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Nachtzug

Titel: Nachtzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood , Gareth Wootton
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Wache, bereit, sich auf das verabredete Zeichen hin zu entfernen.
     
    Kaum hatte Hartung die Tür aufgestoßen, da erschien neben ihm im Eingang auch schon der rotgesichtige, polternde Schmidt.
    »Szukalski!« platzte er ohne Umschweife heraus. »Diese Herren berichten mir, daß Sie sich des Betruges schuldig gemacht haben! Sie sagen, es gibt keine Fleckfieberepidemie in dieser Stadt! Stimmt das? Verflucht noch mal, stimmt das?«
    Szukalski blieb ruhig. Seine Stimme klang sicher und beherrscht.
    »Ich glaube, da liegt ein Irrtum vor, Herr Hauptsturmführer.«
    »Irrtum?« Der Kommandant stürzte ins Zimmer und machte Anstalten, auf den Doktor loszugehen, aber Hartung stellte sich ihm in den Weg.
    »Hauptsturmführer«, meinte er mit einem Lächeln, »es ist doch ganz eindeutig, daß die Schweine lügen. Es bleibt ihnen ja auch gar nichts anderes übrig. Sie unternehmen einen letzten Versuch, ihre wertlose Haut zu retten. Jetzt würde ich vorschlagen, daß wir das Problem so angehen, wie man es von Männern der SS erwartet. Sind Sie einverstanden?«
    Schmidt starrte Hartung mit unverhohlenem Haß an und richtete dann seinen wütenden Blick auf Szukalski. In diesem Moment war Jan beinahe froh, daß Hartung hier war.
    Hinter den beiden Offizieren trat ein dritter blaßblonder Mann ein, der ebenfalls eine SS -Uniform trug. Hartung stellte ihn höflich vor, worauf alle fünf Platz nahmen. Mit einem Fußtritt schloß Schmidt die Tür hinter ihnen. In abwartender Haltung saßen sie sich gegenüber.
    »Dr. Szukalski«, begann Max näselnd, »es ist vorbei.«
    »Was ist vorbei?«
    »Ihre Fleckfieberepidemie.«
    »Ach ja? Haben Sie uns ein Heilmittel gebracht? Vielleicht etwas DDT ?«
    {294} »Sie wissen verdammt gut, was …«, bellte Schmidt los und wurde abermals von dem Kommandanten der Einsatzgruppe unterbrochen.
    Hartung heftete seinen harten, kalten Blick auf Maria und verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln. »Du hast mich als erste darauf gebracht, Liebchen. Erinnerst du dich, was du mir damals so unbekümmert über Fleckfieber gesagt hast? Und dann Sie, Herr Doktor«, er wandte sich zu Szukalski um, »wie war das doch gleich mit der Epidemie, die Sie sich herbeiwünschten, um die ›Nazis‹ aus der Stadt fernzuhalten? Am Weihnachtsabend. Na, entsinnen Sie sich?«
    Maria schwieg. Seit sie erkannt hatte, wer Hartung wirklich war, hatte sie hin und her überlegt, warum gerade er sich mit dieser Sache befaßte. Schließlich war ihr der Abend eingefallen, den sie zusammen im Weißen Adler verbracht und in ihrem Bett beschlossen hatten. Aber Maria Duszynskas Gedächtnis war ausgezeichnet. Weder sie noch Szukalski hatten versehentlich wichtige Einzelheiten an Hartung verraten, das wußte sie genau. Das Geheimnis um die ProteusBakterien war noch immer sicher.
    »Wie dem auch sei«, fuhr Max belustigt fort und weidete sich sichtlich an dem Schrecken und dem Schmerz auf Marias Gesicht, »Sie können jetzt ruhig alles zugeben, ansonsten könnte es ziemlich unangenehm für Sie werden.«
    »Da gibt es nichts zuzugeben, Herr Sturmbannführer« erwiderte Szukalski, dessen gelöstes, selbstsicheres Auftreten Dr. Müller unruhig auf seinem Stuhl hin- und herrutschen ließ. »Sie kommen mitten in der schlimmsten Fleckfieberepidemie, die ich je erlebt habe. Hoffentlich sind Sie immun.«
    »Du jagst uns keine Angst ein, Schwein«, versetzte Hartung höhnisch grinsend.
    »Darf ich auch einmal ein Wörtchen sagen?«
    Alle drehten sich zu Fritz Müller um. »Sie kennen mich, nicht wahr, Dr. Szukalski, Dr. Duszynska?«
    »Natürlich, Herr Doktor. Ihr Name stand auf vielen unserer Testergebnisse. Es ist uns ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.«
    »Es ist uns zu Ohren gekommen, Herr Doktor, daß Sie hier in Sofia keine wirkliche Fleckfieberepidemie haben, sondern dies lediglich vortäuschen, indem Sie Blutproben fälschen. Stimmt das?«
    »Was meinen Sie mit ›fälschen‹?«
    {295} »Mit ›fälschen‹ meine ich, Sie nehmen das Blut eines Fleckfieber-Patienten, verteilen es auf mehrere Proben und versehen es mit den Namen von Gesunden.«
    Szukalski, der sich seiner Sache jetzt ziemlich sicher war, erlaubte sich einen Blick ernster Entrüstung. »Wie bitte, Herr Doktor? Ich fälsche doch keine Blutproben! Und ebensowenig erfinde ich eine Krankheit, wo es keine gibt. Sie sagen, Sie haben noch andere Ärzte mitgebracht. Und Laboranten und Ausrüstung. Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen? Lassen Sie uns auf der Stelle ins Krankenhaus

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