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Nachtsplitter

Nachtsplitter

Titel: Nachtsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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Meine Knie zitterten immer noch. Irgendwie schaffte ich es bis zur Haustür. Ich sah nur eine einzige
     Silhouette durch die Milchglasscheibe. Keine Uniform. Trotzdem legte ich, einem plötzlichen Impuls folgend, die Sicherheitskette
     vor, ehe ich aufmachte.
    »Jenny? Was soll das? Ich bin's!«
    Markus! Vor Erleichterung wurde mir beinahe schwindelig. Nachdem ich die Tür wieder geschlossen hatte, lehnte ich für eine
     Sekunde meine fiebrige Stirn gegen das kühle Glas. Dann löste ich die Kette und ließ Markus herein. Er ging ins Wohnzimmer
     und setzte sich aufs Sofa.
    »Hast du auch gerade die Nachrichten gesehen?«
    Ich nickte stumm. Sagen konnte ich nichts.
    »Irgendwer muss uns am Samstag auf der Brücke beobachtet haben.« Markus fuhr sich mit beiden Händen durch die kurzen Haare.
     Sein Gesicht war gerötet. Er sah ziemlich aufgewühlt aus.
    Ich nahm neben ihm Platz. »Vielleicht dieses Pärchen, das an uns vorbeigekommen ist. Oder irgendwer anders. Es sind jede Menge
     Leute über die Brücke gelaufen, während wir dort waren.«
    »Zum Glück ist das Bild nicht besonders gut. Man muss schon ziemlich genau hinschauen, um uns darauf zu erkennen.«
    »Findest du? Ich hab uns sofort erkannt.« Ich sah Markus fest an. Auf einmal war ich ganz ruhig. »Wirmüssen zur Polizei gehen. Und zwar so schnell wie möglich.«
    »Bist du verrückt?« Markus schüttelte den Kopf. »Das geht nicht!«
    »Warum nicht?«
    »Weil . . . weil ich keinen Ärger mit den Bullen will. Und du doch auch nicht, oder?«
    »Wir werden keinen Ärger bekommen«, sagte ich. »Wir machen unsere Zeugenaussage und dann gehen wir wieder. Sie können uns
     nichts anhängen, weil wir nichts getan haben.«
    »So einfach ist das nicht.« Markus seufzte. »Glaub mir, die werden uns total durch die Mangel drehen. Uns komplett durchleuchten.
     Unsere ganze Vergangenheit, alles, was wir jemals in unserem Leben getan haben.«
    »Na und? Wir haben doch nichts zu verbergen.« Ich war mir sicherer denn je, dass das die richtige Entscheidung war.
    »Du vielleicht nicht . . .«, murmelte Markus.
    »Glaubst du etwa, sie hängen dir was an, weil du einmal mit Gras erwischt worden bist?«, fragte ich. »Das ist doch Schnee
     von gestern. Und jetzt bist du sauber.«
    »Ich will einfach keinen Ärger, das ist alles«, wiederholte Markus wie ein endloses Mantra.
    »Was ist, wenn uns jemand auf dem Phantombild erkennt? Und der Polizei einen Tipp gibt? Dann haben wir ein richtiges Problem.«
    Markus schnaubte verächtlich. »Das Bild ist doch viel zu schlecht. Meine Eltern saßen direkt neben mir, als die Nachrichten
     liefen, und sie haben nicht den geringsten Verdacht geschöpft. So wie auf diesem Bild sieht doch jeder Zweite hier aus.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist mir zu riskant. Ich gehe morgen zur Polizei. Dann hat dieser Spuk endlich ein Ende.«
    »Nein, dann geht der Spuk erst richtig los.« Markus sah mich eindringlich an. »Mach jetzt bitte keinen Fehler, Jenny. Nur
     wenn wir zusammenhalten, sind wir stark.«
    Ich sprang auf. Plötzlich konnte ich seine Nähe nicht mehr ertragen. Genauso wenig wie seine fadenscheinigen Ausflüchte.
    »Ich glaube, du bist derjenige, der hier gerade einen Fehler macht.« Meine Stimme klang schrill. »Was ist eigentlich los mit
     dir? Wo ist dein Problem? Man könnte fast meinen, du hättest doch etwas zu verbergen.«
    »Und wenn es so wäre?« Markus' Blick war immer noch auf mich gerichtet. Seine Augen schienen mich anzuflehen. Um was? Verständnis?
     Liebe? Oder einfach nur darum, dass ich den Mund hielt?
    Ich starrte zurück. »Was soll das heißen? Hast . . . hast du etwa die Flasche geworfen?«
    Er schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Natürlich nicht.«
    Plötzlich fiel mir etwas ein. »Was hast du eigentlich vorhin im
Backstage
gemacht?«
    Markus' Blick wurde wachsam. »Wieso?«
    »Ich hab dich gesehen. Als du gerade mit Tom rausgekommen bist.«
    »Spionierst du mir jetzt etwa nach?«, fragte Markus scharf.
    Ich schnaufte empört. »Quatsch. Ich bin zufällig vorbeigekommen.«
    Markus zuckte mit den Schultern. »Tom und ich haben nur ein bisschen Billard gespielt. Nichts weiter.«
    Ich hätte ihm so gerne geglaubt. Aber ich wusste genau, dass er mir nicht die ganze Wahrheit sagte.
    Na und? Du verschweigst ihm doch auch etwas.
    Ich schaltete den Fernseher aus und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich glaube, du gehst jetzt besser.«
    Markus nickte und erhob sich langsam. Er schlurfte in den Flur. Wir

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