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Nachtzug

Titel: Nachtzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood , Gareth Wootton
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vollkommen sicher sind«, erwiderte Müller mit einem wütenden Blick auf Hartung. Szukalski lächelte. »Dann ist ja alles in Ordnung, meine Herren. Machen wir also weiter.«
    Nachdem die zweite Hütte sich als ebenso schmutzig erwiesen hatte wie die erste, übertrug Müller es nur einem Arzt und einem Laboranten, Szukalski in die folgenden zu begleiten. Der Rest der Gruppe wartete draußen unter den neugierigen Blicken der Dörfler. Eine besorgniserregende Stille lag über dem Ort. Als der Wind drehte, erfüllte der Gestank von Exkrementen und Urin die Luft, und die Ärzte wußten, daß die Ursache dafür ganz in der Nähe lag. An der Rückseite mehrerer Hütten türmten sich Abfallhaufen, in denen grunzende Schweine herumstöberten. Der Dreck und die Armut des Weilers wurden den Deutschen immer unerträglicher, und als Szukalski aus der letzten Behausung hervortrat, wünschten sie sich nichts sehnlicher, als diesen schrecklichen Ort auf dem schnellsten Wege zu verlassen.
    Die ganze Zeit über hatte Hartung kein Wort gesprochen.
    »Möchten Sie noch mehr sehen, meine Herren?« fragte Szukalski auf dem Weg zu den Autos.
    Müller schaute in die mißvergnügten Gesichter seiner Kollegen und meinte: »Sind alle Dörfer wie dieses hier?«
    »Ich kann mit Ihnen hundert Dörfer besuchen, und sie werden sich kaum von diesem hier unterscheiden. Oh, passen Sie auf, wo Sie hintreten, Dr. Müller.« Szukalski faßte den Doktor am Arm und lotste {308} ihn um einen etwas versteckt verlaufenden Jauchegraben herum. »Ich möchte nur, daß Sie sich davon überzeugen, daß ich hier ganz gewiß keine Fleckfieberepidemie vortäusche. Bitte nehmen Sie so viele Blutproben aus so vielen Dörfern, wie es Ihnen beliebt.«
    Hartung, der den anderen vorausging, hatte Szukalskis Warnung nicht gehört und landete mit einem Stiefel in dem Jauchegraben, der die Gülle von einem nahe gelegenen Schweinekoben entsorgte. Er glitt aus und fiel zurück. Zwar konnte er gerade noch verhindern, daß er ganz in den Kot eintauchte, aber sein Mantel und seine Hände blieben von der klebrigen Mischung aus Schlamm und Schweinefäkalien nicht verschont.
    Der Sturmbannführer rappelte sich eilig auf und sah sich nach etwas um, woran er seine Hände abwischen konnte. In diesem Augenblick drehte Szukalski sich abrupt um und sagte: »Ich würde Ihnen empfehlen, Dr. Müller, Ihre Kleidung gründlich zu reinigen, sobald wir wieder in Sofia sind. Die Ansteckungsgefahr, der Sie hier ausgesetzt waren, ist enorm hoch. Sie wissen wohl ebensogut wie ich, daß es zuweilen schon genügt, den Staub in einer dieser Hütten einzuatmen, um sich Fleckfieber zuzuziehen.«
    Szukalski stieg in den ersten Wagen ein, und die übrigen verteilten sich auf die drei folgenden Fahrzeuge. Fritz Müller starrte wütend auf Hartung, der sich die Hände an einem Büschel Stroh abwischte, und stieß hervor: »Ich kann nicht glauben, daß ich mich von dir zu so einem Wahnsinn habe überreden lassen.«
    Doch der SS -Mann blieb gelassen. Während er seine verschmierten Finger in aller Seelenruhe durch das Heu zog, erwiderte er zuversichtlich: »Es gibt kein Fleckfieber hier, Fritz, und wir werden dieser Posse bald ein Ende bereiten. Szukalski wird seinen Bluff bis zum bitteren Ende fortsetzen. Er ist ein eigensinniger, schlauer Fuchs, der bis zuletzt kämpfen wird, obwohl er bereits weiß, daß er besiegt ist. Ich glaube auch, daß er Zeit schinden will, um sich etwas auszudenken, wodurch er seine Haut retten könnte. Er weiß ganz genau, wenn die Bluttests erst einmal durchgeführt sind und negative Ergebnisse zeigen, werden meine Panzer seine wunderschöne Stadt dem Erdboden gleichmachen. Es ist ein spannendes Theaterstück. Ich hätte nicht erwartet, daß er seine Rolle anders spielt.«
    Bevor sie in den Wagen einstiegen, musterte Müller seinen Freund {309} mit einem vernichtenden Blick und meinte beiläufig: »Du hast doch hoffentlich nichts dagegen, wenn ich nicht mit dir im vordersten Wagen nach Sofia zurückfahre, Max? Du stinkst leider wie ein Misthaufen.«
    Eine Stunde später erreichte der Konvoi Sofia. Als sie vor dem GestapoHauptquartier hielten, glaubten sie ihren Augen nicht zu trauen.

24
    Das Essen im Freien hatte die Ausmaße eines Gelages angenommen. Lange, mit leuchtend bunten Tischtüchern bespannte Tafeln bogen sich unter riesigen Essensmengen; das meiste davon war von den Bürgern der Stadt herangeschafft worden, um die vom Weißen Adler bereitgestellten Speisen zu

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