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Nachtseelen

Titel: Nachtseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krouk Olga
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»Nicht so schnell, meine Turteltäubchen. Ich denke, wir haben miteinander noch ein Hühnchen zu rupfen.«
    Instinktiv griff Alba nach Finns Arm und lehnte sich an ihn. Diesmal war er es, der sie von sich schob. Für einen Wimpernschlag blieben seine Hände auf ihren Schultern ruhen, als wollte er sie doch noch an sich drücken, zum letzten Mal, zum Abschied, dann wandte er sich Micaela zu.
    Â»Du hast gewonnen. Ich komme mit dir, freiwillig. Lass Alba gehen.«
    Â»Meinetwegen. Ich kann mit ihr eh nichts anfangen.« Er machte einen Schritt auf die Jägerin zu. Alba hielt ihn geschwind am Ärmel zurück.
    Â»N-nein!« Noch nie hatte sie so viel Leidenschaft in ein einziges Wort gepresst.
    Für einen Moment glaubte sie, er würde lächeln – wenn sie bloß sein Gesicht in der Dunkelheit erkennen könnte! -, dann spürte sie, wie er ihre Finger auseinanderbog. »Dir wird nichts passieren.«
    Sie hätte ihn schlagen können. Vor Wut, vor Verzweiflung. Dir sollte nichts passieren, wollte sie rufen. Und tat es nicht, weil er sich von ihr bereits abwandte und zu seiner Gegnerin ging. Weil es ihr bei diesem Anblick eng ums Herz wurde und sie eh keinen Ton herausgebracht hätte.
    Micaela wartete nicht, bis er die Entfernung überwunden hatte. Wie eine Raubkatze stürzte sie sich auf ihn,
riss ihn zu Boden und bog ihm die Arme auf den Rücken.
    Â»Ich habe doch gesagt, ich komme freiwillig mit«, keuchte er.
    Â»Wir beide wissen, wie viel dein Wort wert ist«, entgegnete Micaela kühl und fesselte seine Handgelenke. Dann zog sie ihn mit einem Ruck auf die Beine. »Heute ist mein Glückstag. Die Hexe ist erledigt, und du bist gefangen. Die Königin wird zufrieden mit mir sein.«
    Â»Ja, nimm dir einen Keks«, murmelte er, während die Jägerin ihn vorwärtsschubste und er beinahe stolperte.
    Bis jetzt hatte Alba auf irgendein Wunder gehofft, das ihren Finn retten würde. Aber es kamen keine Engel vom Himmel, um ihn diesem Scheusal von einer Frau zu entreißen.
    Sie musste etwas tun. Oder tatenlos zusehen, wie er verschleppt wurde. Nein, das durfte sie nicht zulassen.
    Doch als Alba eine Bewegung in seine Richtung machte, sprang ihr ein Kojote in den Weg. Ein Kojote! In Deutschland! Das Tier sah alles andere als freundlich aus mit seinen gefletschten Reißzähnen.
    Â»An deiner Stelle würde ich jetzt nichts Dummes tun«, flüsterte eine männliche Stimme hinter ihr. »Du hast die Jägerin gehört. Du darfst gehen, sobald wir haben, was wir wollen.«
    Sie dachte nicht darüber nach, was sie machte. Noch bevor der Kerl seinen Satz beendet hatte, fuhr Alba herum und kratzte ihm über das Gesicht. Er packte sie an
den Schultern, da rammte sie ihm ein Knie zwischen die Beine. Der Mann japste und krümmte sich. Der Kojote grollte, gleich würde das Tier angreifen. Alba drehte sich um, der Bestie schutzlos ausgeliefert.
    Mit einem kämpferischen »Wiih!« stürzte der Rotmilan vom Himmel, grub dem Tier die Krallen in die Schnauze und schlug es mit den Flügeln. Der Kojote jaulte, versuchte den Angreifer abzuschütteln, doch vergeblich.
    Micaela wandte sich dem Lärm zu, als ein Schatten vom Dach auf sie stürzte. Nein, kein Engel, der zu Finns Rettung eilte. Aber ein Untoter war ein ganz passabler Ersatz dafür.
    Alba lief zu Finn. Seine Hände waren mit einem Kabelbinder gefesselt.
    Â»Das Messer. In meiner linken Hosentasche«, flüsterte er ihr zu.
    Wehe, das ist nur ein Vorwand, um von mir befummelt zu werden , dachte sie mit für sie ungewohntem Galgenhumor, trat dicht hinter ihn und schob ihre Hand in seine Hosentasche. Er trug eine eng anliegende Jeans, und ihr Unterfangen stellte sich als nicht einfach heraus. Fast hätte sie nicht bemerkt, wie etwas Langes, das auf dem Boden kroch, auf sie zuschnellte. Am Kragen zog Alba Finn zurück, und die Zähne der Schlange verfehlten nur knapp sein Bein. Das Biest zischte und sammelte sich zu einem neuen Angriff.
    Zusammen mit Finn taumelte Alba zurück, bis zu einem Baum, der im Hinterhof wuchs, und brach sich
einen Ast ab. Mit ganzer Kraft schleuderte sie damit die Schlange von sich.
    Endlich gelang es ihr, das Taschenmesser zu bergen. Sie zog die Klinge heraus und durchtrennte Finns Fessel.
    Adrián kämpfte jetzt nicht nur gegen Micaela, sondern auch gegen zwei andere Metamorphe. Alba vermochte die Silhouetten in der

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