Finn. Hast du mich verstanden?«
    Â»Es ist schwieriger als gedacht.« Unruhe mischte sich in den Ton der Jägerin. Zweifel. »Er hat sich mit den Totenküssern verbündet. Außerdem wusste ich nicht, dass Juliane Dwenger seine Großmutter ist. Die alte Frau ist nicht zu unterschätzen.«
    Â»Was?«, entfuhr es Linnea. Juliane Dwenger lebte noch? Wie war das möglich? Ihre Zeit müsste schon längst abgelaufen sein. Kein Metamorph überlebte so viele Jahre ohne sein Seelentier, denn nur zusammen bildeten sie eine Einheit. Der Abbruch der Verbindung führte zuerst in den Wahnsinn, dann in den Tod. Nicht sofort – es war ein schleichender, quälender Prozess, aber über so viele Jahre hinweg dauerte er niemals an.
    Micaela nahm die Katze auf den Arm und kraulte ihr das Fell. »Beunruhigende Meldungen erreichen mich. Einige Totenküsser scharen sich um einen neuen Anführer, der ihnen Macht und Freiheit verspricht. Messias nennen sie ihn. Beinahe alle Einzelgänger haben sich ihm angeschlossen, es ist unmöglich, eine Kreatur irgendwo allein abzupassen. Irgendetwas brüten sie aus.«
    Linnea stieß die Luft durch die Nase aus. Verflucht, was, wenn die Untoten angriffen? In einem offenen Kampf würde sie nicht bestehen können. Nicht mit den Leuten, die ihr geblieben waren. Nicht in ihrer Verfassung.

    Â»Deine Untertanen wollen wissen, worauf sie sich vorbereiten müssen. Aber du lässt dich kaum noch blicken.«
    Das brachte das Fass zum Überlaufen.
    Â»Wer bist du, dass du glaubst, mir vorschreiben zu können, was ich tun oder lassen soll!« Linnea knallte die Tür zu. Die Tatsache, dass Micaela Recht hatte, machte sie umso rasender. So konnte es nicht weitergehen. Sie musste ihrer Gemeinde zeigen, dass sie die wahre Königin war. Eine, die sie lieben, ehren und fürchten sollten. Sie wusste auch, wie sie es schaffen könnte. Finns Strafe würde allen in Erinnerung rufen, wozu sie fähig war. Nur musste sie ihn in die Hände kriegen, und auf Micaela war kein Verlass mehr.
    Â»Tja. Die wichtigsten Dinge muss man eben selbst erledigen«, murmelte sie und schlich ins Wohnzimmer. Sie fühlte sich erschöpft. Die Schlange folgte ihr und verschwand in einer Steinhöhle. Doch Linnea blieb nicht bei ihrem Liebling, sondern ging ins Schlafzimmer. Sie stellte die Ratte ab und fiel rücklings auf das Bett. Der Nager lief in seinem Käfig hin und her, stellte sich auf die Hinterpfoten und fiepte. Er rief nach seinem Frauchen, er witterte es und wollte zu ihm.
    Linnea öffnete das Türchen. Sofort stürmte das Tier in die Freiheit, eilte zu dem großen Käfig in der Ecke, den sie aus dem

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