Nachtseelen
Seite zu gelangen, ab und gab sich geschlagen.
»Du hast mich hintergangen und ausgenutzt. Was erwartest du jetzt von mir?« Er war so erstaunlich ruhig, dass es Alba bange wurde, als sie an Conrads Worte dachte. Ein Orkan, der nicht tobte â¦
»Sag so etwas nicht. Adrián, ich liebe dich wirklich. Ich habe meine Hexenseite für dich aufgegeben, was erwartest du mehr? Sieh mir in die Augen, und sag mir, dass du nicht dasselbe empfindest! Dass alles, was wir miteinander erlebt und durchgestanden haben, nichts mehr wert ist!«
Er hob den Kopf und sah in das schauderhafte Gesicht. Lange hielt er ihrem Blick stand. »Und wen soll ich in dir erkennen? Eine Frau, die ich liebe? Oder eine kaltblütige Hexe, die meinen besten Freund wie ein Schwein abgeschlachtet hat?« Die Worte klangen gepresst. »Hast du nicht genug Spaà mit mir gehabt? Du hast mich leiden sehen. Du hast deine Macht an mir genährt. Was willst du noch von mir?«
»Wie kannst du so etwas sagen? Ich liebe dich.«
Er lachte verbittert. »Hexen lieben nicht. Du kannst mit dem grausamen Spiel aufhören, denn noch mehr kannst du mir mein Herz nicht brechen. Lass mich gehen.«
»Ist deine Abscheu vor Hexen wirklich so groÃ? Dass du mich von dir stöÃt? Dass du nicht erkennst, was ich für dich empfinde?«
»Evelyn, ich â¦Â« Er blickte erneut zu ihr auf, stockte und schüttelte den Kopf. »Ach. Was will ich da einer Mächtigen erklären. Lass mich gehen oder vernichte mich, hier und jetzt. Aber meine Leute brauchen Hilfe.«
Durch den Schleier sah Alba Conrad und seine Nachzehrer, die von den Metamorphen bedrängt wurden. Von dieser Seite sah es seltsam aus, wie ein Schauspiel, ganz und gar nicht echt.
Die Hexe seufzte. Sie gibt auf, dachte Alba mit einem Anflug von Wehmut. Sie gibt Adrián, diesen Sturkopf, einfach so auf. Am liebsten hätte sie die beiden durchgeschüttelt und sie angeschrien: Was tut ihr da? Ihr liebt euch, und ihr habt einander noch, nicht einmal der Tod konnte euch trennen. Anders als mich und Finn.
Doch es war zu spät. Die Mächtige vollführte eine Geste, und Adrián durchschritt die rauchige Barriere, ohne sich umzudrehen, ohne zurückzublicken. Er fiel den kämpfenden Metamorphen in den Rücken, riss einen der Angreifer herum und saugte sich an seinem Mund fest, trank die Lebensenergie, die ihm fehlte. Die anderen waren zu sehr mit Conrad beschäftigt, um ihrem Kameraden zu Hilfe zu eilen.
»Ich danke dir«, flüsterte die Mächtige, und Alba zuckte leicht zusammen, als ihr bewusstwurde, dass sie es war, die nun ins Visier der Göttin geraten war.
»Wofür?«
»Dass du mich verstehst. Zumindest ein wenig. Aber ich musste ihn gehen lassen, damit er zurückkommen
kann. Denn mit Gewalt bei mir gehalten, würde er nur darauf sinnen zu fliehen.«
Alba schaute Finn an und musste schlucken. »Ich hingegen besitze nicht deine Stärke, loszulassen. Ich kann es einfach nicht.«
Evelyn schwieg einen Moment. »Ja. Ich wünschte mir, ich hätte ihn schon vorher retten können. Aber noch besteht eine Chance. Ich biete dir einen Deal an, ich kann dir Finn zurückgeben. Es wird nicht einfach sein, denn das Schattenreich lässt niemanden frei. Finn kann es nur durch ein Portal verlassen.«
Alba wagte es nicht, die Hoffnung an sich heranzulassen. Nicht, um sie wieder zu verlieren. »Und was ist das, dieses Portal?«
»Nicht âºwasâ¹. Wer. Es ist ein Kind, geboren von einer Mächtigen. Ein Wandelnder zwischen der realen Welt und dem Schattenreich, einer, der die Grenzen verwischen kann. Dieses Hexenkind existiert irgendwo, sonst hätte Juliane nicht ihren Dämon bekommen können. Denn auch ein Dämon kann das Schattenreich nur durch ein Portal verlassen. Und genau das bereitet mir Sorgen. Denn Hexenkinder sind Quellen einer beängstigenden Macht, und offensichtlich hat Oya eines von ihnen in den Fingern. Wir dürfen das nicht zulassen, sonst wird sie unbesiegbar, allmächtig. Du musst das Hexenkind finden und â¦Â«
Alba schluckte schwer. »⦠dir bringen?«
»Nur wenn du es findest, kann ich Finn aus dem Schattenreich befreien. Sein Körper bleibt bis dahin
hier, wo die Zeit keine Spuren hinterlässt, und wenn seine Seele da ist, wird er wieder zu neuem Leben erwachen.«
»Deal or no deal?« Alba schüttelte den Kopf. »Wozu brauchst du
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