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Nachtzug

Titel: Nachtzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood , Gareth Wootton
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Widerständler getötet zu werden?«
    Die schwere Luft senkte sich auf sie nieder, legte sich wie ein Schleier über sie und verdrängte alles aus dem Raum – bis auf die letzte, unausgesprochene Antwort.
    Als Piotr Wajda zu seinem Freund aufschaute, standen ihm Tränen in den Augen. »Wenn Sie es tun, Jan, werde ich Ihnen helfen. Aber Sie dürfen niemand sonst hineinziehen. Der andere Priester, Żaba, meine Haushälterin: Keiner darf etwas davon erfahren. Die Konsequenzen müssen wir alleine tragen.«
    {136} »Dazu bin ich bereit.«
    »Was brauchen Sie von mir?«
    »Zwei Dinge, Herr Pfarrer. Wenn mein Experiment mit Keppler gelingt, dann werden wir einen geheimen Ort brauchen, an dem wir ein kleines Labor einrichten können, denn im Krankenhaus ist es nicht sicher genug. Aber lassen Sie sich ruhig Zeit bei Ihren Überlegungen, Herr Pfarrer, die Entscheidung muß erst in ein paar Tagen fallen. Vielleicht aber auch dann nicht.«
    Piotr Wajda nickte ernst. »Und das andere?«
    »Ich brauche ein Kilo Kalbfleisch, und zwar bis acht Uhr heute abend.«
    »Kalbfleisch?«
    »Ich werde es Ihnen später erklären.«
    »Gut. Ich vertraue Ihnen, Jan. Und hören Sie endlich auf, mich ›Herr Pfarrer‹ zu nennen. Ich heiße Piotr.« Und er streckte ihm die Hand hin, die Jan Szukalski dankbar ergriff.
     
    »Hauptmann« Matuszek blickte seine Freunde an und sagte: »Schaut her, das ist der Plan.«
    Die Gruppe scharte sich eng um ihn. Sie bestand aus zwanzig Bewohnern der Höhle, die körperlich in der Lage waren, an der Mission teilzunehmen. David Ryż, der neben dem hünenhaften Polen stand und spürte, wie er vor Aufregung nahezu erstarrte, ließ seinen Blick über die Runde schweifen, bis er auf Leokadja fiel, und einmal mehr stellte er fest, daß er zu viel über sie nachdachte. In den drei Tagen, die sie sich nun in der Höhle befand, hatte sie kaum ein Wort von sich gegeben und sich von den anderen ferngehalten. Niemand wußte, wie es sie überhaupt zu den umherziehenden Brunek und Antek verschlagen hatte, und da sie ihre Gedanken für sich behielt, stellte sie für David ein Rätsel dar, das ihn zunehmend beschäftigte.
    Aber als seine Gedanken über das sachlich Begründete hinauszugehen begannen, da erinnerte er sich wieder daran, daß sie eine Goi war, sieben Jahre älter als er, und daß sie einen Mann hatte, der irgendwo in der Wehrmacht mitkämpfte. Doch auch als er sich zwang, seinen Blick von ihrem unerhört schönen Gesicht abzuwenden, fiel es David schwer, sich zu konzentrieren.
    »Wir haben pro Person gerade ein Gewehr für die Männer und die {137} Frauen«, hörte er Brunek leise sagen, »und es wird nötig sein, daß wir alle mitmachen, wenn wir erfolgreich sein wollen.« Dann hielt er einen seltsamen Gegenstand hoch. »Das ist eine Feldflasche, eine von denen, die wir mit Nitroglyzerin füllen werden, das wir erst bei der Brücke zusammenmischen. Ihr seht, daß sie mit einer Schnur und einer Fahrradklammer verbunden ist. Ich werde unter dem Zug sein und die Klammer an der Achse eines Waggons befestigen. Ich werde auch versuchen, eine weitere Flasche unter der Lok anzubringen.«
    »Aber du wirst sofort in die Luft gejagt, wenn der Zug anfährt. Es gibt immer einen Ruck, bevor er startet, und gerade dann bist du unter dem Zug.«
    »Ja, Moisze, das weiß ich, und deswegen darf ich diese Kanister auch erst dann anbringen, wenn der Zug schon in Fahrt ist. Es vergeht immer eine kurze Zeit, bis der Zug nach dem Anrucken richtig beschleunigt. Eine kurze Zeit fährt er ganz ruhig, ja er gleitet fast, und genau dann werde ich das Nitro anbringen. Sobald er eine normale Geschwindigkeit erreicht hat, werden diese Kanister wie Pendel an den Achsen schwingen, und wenn er dann plötzlich abrupt anhält, werden sie ganz hoch schwingen und gegen den Boden des jeweiligen Eisenbahnwaggons schlagen. Und dann … Bumm!«
    »Warum sollte der Zug abrupt anhalten?«
    »Das erkläre ich später, zuerst einmal haben wir heute nacht etwas zu erledigen. Moisze, du und Antek und noch ein paar andere, ihr werdet mich zur Brücke begleiten, um ein paar Vorarbeiten zu leisten. Zuerst müssen wir eine Schwelle entfernen, ungefähr da, wo die Lok stehen wird, wenn der Zug vor der Überquerung der Brücke anhält, und dann graben wir ein Loch für dieses Ölfaß.«
    Die Kandidaten für den Einsatz starrten das große Metallfaß an und musterten es argwöhnisch.
    »Nachdem wir es in das Loch gesteckt haben, werden wir die Schwelle wieder

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