Nachtseelen
legte sie auf den Altar.
Ich will das nicht ⦠und dennoch verlangte es sie nach mehr.
Linnea wagte es nicht, sich zu rühren, als hielten unsichtbare Fesseln ihre GliedmaÃen. Widerstandslos lieà sie es zu, dass ihr die Kleider vom Leib gestreift wurden. Gänsehaut stellte die Härchen auf ihren Oberarmen
auf, während Oya sich zu ihr auf den Altar legte und mit einer Haarsträhne Linneas Brustwarze umkreiste.
»So gefällst du mir schon viel besser. Du dienst deiner Göttin gut. Ich möchte mich dafür revanchieren.«
Lust und Verlangen zerrten an Linneas Innerem wie wilde Tiere. Ihr Körper bebte vor schmerzhafter Erregung. Tränen rannen ihr über die Wangen.
»Du musst doch nicht weinen«, hauchte Oya ihr entgegen, beugte sich über sie und leckte ihr die salzige Flüssigkeit ab. »Mh, wie bittersüà sie schmecken! Gib mir mehr davon!«
Wie Krallen bohrten sich die Finger in ihre Brüste. Linnea wölbte ihren Körper und riss den Mund auf, doch auch diesen Schrei nahm Oya ihr von den Lippen, wie ein Gourmet eine Auster schlürft. Die Berührungen der Göttin drohten ihre Haut zu versengen. Ihr Körper bebte.
»Ich ⦠will â¦Â«
⦠nicht, sollte es heiÃen, doch es war ihr unmöglich, das letzte Wörtchen auszuspeien.
Ihr Unterleib pochte. Sie bog sich Oya entgegen, gierig nach mehr Liebkosungen, die sie tiefer in die Verdammnis stürzten. Sie wollte mehr! Mehr!
»Mehr!«, schrie sie heraus, dem Höhepunkt nahe, während sie in den Abgrund ihrer eigenen Seele starrte. Lust und Schmerz verschmolzen miteinander. Jede von Oyas Berührungen brachte beides mit sich.
»Das sollst du auch bekommen, meine Liebste.«
Etwas riss Linnea fort. Ein Sturz, ein freier Fall. Ein
Ertrinken in einem Meer von Gefühlen. Weit weg vom Pesthof und irdischen Belangen. Die Realität hatte sie aus ihren Armen verloren.
Ein Beben schüttelte ihren Körper. Die Gelüste, die in ihrer Seele tobten, labten sich an ihrer Ekstase und verebbten gesättigt. Zumindest für einen Moment, denn Linnea wusste, ab nun würde sie süchtig sein. Süchtig nach Liebkosungen, die ihr Schmerz und Erlösung brachten. Süchtig nach dem Feuer, das ihre Seele verbrannte.
Erschöpft schloss sie die Lider. Sie lag auf dem Altar in Oyas Armen und atmete den Duft ihrer erhitzten Körper ein. Die Luft roch nach Sex und Leidenschaft.
Oya strich ihr durch das Haar. »Hat es dir gefallen, mein Mädchen?«
Linnea fühlte sich zu schwach, um zu antworten. Das Einzige, was sie zustande brachte, war ein Nicken.
Sanfte Küsse tupften den Schweià von ihrem Hals ab. »Du kannst es jederzeit wieder haben. Mache mich glücklich, und ich mache dich auch glücklich.«
Ja ⦠Das würde sie. Sie würde alles tun, um es erneut zu erleben. Bereits jetzt spürte sie ein schmerzhaftes Ziehen in ihrem Unterleib, wenn sie bloà daran dachte, sich nicht mehr in Oyas Umarmung zu wissen und nicht mehr den Schmerz ihrer Leidenschaft zu empfangen.
Neben dem Drang, ihrer Göttin zu huldigen, regte sich Angst in ihr: Wenn dies die Belohnung war, wie sah dann die Strafe aus? Doch sie erlaubte sich nicht, den
Höhenflug ihrer Sinne zu verderben. Sie würde sich keine Fehltritte leisten. Oya würde zufrieden mit ihr sein.
Erst nach einer Weile fand Linnea die Sprache wieder. Ihr Mund fühlte sich trocken an, ihre Kehle rau, als rieben sich darin Sandkörner aneinander: »Ich dachte, du würdest dir ansehen wollen, wie deine Feinde brennen. Stattdessen bist du bei mir.«
»Ist es nicht um einiges schöner, wenn wir das Spektakel zusammen genieÃen? Aus dem Schattenreich? Was meinst du?«
Noch bevor Linnea antworten konnte, sog ein Wirbel sie beide in das Reich der Verdammten.
Kapitel 15
W ährend die mollige Chinesin die Schachteln mit dem Essen in einer Plastiktüte verstaute, betrachtete Finn das Ambiente des Restaurants, um dem missbilligen Blick der Kellnerin nicht begegnen zu müssen. Seine zerschlissenen Klamotten, die er gezwungenermaÃen seit drei Tagen trug, machten aus ihm nicht gerade die Art von Gentleman, die normalerweise dieses Lokal aufsuchte.
Von den Wänden gähnten ihn mit weit geöffneten Mäulern die obligatorischen Drachen an, der übergewichtige Buddha grinste am Eingang vor sich hin. Die Zither-Klänge im Hintergrund wirkten beinahe
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