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Nachtseelen

Titel: Nachtseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krouk Olga
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schwieg kurz. »Wie wäre es mit Athene?« Und ihre Augen antworteten, als hätte sie seine Gedanken gehört: Frag nichts mehr. Nicht jetzt.
    Â»Wieso Athene?«
    Â»Ich finde, der Vogel sieht sehr schön aus, ist kriegerisch, weise und …«, gleichzeitig blickten sie den Rotmilan an, der mit seiner Lieblingsbeschäftigung zugange war: sein Federkleid zu ordnen, »… und eitel.«
    Â»Meinetwegen.« Er schmunzelte und pfiff dem Tier zu. »Hey, hast du das gehört? Ab jetzt bist du nicht mehr bloß ein Federvieh, du hast einen Namen. Athene.«

    Athene … Vorher hatte er ab und zu gegrübelt, wie es wohl gehen sollte, falls er beschließen würde, einen Namen für sein Seelentier auszusuchen. Ob man den Rotmilan fragen müsste. Ob man irgendeine Vision bekam oder wartete, bis das Tier einem seinen Namen selbst mitteilte. Er hatte etwas Spirituelles erwartet, etwas, was ihm die Angst vor dem Vogel nehmen würde. Nichts dergleichen geschah. Das Tier hieß ab jetzt Athene, und damit war die Sache erledigt.
    Â»Dann ist es beschlossen«, seufzte er und fügte in Gedanken hinzu: Ich werde wohl nie ein vollwertiger Metamorph sein. Denn keiner meiner Art außer mir hat eine Phobie vor seinem Seelentier. Wie kann da eine harmonische Verbindung zwischen uns existieren? Evelyn hatte sich geirrt. Ein Name änderte nichts. Außer der Wärme bei dem Gedanken, dass er ihn zusammen mit Alba ausgesucht hatte.
    Sie stand so nah vor ihm, dass ihr Duft allgegenwärtig schien und den Mief der Wohnung vertrieb. Alba drehte den Kopf, und ihr Haar streifte seine Wange. Finn wusste nicht, wie ihm geschah, auf einmal schloss er sie in seine Arme, zog sie an sich und küsste sie.
    Sie wird mich gleich schlagen , dachte er am Rande, oder sie bringt mich um.
    Doch sie schlug ihn nicht. Ihre Lippen öffneten sich unter seinem Kuss. Das reichte, um ihn alles vergessen zu lassen. Alles, was sie beide trennte, alle Gefahren, die ihre Verbindung mit sich brachte. Es gab nur ihn und Alba und den Kuss.

    Ihre Arme legten sich um seinen Nacken, der nicht mehr kribbelte – das Kribbeln rutschte in eine ganz andere Gegend seines Körpers. Sie streichelte ihn. Dann fanden ihre Hände unter sein T-Shirt und streiften über die Narben. Doch diesmal schämte er sich nicht dafür, als würden ihre Berührungen das wulstige Gewebe glätten. Und irgendwie taten sie es auch. Denn wenn es Alba nicht abschreckte, so war es bedeutungslos, ob die Narben bei irgendjemand anderem noch Abscheu auslösten.
    Ihre Küsse wurden fordernder, ungeduldiger. Noch hatte Finn Angst, etwas falsch zu machen, so übernahm Alba die Führung. Nahm das, was ihr gefiel, und gab ihm alles vielfach zurück.
    Es war wie Fliegen – nur ohne Höhenangst. Es war wie eine Verschmelzung zweier Seelen, der er sich bereitwillig hingab. Ohne zu verkrampfen und sich dagegen zu wehren. Wenn sie es wollte, konnte sie über seinen Geist und seinen Körper verfügen, wie es ihr beliebte.
    Es war, als fände er endlich Ruhe, als schließe er Frieden mit seinem Metamorph-Erbe. Wie seltsam. So hätten die Verschmelzungen mit seinem Seelentier sein müssen. So hätte er sich seiner Königin unterwerfen sollen. Doch all das bekamen nicht der Rotmilan und Linnea, sondern Alba. Eine Frau, die seinem Leben plötzlich einen Sinn gab, die er von der ersten Sekunde an begehrt hatte, ohne es sich einzugestehen.
    Jetzt gestand er es sich ein, jetzt hätte er sein Bekenntnis
in die ganze Welt hinausschreien können. Er gehörte Alba, ihr allein, ohne etwas dafür von ihr zu verlangen.
    Â»Wir müssen aufhören«, keuchte sie zwischen zwei Atemzügen. »Jetzt. Sofort.«
    Sie hätte ein Messer in ihn stoßen können, das wäre ihm milder vorgekommen. Er schloss sie noch fester in die Arme. Nein. Nie im Leben. Nicht, wenn ich dich gerade eben zurückbekommen habe.
    Auch sie hörte nicht auf, sondern zog ihm das T-Shirt über den Kopf.
    Ihre Lippen schienen mit den seinen zu verschmelzen. Ihr Körper schmiegte sich an den seinen. Finn wollte ihn ganz spüren, mit jeder Zelle, doch die Kleidung war ihm im Weg. Er begann, ihre Bluse zu öffnen. Es dauerte länger, als er ertragen konnte. Mit einem Ruck riss das Kleidungsstück entzwei. Er streifte auch die modische Anzughose und den Slip von ihren Hüften, bis sie ganz nackt vor ihm stand.

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