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Nachtwesen - Die Vollstreckerin

Nachtwesen - Die Vollstreckerin

Titel: Nachtwesen - Die Vollstreckerin
Autoren: Sabine Pagel
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Blick bannte sie in ihren Sessel und forderte alle Aufmerksamkeit. „Die junge Dame dort ist Lynn Valoth, Erste des dritten Hauses.“ Er wies auf die Frau, die den Sessel heran geschoben hatte. „Ihre Fähigkeit ist die Gedankenkontrolle. Kein Wesen ist vor ihren Manipulationen sicher. Also nimm dich vor ihr in Acht.“ Er zwinkerte Kyrana zu und wandte sich sodann einer zarten, blonden Schönheit zu, welche neben Lynn stand. „Dies ist Alyiena Wryl, unsere Heilerin und Oberste des vierten Hauses. Sie hat es zu wahrer Vollendung gebracht, Portale zu weben, die es uns erlauben, an andere Orte zu reisen.“
    Eine kleine Pause entstand, in der sich Kyrana beeilte zu nicken, damit Kelmar wusste, sie lauschte aufmerksam. Und schon fuhr er fort: „Zuletzt stelle ich dir Kayo Zaroy vor.“ Er winkte einen drahtigen Mann mit langem, braunem Haar, stechend grünen Augen und harten Gesichtszügen näher heran. „Er ist Erster des fünften Hauses und wahrer Meister im Umgang mit Klingen aller Art.“
    Wieder nickte sie, auch wenn besagter Klingenmeister ihr ziemlich unsympathisch war. „Darf ich jetzt hinausgehen?“ Kaum dass die Worte gesagt waren, biss sie sich auf die Lippen und zog den Kopf ein. Fast fühlte sie sich wieder in ihre Kindertage zurück versetzt. Doch kein Unmut zeigte sich in Kelmars Antlitz, im Gegenteil. Sein Lachen erfüllte den Raum, indes er nickte und auf sie zu trat, um ihr die Hand zu reichen. „Ich werde dich begleiten. Sehen wir, was das neue Leben Schönes zu bieten hat.“
    *
    Selig die Hand in Seine gebettet, so schritt Kyrana wenig später neben Kelmar durch den Garten von Merians Anwesen. Noch immer war es Nacht und die Eule entließ ab und an einen Ruf in die Stille. Sie hätte so viele Fragen zu stellen, doch keine davon war es wert, diesen Augenblick des Glücks zu zerstören. Es fühlte sich beinahe an, als wäre sie seine Gefährtin, die Gemahlin an seiner Seite.
    Natürlich war der Gedanke unwirklich – aber doch so beflügelnd, dass sie hätte tanzen und singen können. Er war von Kindesbeinen an die Liebe ihres Lebens und würde es wohl immer sein. Dabei war es gar nicht wichtig, was er für sie empfand... Denn eigentlich hatte sie sich schon damit abgefunden, dass er einer Anderen gehörte und in ihr wohl nie mehr als eine Schülerin, Schwester oder Freundin sehen würde.
    Doch träumen war erlaubt! Und sie beherrschte das Träumen in Vollendung. „Sieh doch nur, deine Augen.“ Kelmar blieb stehen, ergriff auch ihre zweite Hand und zog sie sanft näher an sich heran, um sie anzuschauen. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, das sie in ihrer Euphorie als zärtlich empfand. „Sie haben ihre rote Farbe verloren und muten an wie reinstes Glas“, fuhr er leise fort. „Du bist wunderschön, Kyrana. Das neue Leben steht dir gut.“
    Er löste eine Hand und bettete sie an ihre Wange, strich weich mit dem Daumen über ihre seidige Haut – und hauchte einen Kuss auf ihren Mundwinkel. Dann sah er wieder in ihre Augen und flüsterte: „Es war richtig, dich zu erwählen. Ich bin stolz auf dich.“ Würde in diesem Augenblick ein Blitz vom Himmel züngeln und sie erschlagen, sie würde glücklich sterben. In gebannter Atemlosigkeit lauschte sie jedem seiner Worte, spürte seine Lippen noch, als er sich längst wieder entfernt hatte. „Kelmar...“, hob sie mit bebender Stimme an, um ihm endlich ihre Gefühle zu offenbaren.
    Er würde seine Gemahlin verlassen, um mit ihr zusammen zu sein, bei ihr, ewig...Doch sein Finger verschloss sachte ihre Lippen. Er lächelte und nickte leicht. „Ich weiß...“ Dann ergriff er wieder ihre Hand und wandte sich herum, den Weg zurück zum Haus aufzunehmen. „Es gibt jetzt für dich vieles zu lernen“, sprach er dabei zu ihr – und überbrückte damit gekonnt jenen winzigen Moment der Verlegenheit. „Merian wird dir zur Seite stehen und dir alles erklären. Er ist ein guter und geduldiger Lehrmeister.“
    Sie nickte ganz automatisch und bemühte sich redlich, den Blick stur auf den Weg zu richten. Ihn bloß nicht anzusehen, damit er nicht in ihren Augen ihre Verwirrung und Verletztheit sehen konnte. Merian. Natürlich. Wer sonst?...
    „Du wirst Gefallen an deinen neuen Fähigkeiten finden“, fuhr Kelmar unbeirrt fort. „Und ich...“ Er verstummte, bis sie die Eingangspforte erreicht hatten und Kyrana endlich den Blick zu ihm hob. „Ich werde dich in der Schattenmagie unterweisen. Denn ich weiß, dass dir das eine Herzensangelegenheit ist,
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